Antrag

 

der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen

 

 

Standortfaktor Grün stärken (VII)

– Grün- und Freiflächen am Spittelmarkt bewahren

 

 

 

Das Abgeordnetenhaus wolle beschließen:

 

Alle Flächen am Spittelmarkt, die zum Erhalt des Grünzuges und einer großzügigen Platzgestaltung benötigt werden, sind von der Bebauung freizuhalten und aus dem Liegenschaftsfonds herauszulösen.

 

Darüber hinaus wird ein städtebaulicher Wettbewerb durchgeführt, mit dem Ziel, ein anwohnerfreundliches und ökologisch verträgliches Gestaltungskonzept zu erarbeiten. Dabei ist Folgendes zu beachten:

 

 

 

 

 

 

 

 

 



Begründung

 

Eine Besonderheit im europäischen Metropolenvergleich ist die grüne Lunge Berlins. Kaum eine andere Stadt hat so viele Grün- und Freiflächen. Grün- und Freiflächen prägen entscheidend das Stadtbild und sind bestimmend für die Identifikation der Bewohnerinnen und Bewohner mit ihrem Stadtteil. Auch „Hochhauslandschaften“ brauchen grüne Freiräume als Gegengewicht zum Lärm und Staub auf den  Straßen. Oft wird der Wert von Freiräumen und Grünflächen erst dann erkannt, wenn sie bebaut sind.

 

Die vom Senat geplante Verschwenkung der  Gertraudenbrücke wäre mit einem erheblichen finanziellen Aufwand verbunden. Die geplante Refinanzierung dieser Kosten über den Verkauf und die Bebauung von Teilgrundstücken ginge mit einer Ver­schlechterung der Situation des öffentlichen Rau­mes und der Wohnsituation in den vorhandenen Häusern einher.

 

Ein Rückbau der Leipziger Straße auf den alten Stadtgrundriss scheint nur bei oberflächlicher Betrachtung attraktiv. In konkrete Planungen umgesetzt hieße das nämlich, dass unmittelbar entlang der Leipziger Straße, wenige Meter vor den Hochhäusern, neue Gebäudekomplexe errichtet würden. Diese Häuser würden aus der Leipziger Straße eine Straßenschlucht machen und müssten wegen ihrer Fahrbahnnähe sogar teilweise arkadiert werden, damit auch eine Gehbahn für Fußgänger entstehen kann. Die neuen Wohnungen entlang der Straßen wären verlärmt, die dahinter Liegenden in den vorhandenen Gebäuden verschattet.

 


Selbst Skeptiker sind überzeugt, dass eine Nachverdichtung am Spittelmarkt nach dem Muster des alten Stadtbildes zu einer städtebaulichen Abwertung führen wird, wenn sie von der Gertraudenbrücke aus das Ergebnis der Bebauung des Ahornblatt-Areals bewerten. Dagegen mutet der etwas vernachlässigte Spittelmarkt mit dem Spindlerbrunnen und die sich anschließende Weite der Leipziger Straße geradezu idyllisch an.

 

Der Neubau am Ahornblatt beweist: Das Ziel einer Aufwertung des Spittelmarktes kann nicht durch ein Zubauen der wenigen unbebauten Quadratmeter erreicht werden. Eine Aufwertung ist nur mit einer Qualitätsverbesserung des Platzes und der Freiflächen entlang der Straße möglich, am besten bei einer gleichzeitigen Reduzierung der Belastungen durch den Individualverkehr.

 

Alle Fachleute sind sich einig, dass das innerstädtische Grün die Qualität und  den Wohnwert eines Gebiets beeinflusst. In unterversorgten Gebieten ist die Tendenz zur Stadtflucht größer als in Gebieten an Parks, Grün- oder Kleingartenanlagen.

 

Deshalb hat das Abgeordnetenhaus von Berlin bereits 1984 das Landschaftsprogramm beschlossen und dies 1994 auf die gesamte Stadt erweitert, um die grünen Freiräume zu erhalten und für die Erholung, den Umweltschutz, das Landschaftsbild sowie den Biotop- und Artenschutz zu entwickeln. Das Landschaftsprogramm weist am Spittelmarkt einen Grünzug aus, den es zu erhalten gilt.

 

Der Verkauf und die Bebauung des Spittelmarktes würde nur eine geringfügige und kurzfristige Entlastung des Berliner Haushalts erbringen, aber langfristiger Schäden für das Stadtbild und die Wohnqualität verursachen.

 

 

Berlin, den 2. April 2003


 

 

Dr.  Klotz  Ratzmann  Hämmerling  Oesterheld

und die übrigen Mitglieder der Fraktion

Bündnis 90/Die Grünen

 

 

 

Ausschuss-Kennung : StadtUmgcxzqsq