Mitteilung – zur Kenntnisnahme –
Erstellung eines Berichtes über die Innovations-, Forschungs- und
Technologieleistungen des Landes Berlin (Landes-Innovationsbericht)
Drucksachen 14/520, 14/730, 14/1468 und 15/328 –
Schlussbericht –
Der Senat legt nachstehende Mitteilung dem Abgeordnetenhaus zur Besprechung vor:
Das Abgeordnetenhaus hat in seiner 17. Sitzung
am 26.10.2000 Folgendes beschlossen:
„Der Senat wird beauftragt, zur Darstellung der Technologie-
und Forschungsleistung im Lande Berlin einen fachübergreifenden Innovationsbericht
vorzulegen.
Der Bericht soll alle zwei Jahre erscheinen,
erstmals zum 31.03.2001.“
Hierzu wird berichtet:
Zwecks grundlegender Neukonzeption des mit
Drucksache Nr. 13/3424 erstmals vorgelegten Landes-Technologieberichtes im
Sinne eines Vermarktungsinstrumentes für den Innovationsstandort Berlin, mit
dem zeitnah und aktuell insbesondere auch über erste Ergebnisse und Erfahrungen
zu einer Reihe neuer und für den Standort Berlin besonders relevanter Maßnahmen
und Aktivitäten berichtet werden sollte, wurde um Verlängerung der Berichtspflicht
bis zum 31.12.2001 gebeten.
Mit der Neubildung des Senats erhält die
Technologie- und Forschungspolitik neue Akzente, die sich auch auf Struktur und
Inhalt des Innovationsberichts auswirken, der stärker als bisher Aussagen zum Leistungsumfang und zur Zielerreichung
enthalten soll. Wegen dieser Neuausrichtung und der hierfür erforderlichen
vielfältigen Abstimmungen wurde um eine erneute Fristverlängerung bis zum
30.06.2002 gebeten.
Die Durchführung von Strukturreformen in der Senatsverwaltung für
Wirtschaft, Arbeit und Frauen und in der Senatsverwaltung für Wissenschaft,
Forschung und Kultur, sowie personelle Wechsel führten dazu, dass der Bericht
erst jetzt vorgelegt werden kann.
Wir bitten,
den Beschluss damit als erledigt anzusehen.
Berlin, den
22. Juli 2003
Der
Senat von Berlin
|
Harald Wolf Bürgermeister zugleich Senator für Wirtschaft, Arbeit und Frauen |
Dr. Heidi
Knake-Werner Senatorin für
den Senator für Wissenschaft, Forschung und Kultur |
Bürgermeister
Arbeit und Frauen
Innovationsbericht des Landes Berlin
Gliederung:
1.2 Entwicklung des
Wissenschaftssystems
1.3 Infrastruktur für Innovationen
2 Ziele
und Schwerpunkte der Innovationspolitik
2.2 Kompetenzfelder und
Schlüsseltechnologien
2.3 Vernetzung des
Wissenschaftspotenzials mit der Wirtschaft
2.4 Engere Zusammenarbeit zwischen
Berlin und Brandenburg
2.5 Vermittlung von Wissenschaft in
der Öffentlichkeit
3.1 Leitbild "Stadt des
Wissens" konsequent umsetzen
3.2 Finanzierung für zukünftige
Innovationen trotz schwieriger Haushaltslage sichern
3.3 Innovationsverhalten der
Berliner Unternehmen verbessern
3.4 Kooperationen weiter ausprägen
3.6 Aus- und Weiterbildung für
Schwerpunkttechnologiefelder forcieren
3.7 Rolle
der Geistes- und Sozialwissenschaften im Innovationsprozess stärker nutzen
3.8 Wissenschaftsmarketing weiter
ausbauen
3.9 Innovationskonzepte entwickeln
3.10 Innovationspolitik als gemeinsame
Aufgabe definieren
3.11 Wirtschaftsförderung evaluieren
und neu ordnen
Innovationspotenzial und innovatives Verhalten
in den Berliner Unternehmen hatten zur Zeit von Subventionswirtschaft in
Berlin-West und Planwirtschaft in Ost-Berlin schlechte Ausgangsbedingungen.
Im Ostteil der Stadt fehlte den Unternehmen der Wettbewerbsdruck als
Stimulierung innovativen Verhaltens, im Westteil waren „verlängerte Werkbänke“
übergewichtig, während sich die Forschungsabteilungen der Großunternehmen
überwiegend in Westdeutschland befanden. Bei mangelndem Wettbewerb entwickelte
sich kaum Eigeninitiative.
Seit der Wiedervereinigung befindet sich die
Berliner Wirtschaft in einem tief greifenden Strukturwandel. Die
Industrieforschung im Ostteil der Stadt brach weitgehend zusammen, viele
Unternehmen verloren ihre angestammten Märkte in Mittel- und Osteuropa. Die
übergewichtigen „flachen Produktionen“ wurden mit dem Wegfall der
Berlinförderung aus West-Berlin verlagert oder eingestellt. Ein Teil der
Unternehmen hielt dem Wettbewerbsdruck unter den veränderten Bedingungen nicht stand,
sodass Arbeitsplätze in größerem Maße abgebaut wurden als durch den allgemeinen
Strukturwandel ohnehin induziert. Andererseits ist die Entwicklung seitdem
durch eine erfolgreiche Modernisierung bestehender Unternehmen und
Neugründungen gekennzeichnet.
Betrug die Selbstständigkeitsquote in den 80er
Jahren im Westteil der Stadt 8 %, lag sie im Jahr 2002 bei 11,4 %
(Gesamtberlin) und damit über dem Bundesdurchschnitt von 10,6 %; in diesem
Jahr verzeichnete Berlin einen positiven Gründungssaldo von rd. 4.000 Unternehmen,
dem zweithöchsten seit 1997.
Die Innovationsaktivitäten in Berliner Unternehmen
lassen sich u. a. messen an dem Anteil des Personals für Forschung und
Entwicklung im Verhältnis zur Gesamtzahl der Beschäftigten. Das DIW hat in
einer Untersuchung im Jahre 2002 ermittelt, dass der mit Abstand zweitgrößte
Tätigkeitsbereich im verarbeitenden Gewerbe Berlins Forschung und Entwicklung
ist [(1) S.29]. Hier waren im Berichtsjahr 5.900 Mitarbeiter bzw. 9 %
sämtlicher Beschäftigten tätig. Selbst wenn dieser Wert wegen der überproportionalen
Beteiligung großer Unternehmen an der Befragung etwas überzeichnet sein sollte
- andere Untersuchungen kommen auf 6,2 % [(2) S. 5] oder 6,5 %
(vgl. Anlage 1) kann davon ausgegangen werden, dass in Berlin relativ mehr
derartige Mitarbeiter beschäftigt werden als im Durchschnitt der elf größten
westdeutschen Stadtregionen [(1) S. 30]. Im Vergleich der Bundesländer
nimmt Berlin in 1999 sogar den Spitzenplatz ein (vgl. Tabelle, Anlage 1).
Allerdings entfallen rund drei Viertel der in
Forschung und Entwicklung tätigen Personen auf Betriebe mit mehr als 1.000
Beschäftigten.
Ein wichtiger Indikator zur Messung der Umsetzung
der Innovationsaktivitäten in wirtschaftlichen Erfolg ist der Beitrag, den
neue Erzeugnisse für das Volumen des Umsatzes leisten. So zeigt sich, dass
jene Betriebe, die weiterentwickelte oder neue Produkte in ihr Angebot
aufgenommen haben, ihren Umsatz zwischen 2000 und 2001 in deutlich größerem Maße
steigern konnten als Unternehmen ohne innovative Tätigkeiten.
Der Anteil der Betriebe mit Produktinnovationen
stellt sich im Jahr 2001 wie folgt dar:
5 % der Betriebe
erbrachten völlig neue Produkte, darunter bereits in enger Kopperation mit
Wissenschafts-Einrichtungen
22 % der Unternehmen haben ein bereits vorhandenes
Produkt verbessert und weiterentwickelt
49% der Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe
und im Bereich Energie/Wasser haben ein bereits vorher angebotenes Produkt bzw.
eine bereits vorher angebotene Leistung verbessert oder weiterentwickelt.
Das entspricht in etwa den für Ostdeutschland
(28 %) und Westdeutschland (27 %) ermittelten Angaben für neue
Produktentwicklungen. [(3) S. 85ff, auch (4) S. 11ff]
Nimmt man weiterhin die Patentanmeldungen als
Indikator für Innovationsstärke, so liegt im Bundesländervergleich Bayern
mit 27,5 % an der Spitze, gefolgt von Baden-Württemberg mit 24,9 %
und Nordrhein-Westfalen mit 17,5 %. Berlin liegt mit 2,2 % im
Mittelfeld (8. Stelle). Betrachtet man die Statistik der Patentanmeldungen
pro 100.000 Einwohner, so ergibt sich für einige Bundesländer ein anderes Bild:
Hier liegen Baden-Württemberg mit 122, Bayern mit 116 und Hamburg mit 71 Anmeldungen
an der Spitze. Berlin ist auch hier mit 34 Anmeldungen an 8. Stelle zu
finden.
Hierbei ist aber zu berücksichtigen, dass sich
München z. B. sämtliche Patentanmeldungen der Siemens AG oder der
Fraunhofer-Institute zurechnet, da deren Zentralverwaltungen dort angesiedelt
sind. Höhere Anmeldequoten ergeben sich außerdem aus einem breiteren Industriepotenzial
dieser Regionen.
Ganz anders stellt sich die Situation bei den Patentanmeldungen
im Bereich der Wissenschaft dar. Die Arbeitsmarktregion Berlin nimmt mit einem
Anteil von 13,1 % der Patentanmeldungen aus dem Wissenschaftsbereich die
erste Stelle im Bundesgebiet ein.
Zur Zeit der Teilung hatte sich in beiden Stadthälften
Berlins jeweils ein ausgeprägtes Wissenschaftssystem entwickelt. Durch seine Insellage
war Berlin-West zwar industriell benachteiligt, aber durch gemeinsame Anstrengungen
von Bund und Ländern zu einem Zentrum von Wissenschaft und Kultur ausgebaut
worden. In Ost-Berlin wiederum hatte der Hauptstadtanspruch zu einer hohen
Konzentration von Wissenschaftseinrichtungen geführt. Auch hier fehlte ein
anregender Wettbewerb als Stimulans dafür, zeitgemäß problemorientiert zu agieren.
Die Zusammenführung und Restrukturierung der
Wissenschaftslandschaft im Zuge der Umsetzung des Einigungsvertrages folgte den
Evaluierungen und Empfehlungen des Wissenschaftsrates. Begünstigt durch
attraktive Finanzierungsregeln im Bereich der gemeinsamen Forschungsförderung
von Bund und Ländern nach Art. 91 b GG kam es in der ersten Hälfte der 90er
Jahre zu einer institutionellen Reorganisation der Forschungsinstitute. Deren
Erfolg wurde durch spätere, regelmäßige Evaluierungen des Wissenschaftsrates
sichtbar: Er attestierte den neu gegründeten Instituten gute bis sehr gute
Ergebnisse.
Die Bundeshauptstadt avancierte zum wohl größten
Wissenschaftszentrum Deutschlands mit ihren nunmehr vier Universitäten, 2 Universitätskliniken,
3 kleineren Kunsthochschulen, 10 Fachhochschulen und über 60 außeruniversitären
Forschungseinrichtungen. Berlin verfügt damit über ein umfangreiches
Innovationspotenzial in den verschiedensten Wissensformen: Systemwissen,
Produktwissen und Transferwissen.
Die Herausbildung dieses Potenzials war nur möglich
durch das Wechselverhältnis jeweils anspruchsvoller Grundlagen – und Anwendungsforschung.
Sie bilden gemeinsam die kritische Masse, um praxisnahe Erkenntnisse auf
höchstem Niveau vor dem allgemeinen Stand der Technik für die Berliner Wirtschaft
nutzbar zu machen. Um dieses Potenzial besser ausschöpfen zu können, wurde in
der zweiten Hälfte der 90er Jahre die thematische Strukturierung der
Wissenschaftslandschaft forciert. Im Mittelpunkt der Forschungspolitik stand
dabei die gezielte Schwerpunkt- und Netzwerkbildung unter Einschluss von
Universitäten und Fachhochschulen.
Als ausgesprochen wirksam für die thematische
Schwerpunktbildung und anwendungsorientierte Vernetzung der relevanten Akteure
aus Wissenschaft und Wirtschaft hat sich die Einrichtung „Interdisziplinärer
Forschungsverbünde“ (IFVs) erwiesen, die zum Teil eng mit Initiativen der
Technologiestiftung Innovationszentrum Berlin (TSB) verzahnt sind oder sogar ‑ wie
im Falle des Forschungs- und Anwendungsverbundes Verkehrssystemtechnik
(FAV) ‑ in diese übergehen. Unterstützung für die Netzwerkbildung
ging auch von den „Forschungspolitischen Dialogen“ aus, die Vertreter aus
Wirtschaft, Wissenschaft und Politik zu wichtigen Technologiefeldern miteinander
ins Gespräch bringen und strategische Handlungsorientierungen entwickeln.
Mit vergleichsweise geringem finanziellen
Aufwand haben diese Steuerungsinstrumente der Senatsverwaltung für
Wissenschaft, Forschung und Kultur wesentliche Pionierarbeit zur Entstehung
anwendungsrelevanter Forschungsschwerpunkte und ‑Zentren geleistet.
Eine Ende der 90er Jahre von der Senatswissenschaftsverwaltung
vorgenommene thematische Charakterisierung der Berliner Wissenschaft führte
schließlich zu 13 Bereichen mit besonderen Potenzialen:
– Molekulare Medizin,
Biotechnologie, Genomforschung
– Informations- und
Kommunikationstechnik
– Verkehrsforschung und ‑Technik
– Neue Materialien und
Verfahren
– Strukturforschung
– Optik und Optische Technologien
– Mikrosystemtechnik
– Produktionstechnik und
Maschinenbau
– Umweltforschung
– Geowissenschaften
– Angewandte Mathematik
– Kultureller und sozialer
Wandel
– Volkswirtschaftslehre
Die planvolle Vernetzung
des Forschungspotenzials trug auch zur Qualitätssteigerung in der
Hochschulforschung bei. Dies spiegelt sich insbesondere in den von der
Deutschen Forschungsgemeinschaft (DGF) eingeworbenen Drittmitteln wider. Die
Zahl der Sonderforschungsbereiche (derzeit 23) und der Graduiertenkollegs (30,
sowie ein gemeinsames mit Potsdam) an den Universitäten hat sich – bei massiven
Sparzwängen - über die letzte Dekade verdoppelt bzw. verdreifacht. Auch die
Vergabe des DFG-Forschungszentrums „Mathematik für Schlüsseltechnologien“ im
Jahr 2002 nach Berlin unterstreicht die Wettbewerbsfähigkeit des Berliner Wissenschaftssystems.
Wichtiger Partner vor
allem für die kleinen und mittleren Unternehmen der Region sind die Fachhochschulen.
Mit ihrer Praxisnähe können sie Unternehmen mit adäquat ausgebildeten Absolventen
versorgen und bedarfsgerechte Forschungskooperationen ermöglichen.
Hinsichtlich der
Bedeutung von Wissenschaft und Forschung für die Wirtschaftskraft Berlins ist
darüber hinaus darauf hinzuweisen, dass die Hochschulen und
Forschungseinrichtungen nicht nur wichtige Impulse für die Entwicklung neuer
Produkte, Dienstleistungen und Verfahren geben können, sondern selbst ein
wichtiger Wirtschafts- und Arbeitsmarktfaktor für die Region sind. Eine
Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) vom September
2001 ergab, dass die rd. 1,1 Mrd. €, die Berlin in seine Wissenschafts-
und Forschungseinrichtungen investiert, eine regionale Nachfrage von
3,5 Mrd. € generieren. Rund 50.000 Personen arbeiten mittel- und
unmittelbar im Wissenschaftssystem. (5)
Das vom Bundesministerium
für Bildung und Forschung (BMBF) in Auftrag gegebene Gutachten „Zur technologischen
Leistungsfähigkeit Deutschlands 2001“ charakterisiert Berlin als „potenziellen
Wachstumspol“ mit „enormer Sogkraft“ auf forschende Unternehmen, dessen Stärke
vor allem in der guten Ausstattung mit öffentlich finanzierten Forschungseinrichtungen
liege. [(6) S. 50, 52]
Um das
Innovationspotenzial in Wirtschaft und Wissenschaft auszuschöpfen und möglichst
zu erweitern, müssen innovationsbegünstigende Rahmenbedingungen gegeben sein
wie z. B.
·
Kooperationsbeziehungen
durch Netzwerkorganisation
·
bauliche
Infrastruktur
·
Finanzierung
·
kreatives
Potenzial
·
Anerkennungskultur
durch Politik und Öffentlichkeit.
Kooperationsbeziehungen
durch Netzwerkorganisation
Für
den ergiebigen Transfer von wissenschaftlichen Erkenntnissen in die wirtschaftliche
Praxis sind Strukturen gegenseitiger Verständigungen notwendig. Die Entwicklung
von Kooperationen ist durch geeignete Netzwerkorganisation zu fördern. Diese
Aufgabe nimmt insbesondere die Technologiestiftung Innovationszentrum Berlin
(TSB) wahr. Seit Mitte 1995 konzentriert sich die TSB auf die Förderung des
strategischen Dialogs zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Politik.
Sie
strukturiert und moderiert die Innovationsaktivitäten Berlins und bündelt sie
über ihre Initiativen BIO-TOP in der Biotechnologie, den Forschungs- und
Anwendungsverbund Verkehrssystemtechnik (FAV) auf dem Gebiet Mobilität und
Verkehrstechnik, über TSB medici in der Medizintechnik und Time Kontor AG in
der Telekommunikation und Informationstechnik.
Bauliche Infrastruktur
Innovatives
Verhalten von Unternehmen wird vom Land Berlin durch die Bereitstellung von
baulicher Infrastruktur erleichtert. So sind neun technologieorientierte Gründerzentren
und sechs Technologieparks (vgl. Anlage 2) durch Landesförderprogramme unterstützt
worden.
Finanzierung
Die
Bereitstellung von Wagniskapital war in den 90er Jahren für einige Branchen,
insbesondere Unternehmen aus den Bereichen Biotechnologie und IT, relativ
einfach möglich. Schon damals fehlte allerdings häufig Kapital für die zweite
oder dritte Runde zur Finanzierung des Wachstums. Dies, Fehleinschätzungen des
Marktes und die Konjunkturentwicklung haben dazu geführt, dass die Finanzierung
von Innovationen über Beteiligungskapital sehr viel schwieriger geworden ist.
Das
Innovationsförderprogramm, der Innovationsfonds und das
Personaltransferprogramm „Innovationsassistent /in“ sind integraler Bestandteil
der strukturbildenden Innovationspolitik des Landes und berücksichtigen in der
Zielsetzung und Durchführung die Erfordernisse der Unternehmen.
Unter
Einsatz von Landesmitteln und Ausnutzung der maximalen Kofinanzierungsquoten
des EFRE wird deshalb über Zuschüsse, Darlehen und Beteiligungen ein weites
Spektrum an Instrumenten zur Verfügung gestellt, um passgenau die innovationspolitischen
Ziele im jeweiligen unternehmensspezifischen Kontext umzusetzen.
Anerkennungs-Kultur
durch Politik und Öffentlichkeit
Innovationen
entwickeln sich an einem Standort leichter, wenn das Umfeld
innovationsfreundlich eingestellt ist. Ein Beitrag dazu können Wettbewerbe
sein: Initiativen werden durch Preise honoriert. Ein Beispiel für die Förderung
eines solchen Klimas ist der Innovationspreis. Er wird gemeinsam von den
Ländern Berlin und Brandenburg für Produkte und Verfahren vergeben, die
beispielhaft die innovative Kraft von Wirtschaft und Wissenschaft der Region
verkörpern. Die Preisverleihung, die mit Unterstützung von Unternehmen aus der
Region stattfindet, ist mittlerweile ein stark beachtetes Ereignis mit jeweils
rund 1000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. In 2003 wurde erstmals der Transfer-Preis
„Wissenswerte“ vom Förderverein der TSB vergeben. Ein anderer Beitrag für ein
innovationsfreundliches Umfeld ist ein allgemeines Klima der Kreativität,
Offenheit und (Wissens-)Neugierde in der Stadt. Bildung von Kindesbeinen an ist
Rahmen und Basis dafür. Viele kulturelle Einrichtungen/Aktivitäten, wie sie
Berlin hat, wirken wie ein Verstärker.
Die Berliner Innovationspolitik zielt auf die
Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen und auf die Sicherung und
Schaffung von Arbeitsplätzen. Davon ausgehend werden folgende Schwerpunkte
gesetzt:
– Erarbeitung,
Vervollkommnung und Umsetzung einer Strategie zur weiteren Ausprägung
bestehender Stärken und Standortvorteile Berlins
– Unterstützung des
Aufbaus national und international konkurrenzfähiger Kompetenzzentren
– Förderung der
Entwicklung und Nutzung zukunftsfähiger Schlüsseltechnologien
– Initiierung und
Aktivierung einer engeren Zusammenarbeit von Forschungseinrichtungen und Unternehmen
in Berlin und Brandenburg
– Vermittlung der
wissenschaftlichen Leistungen und Innovationen in der Öffentlichkeit
– Schaffung innovationsfreundlicher
Rahmenbedingungen.
Der BioRegio-Wettbewerb des BMBF im Jahre 1996
hat der Entwicklung der Biotechnologie in den Ländern Berlin und Brandenburg einen
Schub gegeben, auch wenn die Region Berlin/Brandenburg in diesem Wettbewerb
nicht zu den drei Siegerregionen gehörte, sondern einen ehrenvollen, aber
undankbaren vierten Platz belegte.
In der Folge des BioRegio-Wettbewerbs wurde das
länderübergreifende Aktionszentrum Bio TOP als wirtschaftlich eigenständige
Initiative der TSB organisiert. Es steht als Ansprechpartner, Koordinator und
Initiator von regionalen Aktivitäten im Feld Biotechnologie bereit.
Derzeit gibt es in der Region ca. 160 Biotechnologieunternehmen,
darunter drei börsennotierte, mit etwa 3.000 Beschäftigten. Seit 1996 erfolgten
in Berlin 65 biotechnologische Unternehmensgründungen, ca. 1.350 Arbeitsplätze
wurden in diesem Bereich geschaffen. Die Hälfte der Unternehmen hat seinen Sitz
in einem der sieben Technologieparks, die in der Region einzigartige
Forschungsbedingungen bieten. Die besondere Stärke der Region liegt in der außergewöhnlich
hohen Forschungsdichte. 250 wissenschaftliche Arbeitsgruppen im
Life-Science-Bereich mit insgesamt ca. 5.000 Angestellten, zwei
Universitätskliniken, drei Fachhochschulen und mehr als 20 Großforschungseinrichtungen
bieten optimale Vernetzungsmöglichkeiten und Entwicklungspotenziale.
Gerade in der Biotechnologie hat sich das Instrument
der Interdisziplinären Forschungsverbünde (IFV) zur Vernetzung der Wissenschaft
untereinander und mit der Wirtschaft sehr bewährt. Auf den Gebieten
– Strukturbiologie,
– RNA-Technologien,
– Klinische Pharmakologie,
– Glykobiotechnologie,
– Humangenomforschung,
– Autoimmunerkrankungen
ist auf diese Weise die Bündelung der Potenziale
gelungen – mit der Folge überaus erfolgreicher Wettbewerbsteilnahmen. So war
das Projekt „Proteinstrukturfabrik“, das die Strukturaufklärung von Proteinen
in industriellem Rahmen zum Inhalt hat, erfolgreich im BMBF-Leitprojektwettbewerb.
Aus dem IFV RNA-Technologien ist ein von Bund, Land und Industrie gefördertes
RNA-Netzwerk entstanden. Besonders erfolgreich waren Strukturierung und
Koordinierung im Bereich Humangenomforschung. Im Nationalen Genomforschungsnetz
ist Berlin einer der zentralen Standorte, in den Bundesmittel in Höhe von 41
Mio. € fließen werden. Im Bio-Profile-Wettbewerb konnte sich ein gemeinsamer
Berlin-Brandenburgischer Antrag durchsetzen. Das trug dazu bei, dass die Region
heute führend auf dem Gebiet der Nutrigenomforschung in Deutschland ist.
94 Mio. € wurden durch diese Wettbewerbe eingeworben.
Noch wichtiger als Fördermittel waren in den
letzten Jahren Investitionen aus der privaten Wirtschaft. So wurden seit 1997
mehr als 500 Mio. € venture capital in die Biotechnologieunternehmen der Region
investiert.
Bei Wettbewerben konnte sich die Region zunehmend
erfolgreicher positionieren und in den letzten Jahren 135 Mio. € einwerben.
|
Biotechnologie ca.
160 Unternehmen ca. 3 000 Beschäftigte 250 wissenschaftliche
Arbeitsgruppen in 25 Forschungseinrichtungen mit 135 Mio. €
Drittmittel im Zeitraum 1996 – 2002, vor allem Verbundprojekte |
Kompetenzfeld
Medizintechnik
Berlin ist ein Zentrum
der Medizin und der Medizintechnik. An erster Stelle sind hier die Medizinischen
Fakultäten der Humboldt-Universität und der Freien Universität zu nennen. Neben
den ca. 70 Krankenhäusern und Kliniken der Berliner Universitäten mit ca.
48.000 Beschäftigten und 22.000 Betten gibt es eine Vielzahl außeruniversitärer
Forschungseinrichtungen.
30 % der etwa 150
produzierenden und entwickelnden Unternehmen der Medizintechnik sind junge,
schnell wachsende Unternehmen. Sie operieren weltweit, sind zum Teil
börsennotiert, einige sind Marktführer. Etwa 150 weitere Firmen sind als
Dienstleister mit Reparaturen und Vertrieb befasst. Zusammen repräsentieren
diese ca. 4.600 Arbeitsplätze. Dazu kommt eine ständig steigende Anzahl von
Existenzgründungen, besonders auch aus Universitäten und Kliniken.
Die
Schlüsseltechnologien „Mikrosystemtechnik“ und „Optische Technologien“ finden
zunehmend Anwendung in der Medizintechnik und Biomedizin. Entwicklungen werden
im Rahmen des Innovationsförderprogramms des Landes gefördert. Die
verbesserungsbedürftige Verknüpfung der verschiedenen Akteure auf diesem Feld
war Anlass für die TSB, die Initiative für die Medizintechnik, TSB medici,
Zentrum für Medizintechnik Berlin, zu gründen.
TSB medici initiiert und
unterstützt das Zusammenwirken von Forschungsinstituten und Firmen in Netzwerken
und Verbünden. Beispiele sind:
– MOTIV, Kompetenzzentrum
für Miniaturisierte Monitoring- und Interventionssysteme
– GALENOS Transeuropäische
Netzwerke für Telemedizin
– MedNet-Kompetenznetzwerke:
Schlaganfall, Krebserkrankungen im Kindesalter, Systemische entzündliche-rheumatische
Krankheiten, angeborene Herzfehler
– Netzwerk „Medizinische
Mikrosystemtechnik“
– Interdisziplinärer
Forschungsverbund Regenerative Medizin CellNet.Org.
|
Medizintechnik ca. 150 produzierende
und entwickelnde Unternehmen ca. 150 Dienst leistende Unternehmen 12 außeruniversitäre
Forschungsinstitute FB Humanmedizin der Freien Universität Berlin Medizinische Fakultät der
Humboldt-Universität ca. 4 600 Beschäftigte |
Kompetenzfeld Informations- und Kommunikationstechnologien
Im
Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien verfügt Berlin über
eine hervorragende, über die Jahre gewachsene digitale und wissenschaftliche
Infrastruktur, von der Wirtschaft und Anwender stark profitieren. 1877 startete
in Berlin das Telefon. Heute verfügt Berlin über das modernste Kommunikationsnetz
Deutschlands und über das größte Glasfasernetz in Europa mit einer Länge von
mehr als 200.000 Kilometern Glasfasern. Konrad Zuse entwickelte in Berlin den
ersten Computer der Welt. Das Konrad-Zuse-Zentrum für Informationstechnik (ZIB)
steht heute für zahlreiche Neuentwicklungen.
Ein
zusätzliches Plus für die kommunikationstechnische Infrastruktur Berlins stellt
der auf die Standorte Berlin und Hannover verteilte Supercomputer des
Norddeutschen Verbundes zur Förderung des Hoch- und Höchstleistungsrechnens
(HLRN) dar. Der im ZIB angesiedelte Rechner deckt den enormen Bedarf an
Hochleistungsrechnerkapazität von der Grundlagenforschung bspw. in Physik und
Chemie über die Umweltforschung bis hin zu den Lebenswissenschaften. Die
Gesamtkosten von rd. 20 Mio. € teilen sich je zur Hälfte der Bund und
die sechs Bundesländer des Norddeutschen Verbundes.
Die
Medien- und Kommunikationswirtschaft konnte sich inzwischen zum siebtgrößten
Wirtschaftszweig in Berlin entwickeln. In 10.000 Unternehmen arbeiten rd.
115.000 Menschen – ebenso viel wie in der Industrie insgesamt. Der jährlich von
ihnen erwirtschaftete Umsatz beträgt über 11 Mrd. €.
In
der 1997 gestarteten Landesinitiative „Projekt Zukunft“ bündelt das Land die
Aktivitäten zum Strukturwandel zur Informationsgesellschaft insbesondere durch
Netzwerkbildung und Public-private-Partnership-Projekte zwischen Wirtschaft,
Wissenschaft und Verwaltung. Ziel ist, die Stadt durch den Einsatz von
Informationstechnik zu modernisieren und die Vorreiterrolle Berlins als
Modellstadt für Medien und Kommunikation auszubauen. Ein Beispiel ist die
Initiative zu DVB-T: Mit der weltweit erstmaligen Umstellung des analogen
terrestrischen Fernsehens auf das digitale mobile Fernsehen entsteht in der
Region Berlin-Brandenburg die Chance zur Entwicklung neuer mobiler Anwendungen
auf der Schnittstelle von DVB-T, DAB, UMTS und W-LAN. Eine ähnliche
Vorreiterrolle spielt Berlin durch Technologieprojekte wie dem Ausbau des
Kabelnetzes oder TETRA, dem digitalen Bündelfunk für die Sicherheitsdienste.
Berlin ist Wachstumskern für XML-Technologien. Projekt Zukunft führt mit seiner
Technologieinitiative Akteurinnen und Akteure aus Forschung, Entwicklung und Anwendung
zusammen und unterstützt in Kooperation mit dem Verein Xmlcity:Berlin e.V. neue
Konzepte für das Internet auf XML-Basis, insbesondere zur Weiterentwicklung des
Internets als Business-Plattform für den Mittelstand.
|
Informations-
und Kommunikationstechnologien 10 000 Unternehmen 115 000 Beschäftigte 11 Mrd. € Jahresumsatz 250
Forschungsinstitute |
Kompetenzfeld
Verkehrstechnik
Berlin
ist ein gewachsener Standort der Verkehrstechnik. Heute sind in der Region etwa
400 Unternehmen mit mehr als 80.000 Beschäftigten angesiedelt. Der Wirtschaft
steht mit ca. 2.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in nahezu 100
Forschungsinstituten ein ausgeprägtes Forschungspotenzial zur Verfügung.
Für
die Entwicklung der Region zu einem Kompetenzzentrum für Verkehr und Mobilität
sehen Wirtschaft, Wissenschaft und Politik folgende Schwerpunkte:
– Nachhaltige Mobilität in
Ballungsraum und Fläche
– Intermodale
Verkehrstelematik
– Grenzüberschreitende
Verkehre, insbesondere Schienenverkehr.
Der
Forschungs- und Anwendungsverbund Verkehrssystemtechnik (FAV) fungiert als
„Netzwerk- und Innovationsmanager“ und zielt auf die Initiierung technologie-
und beschäftigungswirksamer Projekte und Maßnahmen in internationalen Kooperationen.
Das
FAV–Netzwerk hat in den letzten Jahren 80 Mio. € an Drittmitteln (vorwiegend
EU) eingeworben. In 2002 wurden 25 Mio. € EU-Mittel akquiriert. Beispiele sind
u. a.:
– Das von der EU und dem
Land Berlin geförderte Projekt TELLUS – Transport & Environment Alliance
for Urban Sustainability – verbindet die Städte Berlin, Bukarest, Gdynia,
Göteborg und Rotterdam in ihren Anstrengungen, durch die Einführung innovativer
Technologien und Mobilitätsdienstleistungen Nachhaltigkeit in der Entwicklung
des städtischen Verkehrs zu erreichen. In Berlin werden von lokalen Partnern
zehn Teilprojekte mit einem Volumen von 10 Mio. € durchgeführt.
– Das Land Berlin (8 Mio.
€), das BMBF (7,5 Mio. €) und die TUB mit dem neuen Lehrstuhl für Verkehrstelematik
fördern den Aufbau eines Anwenderzentrums für Intermodale Verkehrstelematik auf
dem Campus Charlottenburg.
– Das von der EU
geförderte Vorhaben „Modularer Führerstand – EUDD“ hat europäische Anerkennung
gefunden. Es wurde auf der INNOTRANS 2002 vorgestellt.
Für
die weitere Entwicklung des Verkehrsbereiches ist die Ansiedlung des
Verkehrsforschungsinstitutes des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt
(DLR) in Adlershof strategisch bedeutsam.
|
Verkehrstechnik ca. 400 Unternehmen ca. 80 000 Beschäftigte ca. 100 Forschungsinstitute ca.
2 000 Beschäftige in
Forschungseinrichtungen ca. 80 Mio. € wurden
vom FAV im Rahmen des 5. FuE-Rahmenprogramms der EU von 1999 -
2002 eingeworben |
Kompetenzfeld Umwelttechnik – Kompetenzzentrum
Wasser
Ein umfangreiches Wissenschaftspotenzial in Berlin ist darauf ausgerichtet, Erkenntnisse über den Zustand und die Belastbarkeit der Umwelt in der Region Berlin-Brandenburg zu gewinnen und Handlungsoptionen für politische Entscheidungen aufzuzeigen, die entsprechend der Agenda 21 ökologische, ökonomische und soziale Bedingungen berücksichtigen. Übergeordnetes Ziel ist das Bemühen um vermeidbare Belastungen der Umwelt in Berlin, eine nachhaltige Nutzung von Umwelt und Ressourcen und die Förderung der Umweltbildung. Ein herausgehobener Schwerpunkt ist der Bereich Wasser.
Berlin
weist mit seinen wissenschaftlichen Einrichtungen, öffentlichen Institutionen,
Wirtschaftsunternehmen und Multiplikatoren aus dem öffentlichen und privaten
Bereich in Wissenschaft und Technik eine ausgeprägte Kompetenz im Wassersektor
auf. Konsequenterweise hat das Land Berlin mit der VIVENDI-Gruppe* (*neu:
Veolia) im Rahmen der Teilprivatisierung der Berliner Wasserbetriebe auch den
Aufbau eines Kompetenzzentrums Wasser vereinbart, das im Dezember 2001 als
gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung (KWB gGmbH) von den
Gesellschaftern TU Berlin, TSB sowie Vivendi, der Berlinwasser-Gruppe und den
Berliner Wasserbetrieben förmlich gegründet wurde. Vivendi hat sich in diesem
Zusammenhang
verpflichtet, die in Berlin vorhandenen Kompetenzen zu erhalten und bis zum
Jahr 2009 durch beträchtliche finanzielle Mittel im Umfang von durchschnittlich
5 Mio. € jährlich zu verstärken.
Hauptaufgaben des KWB sind die Identifikation von Forschungs- und
Entwicklungsschwerpunkten sowie der Anstoß von Kooperationsprojekten, die
geeignet sind, auch die mittelständischen Unternehmen international
aufzustellen und auszurichten. Forschungsschwerpunkte sind die Sanierung von
Netzen, Verfahren der Nährstoffelimination, Optimierung von Abwasserbehandlungssystemen
sowie die Fortentwicklung von Gewässermanagementsystemen.
Die Netzwerkagentur hat
seit Mai 2002 einige neue Projekte angeschoben, die in einem wesentlich
breiteren Umfang unter Beteiligung von Berliner Forschungseinrichtungen,
Institutionen und wirtschaftlichen Partnern realisiert werden, z. B. das
Projekt NASRI („Natural and Artificial Systems for Recharge and Infiltration“)
das, eingebunden in einem internationalen Forschungsverbund, unter Beteilung
des Umweltbundesamtes, aller drei Berliner Universitäten und des
Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei die Zielstellung verfolgt,
die in den Bodenschichten natürlich ablaufenden Prozesse der Reinigung des
Grundwassers zu erforschen, um Grundwasserressourcen und Trinkwasserqualität
nachhaltig zu sichern. Die Untersuchung der physikalischen, chemischen und
biologischen Reinigungsprozesse im Boden dienen der Erarbeitung von Richtlinien
zum Grundwassermanagement und sollen dazu beitragen, den Betrieb bereits existierender
Anlagen zu optimieren und neue Uferfiltrations-Standorte zu errichten. Die
hierfür zu entwickelnden Modelle werden in einer Berliner Versuchsanlage
erprobt, um sie später weltweit einsetzen zu können.
Auch der eigens
zur Bündelung der Kooperations-Potenziale der mittelständischen Berliner Unternehmen
im Wasserwesen gegründete Verein zur Förderung des Wasserwesens hat dem KWB
präzise Vorschläge für Verbundprojekte unterbreitet, die in drei
wasserwirtschaftlich relevanten Gebieten eine breitere
unternehmensübergreifende Kooperation ermöglichen und die Leistungsangebote für
alle Beteiligten optimieren.
|
Umwelttechnik ca. 485 Unternehmen ca. 126 Unternehmen/Institutionen
mit FuE-Leistungen ca. 17 000 Beschäftigte ca. 650 Beschäftigte
im FuE-Bereich |
Schlüsseltechnologie/Kompetenzfeld „Optische Technologien“
Die Optischen Technologien stellen in den Industriegesellschaften eine Basistechnologie dar, die auf alle Sektoren ausstrahlt und mit jährlichen Wachstumsraten von 10 – 20 % eine der zukunftsträchtigen Branchen ist.
Vom
BMBF wurde auf Initiative der Wirtschaft und Wissenschaft 1999 ein
Strategieprozess eingeleitet, der zur „Deutschen Agenda Optische Technologien
für das 21. Jahrhundert“ führte. Auf dieser Grundlage wurde der
Bundeswettbewerb für Kompetenznetze Optische Technologien ausgelobt.
In
der Region Berlin-Brandenburg bildete sich eine von Unternehmen, wissenschaftlichen
und politischen Institutionen getragene Initiative „Optische Technologien in
Berlin und Brandenburg“, die das Ziel hat, das umfassende in der Region vorhandene
Potenzial im Bereich Optischer Technologien zu bündeln und zu vernetzen. Zu
diesem Zweck wurde am 14.09.2000 der Verein OpTec-Berlin-Brandenburg (OpTecBB
e. V.) gegründet.
OpTecBB
hat in 2001 als einer von sieben Siegern des BMBF-Wettbewerbs eine Zusage für
eine 50 %-Förderung des Bundes (rd. 1,2 Mio. €) zum Aufbau einer
Geschäftsstelle erhalten.
Zurzeit
hat der OpTecBB e. V. 81 Mitglieder, 69 aus Berlin, 13 aus Brandenburg, davon
ca. 60 % Firmen, 30 % Forschungseinrichtungen, 10 % Verbände.
Eine von
OpTecBB im Dezember 2002 abgeschlossene Potenzialanalyse hat ergeben, dass in
der Region 37 Forschungseinrichtungen mit 2.500 Beschäftigten und 270
Unternehmen mit 7.400 Beschäftigten ansässig sind.
Die Exzellenz des Standortes besteht im Vermögen, dass Ergebnisse der Grundlagenforschung in industrielle Forschung, vorwettbewerbliche Entwicklung, Engineeringleistungen, Fertigung, Vertrieb und Applikation umgesetzt werden können. Das betrifft auch den wissenschaftlichen Gerätebau. Damit kann in Berlin selbst die Technik erzeugt werden, die Voraussetzung für weitere wissenschaftliche Erkenntnisse ist.
OpTecBB verfolgt insbesondere vier profilbildende, thematische Schwerpunkte:
· Biomedizinische Optik
· Optische Technologien für
Verkehr und Raumfahrt
· Optische Technologien für
das Internet
· UV- und Röntgentechnologien
und das übergreifende
Querschnittsthema „Aus- und Weiterbildung“, die für die strategische Entwicklung
der Region eine besondere Rolle spielen.
Ein zukunftsträchtiges Projekt ist Terabit Optics. Ausgangsbasis für die Entwicklungen ist vor allem die führende Position des Heinrich-Hertz-Instituts und des Weierstraß-Instituts in diesem Bereich, die im Projekt durch die Produktentwicklungs- und Vermarktungskompetenz von Berliner Unternehmen ergänzt wird. Die Unternehmen entwickeln neuartige Geräte aus dem aktuellen Know-how der wissenschaftlichen Einrichtungen, während die wissenschaftlichen Einrichtungen die Basis für künftige Gerätegenerationen aufbauen. Das Projekt soll aus Mitteln des Zukunftsfonds finanziert werden und wurde vom Kuratorium der TSB vorbehaltlich der Finanzierbarkeit bewilligt.
Auf
steigende Besucherzahlen und Beteiligungen kann die Messe für
Laser-Optik-Berlin (LOB) verweisen, die in 2002 zum fünften Mal in Adlershof
durchgeführt wurde. OpTecBB hat am 23.10.2002 mit Opticsvalley, der
entsprechenden französischen Partnerorganisation, einen Kooperationsvertrag
geschlossen. Die internationale Vermarktung wird ausgeweitet.
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Optische Technologien ca.
270 Unternehmen ca. 7 400 Beschäftigte ca. 1,8 Mrd. € Jahresumsatz 37 Forschungseinrichtungen 2 500 Beschäftigte |
Schlüsseltechnologie Mikrosystemtechnik
Die Mikrosystemtechnik bietet ein sehr breites Anwendungsfeld mit großen Zukunftschancen. So kommen mikrosystemtechnische Systeme und Komponenten in der Kommunikationstechnik ebenso zum Einsatz wie in der Medizin oder in der Autoindustrie. Um die in diesem Bereich in Berlin vorhandenen Ressourcen zu bündeln, hat der Interdisziplinäre Forschungsverbund (IFV) Mikrosystemtechnik – in Umsetzung des Forschungspolitischen Dialogs „Mikrosystemtechnik – Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts“ ein Konzept für den Aufbau und die Inbetriebnahme des Zentrums für Mikrosystemtechnik in Adlershof (ZEMI) erarbeitet.
ZEMI bündelt die technologischen Stärken von Forschungseinrichtungen (Technische Universität Berlin, Fraunhofer Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik (IPK), Fraunhofer Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration (IZM), Ferdinand-Braun-Institut für Höchstfrequenztechnik (FBH), Bundesanstalt für Materialforschung und –prüfung, BESSY) mit dem Ziel, als Dienstleister zur Entwicklung, Prototypenherstellung und Kleinserienfertigung von mikrosystemtechnischen Produkten tätig zu werden. Durch den Zusammenschluss verschiedener Einrichtungen ist ZEMI ein idealer Partner für Industrie und Wirtschaft, da das Zentrum komplette Systemlösungen für unterschiedlichste Problemstellungen anbieten kann. Die Finanzierung des Vorhabens erfolgt aus EFRE-Mitteln.
Der IFV Mikrosystemtechnik Berlin und TSB medici haben zudem eine Initiative gestartet, die zur Gründung des Netzwerkes Medizinische Mikrosystemtechnik führte. Dieses Netzwerk soll als offene Plattform regionale und überregionale Aktivitäten aus Wissenschaft und Wirtschaft verknüpfen und die Information, Kommunikation und gemeinsame Produktentwicklung von Grundlagenforschern, Unternehmen und klinischen Anwendern fördern.
Alle zwei Jahre wird künftig
die Messe „Mikrosys“ in Adlershof stattfinden.
ZEMI
koordiniert das überregionale Netzwerk „Mano – Mikrosystemtechnik Ausbildung in
Nordostdeutschland“, das seit Anfang 2003 vom BMBF gefördert wird. Ziel ist es,
den Bedarf der Branche an gut ausgebildeten Fachkräften, Akademikerinnen und
Akademikern durch eine gezielte Aus- und Weiterbildung zu sichern.
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Mikrosystemtechnik ca. 400 Unternehmen ca. 24 Forschungsinstitute ca. 14 000 Beschäftigte |
Ein
Schub für Forschung und Entwicklung in Berlin geht von der Einrichtung des
neuen DFG-Forschungszentrums „Angewandte Mathematik für Schlüsseltechnologien“
aus (DFG-Beschluss vom 08.05.2002). Damit ist Berlin das anerkannte nationale
Zentrum für die angewandte Mathematik, das sich im harten Wettbewerb gegen
andere Standorte durchsetzen konnte. Durch die Zusammenarbeit der mathematikwissenschaftlichen
Potenziale der drei Berliner Universitäten und der außeruniversitären
Einrichtungen Konrad-Zuse-Zentrum für Informationstechnik (ZIB) sowie des
Weierstraß-Instituts für Angewandte Analysis und Stochastik (WIAS) wird ein
weiterer Schwerpunkt in einer strategisch wichtigen und breit anwendbaren
Schlüsseltechnologie geschaffen.
Von der Verkehrsflussoptimierung über die Planung von Produktionsabläufen bis hin zum Einsatz in der Biotechnologie und Medizin bietet die angewandte Mathematik eine Fülle wirtschaftlicher Anwendungsmöglichkeiten. Geplant sind Forschungsschwerpunkte in den Lebenswissenschaften, der Verkehrs- und Kommunikationstechnik, ebenso wie im Finanzmanagement, der Produktionstechnik und den optischen Technologien. In Zusammenarbeit mit Hochschulen und Schulen wird sich das Zentrum auch in der Ausbildung von Schülerinnen, Schülern und Studierenden engagieren.
Die Aktivitäten der TSB zur Herausbildung international wettbewerbsfähiger Kompetenzzentren sind ein wesentlicher Motor für enge Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft.
Aufbau von Wissenschafts-
und Wirtschaftsstandorten
Durch
die Ansiedlung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultäten der
Humboldt-Universität ist der Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort
Berlin-Adlershof (WISTA) weitgehend komplettiert. Ende 2002 waren drei
Institute der Universität und zwölf außeruniversitäre Institute und 353
Unternehmen am Standort vertreten. Die Umsätze der dortigen Unternehmen
(einschließlich Fördermittel) und die Budgets der wissenschaftlichen
Einrichtungen (einschließlich Drittmitteln) blieben im Jahr 2002 in Höhe von 483,6
Millionen Euro – trotz der konjunkturellen Anspannungen – fast auf dem Niveau
des Vorjahres. Entgegen dem Trend hat sich speziell das Wachstum der länger am
Standort ansässigen Unternehmen erfreulicherweise auch im Jahr 2002
fortgesetzt. Sie konnten ein Umsatzplus von 3,8 % verzeichnen und
hatten nahezu keinen Beschäftigungsrückgang. Der Standort verfügt über eine
Netto-Geschossfläche von 200.000 qm, die zu 91 Prozent belegt ist. Insgesamt
sind 4.810 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, davon 3.314 in Unternehmen.
Der 1992 als modellhafte Verbindung von Grundlagenforschung, klinischer Forschung und Anwendung sowie gewerblicher Verwertung von Forschungsergebnissen gegründete Biomedizinische Forschungscampus Berlin-Buch hat ebenfalls eine dynamische Entwicklung zu verzeichnen.
Zu den Einrichtungen des Campus gehören: das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch und das Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie (beides Einrichtungen der Grundlagenforschung), zwei universitäre Spezialkliniken der Charité der Humboldt-Universität zu Berlin – die Robert-Rössle-Krebs-Klinik und die Franz-Volhard-Herz-Kreislauf-Klinik, (deren Krankenversorgung vom HELIOS Klinikum Berlin übernommen wurde), sowie der Biotechnologiepark mit rund 30 Unternehmen und rund 570 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Mit dem Neubau der 3. Baustufe des Innovations- und Gründerzentrums (IGZ) auf dem Campus erhöht sich die Nutzfläche für Labor- und Bürobereiche auf rund 22.200 m².
Insgesamt arbeiten auf dem Campus derzeit rund 2 200 Beschäftigte.
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Wissenschafts – und
Wirtschaftstandort Adlerhof 12 außeruniversitäre
Forschungseinrichtungen 3 Institute
der Humboldt – Universität 1 496 Beschäftigte
in der Wissenschaft ca. 3 800 Studierende insgesamt,
darunter ca. 1.360 Frauen 353 Unternehmen 3 314 Beschäftigte in Unternehmen 5 363 Beschäftigte
in Wissenschaft und Unternehmen |
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Biomedizinischer
Campus Berlin – Buch 2 außeruniversitäre Forschungseinrichtungen Universitätsklinikum Charité (Robert - Rössle - Klinik und Franz-Volhard- Klinik 40 Unternehmen 900 Beschäftigte in Forschungseinrichtungen 750 Beschäftigte in Kliniken |
Insbesondere KMUs sowie Handwerksbetriebe, die nicht das gesamte Know-how von der Forschung über die Patentanmeldung bis zum e-Commerce vorhalten können, brauchen für die Innovationsprozesse eine sachkundige externe Begleitung und Unterstützung. Die Technologiestiftung Innovationsagentur GmbH (TSB GmbH) leistet diese wichtige Beratungsarbeit. Sie begleitet Unternehmen im gesamten Innovationsprozess – von der Produktidee bis zur Markteinführung.
Insbesondere
kleine technologieorientierte Firmen stehen zunehmend vor komplexen unternehmerischen
Problemen, die nur mit anderen Unternehmen und mit industrienahen Forschungseinrichtungen
lösbar sind. Deshalb wurde mit Mitteln des Zukunftsfonds Berlin im vergangenen
Jahr das Vorhaben „InnoTOP“
gestartet.
InnoTOP soll flächendeckend einen intensiveren Austausch zwischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, KMUs und Handwerksbetrieben aus technischen, naturwissenschaftlichen und betriebswirtschaftlichen Disziplinen bewirken.
Das Projekt ist darauf gerichtet, dass die Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer ihre Angebote für Innovationen direkt an Unternehmen geben.
Das
Technologie Coaching-Center (TCC) unterstützt
Existenzgründerinnen und Existenzgründer ebenso wie junge und etablierte Unternehmen mit ausgeprägten Technologiebezug bei der
Erarbeitung von Lösungen für vorrangig betriebswirtschaftliche Fragestellungen.
Zur Schaffung hoch qualifizierter, wissensbasierter Arbeitsplätze in der Region wurden seitens der Wissenschaft die Anstrengungen verstärkt, Ausgründungen aus Hochschulen und Forschungseinrichtungen zu initiieren und zu erleichtern.
Belastbare
Aussagen zur Anzahl der Existenzgründungen aus Forschungseinrichtungen liegen
nur an einzelnen Hochschulen vor. Zum Beispiel erfolgten seit 1997 135
Unternehmensgründungen aus der FHTW, davon ¾ in Berlin. Aus der TUB wurden
seit 1970 129 Firmen gegründet.
Die Hochschulen bemühen sich zunehmend um die Ausbildung des künftigen Unternehmensnachwuchses durch die Bereitstellung von entsprechenden Angeboten. Ziel ist, dass Studierende grundsätzlich Unternehmensgründungen aus den Hochschulen heraus vornehmen können. Hierfür gibt es spezielle Ausbildungsprogramme, in denen sich die Studierenden durch praxisbezogene Entrepreneurship-Lehrangebote und Fallstudien Know-how aneignen können.
An den
Berliner Hochschulen gab es in 2002 acht Existenzgründerlehrstühle.
Auch das
Existenzgründerinstitut unterstützt insbesondere Hochschulabsolventinnen und
-absolventen bei der Existenzgründung mit Beratungsangeboten.
Patentverwertung
Am 10. Oktober
2001 wurde zur stärkeren Vermarktung von Hochschulpatenten die Gesellschaft
„ipal Gesellschaft für Patentverwertung Berlin mbH“ gegründet. Zu ihrem
Kerngeschäft gehört Technologiebewertung, die Beratung von Erfinderinnen und
Erfindern, die Bewertung von Erfindungen hinsichtlich der Patentfähigkeit und
Vermarktungschancen, die Durchführung von Patentanmeldung in Zusammenarbeit mit
Patentanwälten, die Ausarbeitung und Umsetzung von Verwertungsstrategien
(Verkauf, Lizenz, Spin-Off), die Vertragsgestaltung und –verhandlung sowie die
Verteidigung der Schutzrechte und die Nachverfolgung von Lizenzverträgen. Die
Gesellschaft beschäftigt 15 Mitarbeiter.
Die drei
Berliner Universitäten – Humboldt-Universität zu Berlin (HU), Freie Universität
Berlin (FU) und Technische Universität Berlin (TU) – sowie die Fachhochschule
für Technik und Wirtschaft und die Technische Fachhochschule Berlin beteiligten
sich mit einem Nominalwert von jeweils 9,5 % an der ipal GmbH. Mehrheitsgesellschafter
mit 52, 5 % ist die Investitionsbank Berlin (IBB). Für 2002 und 2003 erhält
die ipal 2,3 Mio. € vom BMBF.
Ein
Kooperationsvertrag regelt die Zusammenarbeit. Die Charité und das
Universitätsklinikum Benjamin Franklin sind jeweils über ihre Universitäten HU
und FU der Kooperation beigetreten. Die beiden Universitätskliniken sind auch
mit jeweils einem Mandat im Aufsichtsrat der Gesellschaft vertreten. Im
Gegenzug hat die ipal GmbH ein vertraglich gesichertes exklusives
Verwertungsrecht an allen Erfindungen der HU, der FU, der TU, der TFH und der
FHTW sowie der Charité und des Klinikums Benjamin Franklin.
In
2002 hat die ipal 139 Erfindungen betreut. 44 Patentanmeldungen wurden von der
ipal in 2002 eingereicht und zwei Verwertungsverträge abgeschlossen.
Berlin/Brandenburg ist als Kooperations-Region Wissenschaft/Wirtschaft
zu konzipieren und zu vermarkten.
Insbesondere
auf den Kompetenzfeldern Biotechnologie, Verkehrstechnik und Optische Technologien
gibt es Vorstellungen und Maßnahmen für ein engeres Zusammenwirken von Berliner
und Brandenburger Firmen und Forschungseinrichtungen.
Der
Strategiekreis Biotechnologie unter
Leitung des Regierenden Bürgermeisters und des Ministerpräsidenten von
Brandenburg hat den Auftrag zur Fortschreibung der Biotechnologiekonzeption
erteilt. Zur Aktualisierung und Fortschreibung der Strategie in diesem
Innovationsfeld sind im Jahr 2002 Arbeitsgruppen unter Leitung ausgewählter
Vertreter aus Wirtschaft und Wissenschaft gegründet worden. Insbesondere geht
es dabei um folgende Schwerpunkte:
–
Vernetzung
Wissenschaft und Wirtschaft
–
Finanzierung
und Förderung
–
Ansiedlung
und Standortmarketing
–
Aus-
und Weiterbildung.
Es ist vorgesehen, im Sommer 2003 die fortgeschriebene Strategie im Strategiekreis vorzustellen.
Für das Kompetenzfeld Verkehrstechnik hat das Gespräch des
Regierenden Bürgermeisters von Berlin und des Ministerpräsidenten von
Brandenburg im Februar 2003 mit Vorständen der in der Region tätigen
Unternehmen der Verkehrstechnologie die Bedeutung einer Kooperationsplattform
für alle relevanten Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik unterstrichen.
Gebildet wurden Arbeitskreise, deren Ziel es ist, vorausschauend Lösungen für
Verkehrskonzepte und –planungen für die Region zu diskutieren, Umsetzungsstrategien
zu entwickeln und ggf. für auftretende Probleme mit den Beteiligten Lösungen
zu suchen.
Auf dem Gebiet der Optischen
Technologien stehen folgende Aufgaben im Mittelpunkt der Zusammenarbeit:
–
Unter
der Federführung beider Wirtschaftsressorts wird ein Strategiepapier zur künftigen
Entwicklung der Optischen Technologien in der Region erarbeitet.
–
Zwischen
OpTecBB und dem Technologie- und Gründerzentrum Havelland wurde ein Kooperationsvertrag
zur Entwicklung von Rathenow als Optikkompetenzzentrum geschlossen.
–
Entwickelt
wird eine gemeinsame Ausbildungsoffensive für die Optischen Technologien, da
hier ein Mangel an qualifizierten Fachkräften herrscht. Vom BMBF wird ein
Modellstudiengang mit Masterabschluss gefördert, der gemeinsam von der TFH
Berlin, der TFH Wildau und TFH Brandenburg erarbeitet wurde. Ein vergleichbarer
Studiengang auf Universitätsebene wird zwischen der HU, FU, TU und der
Universität Potsdam geplant.
Ohne ein breiteres
Verständnis der Bedeutung von Innovation für die Zukunftsfähigkeit der Stadt
fehlt es an der notwendigen öffentlichen Parteinahme für Wissenschaft und
wissensorientierte Wirtschaft. Deshalb verstärken in jüngster Zeit
Wissenschaft und Forschung in Berlin den Dialog mit der Öffentlichkeit.
–
Die
Technologiestiftung Berlin lädt unter dem Label „Berliner WissensWerte“ regelmäßig
zu Informationsveranstaltungen und Diskussionen rund um die Forschungsschwerpunkte
der Region ein.
– Seit 2001 können sich
Berlinerinnen und Berliner sowie deren Gäste einmal im Jahr in der „Langen
Nacht der Wissenschaften“ ein eigenes Bild von Berlin als Stadt des Wissens machen.
–
Forschung
zum „Selber-Machen“ präsentiert das Gläserne Labor auf dem Biomedizinischen
Campus in Berlin-Buch.
–
Nicht
nur die „Schaustelle“ von Partner für Berlin GmbH präsentiert deren vielfältige
Aktivitäten, die Hauptstadt auch als Wissenschaftsstadt erlebbar zu machen.
–
Bei
der „Science Fair“ der Freien Universität geben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler,
Studierende und Schülerinnen und Schüler gemeinsam anhand von aktuellen
Forschungsergebnissen einen Einblick in die lebendige Wissenschaftslandschaft
Berlins.
–
Die
Tage der offenen Tür in den Adlershofer Instituten lassen Forschung in Berlin
für jeden transparent werden.
–
Bei
der HU Schülerinformationswoche sollen die Berliner Schülerinnen und Schüler
Einblick erhalten, welche beruflichen Perspektiven eine universitäre Ausbildung
bietet.
– Die Schülerinnen
& Schüler-Technik-Tage der TU sollen insbesondere Mädchen an Naturwissenschaft
und Technik heranführen.
–
Wirtschaft
und Wissenschaft haben sich zu einer Initiative „an Morgen denken / Wirtschaft
und Wissenschaft gemeinsam für Berlin“ zusammengefunden und starten verschiedene
Aktivitäten, z. B. die Ausstellung "Leuchttürme der Berliner
Wissenschaft". Die Initiative „Wissen schafft Wohlstand“ will Projekte auf
der Basis der Berlin Studie starten. Ganz neu ist die Initiative „Wissen
schafft Zukunft“ hinzugekommen, in der sich mehr als sechzig Einrichtungen der
außeruniversitären Forschung zusammengefunden haben und die Stärken der Innovationsregion
Berlin-Brandenburg herausarbeiten will.
–
In
bisher zwölf „Forschungspolitischen Dialogen“ seit 1995 wurde von der Senatsverwaltung
für Wissenschaft, Forschung und Kultur die Zusammenarbeit von Wissenschaft,
Wirtschaft und Politik in wichtigen Wachstumsfeldern initiiert und forciert.
Für die
wirtschaftliche Modernisierung Berlins spielt die dichte wissenschaftliche Infrastruktur
Berlins eine strategisch wichtige Rolle, da sich aus ihr ein großes
Innovationspotenzial ableitet. Verschiedene Studien, wie die mit der EU
durchgeführte RITTS-Studie und die "BerlinStudie - Strategien für die
Stadt", empfehlen der Bundeshauptstadt, sich am Leitbild "Berlin -
Stadt des Wissens und der Wissensproduktion" zu orientieren. Eine
"Stadt des Wissens" zeichnet sich dadurch aus, "dass sie den
Prozess der Identifizierung, Erschließung und Nutzung des regional und
international verfügbaren Wissens und die Generierung neuen Wissens besonders
gut organisiert" [(7) S. 66].
Das Leitbild
"Stadt des Wissens und der Wissensproduktion" muss noch weiter
ausdifferenziert, langfristig festgeschrieben und verlässlich abgesichert
werden. So fehlt aus innovationsstrategischer Sicht eine weitere
Konkretisierung dieses Konzepts. Vorrangig kommt es dabei darauf an, das
vorhandene Innovationspotenzial in Unternehmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen
auszuschöpfen und stärker zu vernetzen.
Das Berliner
Innovationssystem basiert in hohem Maße auf den Hochschulen des Landes. Sie
bilden qualifiziertes Personal, aber auch die Forscherinnen und Forscher ebenso
Unternehmerinnen und Unternehmer von morgen aus. Gleichzeitig entstehen in
ihren Laboren die Innovationen und
Produkte der Zukunft. Um im regionalen wie internationalen Wettbewerb konkurrenzfähig
zu bleiben, benötigen die Hochschulen einerseits die Fähigkeit und Bereitschaft
zur Reform, andererseits aber auch Planungssicherheit über die Entwicklung der
Zahl der Studienplätze und ihrer Haushalte. Insofern ist die Verlängerung der
Hochschulverträge über das Jahr 2005 hinaus ein Kernpunkt nachhaltiger
Innovationspolitik.
Im Bereich der
Bund-Länder-gemeinschaftlich getragenen außeruniversitären Forschungsreinrichtungen,
konnte das Land Berlin seinen finanziellen Verpflichtungen trotz angespannter
Haushaltslage nachkommen, da das Land von den Finanzierungsmodalitäten für
diese Einrichtungen nach Artikel 91 b GG und der Rahmenvereinbarung
Forschungsförderung außerordentlich profitiert. Für jeden Euro, den Berlin in
seine Forschungseinrichtungen investiert, legen Bund und Länder zwei weitere
hinzu.
Andererseits
ist der forschungspolitische Spielraum Berlins im Bundesvergleich sehr eingeschränkt:
Bis auf einen verschwindend geringen Betrag sind die Mittel institutionell
gebunden und werden „durchgeleitet“. Ein angesichts der wissenschaftlichen
Vielfalt notwendiger und angemessener wissenschaftspolitischer Handlungsspielraum
für Eigeninitiativen des Landes (Projektstudien, Akquisition von Personal,
Wettbewerbe, Aufbau von größeren Verbundstrukturen, Wirtschaftskooperationen,
etc.) besteht damit kaum. Dadurch aber ist die Chance, die institutionellen
Finanzierungen regionalpolitisch einzusetzen bzw. Profilierung und Wettbewerbspositionen
aufzubauen, erheblich eingeschränkt. Die Finanzierung muss aber auch die
Drittmittelfähigkeit der Forschungseinrichtungen absichern. Bei vielen
Drittmittelanträgen ist die Unterstützung des Landes notwendig. Hier müssen
Mechanismen gefunden werden, die für die Berliner Forschungslandschaft gleiche
Chancen im Wettbewerb um Drittmittel sicherstellt. Erfolge, wie die Einwerbung
des Schwerpunkts „Angewandte Mathematik“, bei dem die Hochschulen selbst den
Landesanteil aufbringen, sollten nicht über das strukturelle Problem hinwegtäuschen.
Nach kontroverser Diskussion hatte der Senat in 2000 die Einrichtung eines Zukunftsfonds beschlossen. Gefördert werden sollte die Bildung von Netzwerk(infra-)strukturen mit dem Ziel, in ausgewählten Kompetenzfeldern Modellvorhaben und marktorientierte Leitprojekte zu generieren und umzusetzen. Ein hochkarätig besetzter Technologie- und Innovationsbeirat (TIR) wurde gebildet. Jedoch konnten nur einige der vom Kuratorium der TSB und vom TIR zur Förderung beschlossenen Vorhaben mit den vorhandenen Mitteln gefördert werden. Vom TIR wurden deshalb keine Initiativen für die Ausarbeitung neuer Vorhaben gestartet.
Der Senat hat bei der EU-Kommission den Antrag gestellt, EFRE-Mittel auch für die Förderung von Vorhaben aus dem Zukunftsfonds einsetzen zu können. Eine entsprechende mündliche Zusage der EU-Kommission ist bisher nicht schriftlich bestätigt worden.
Die wirtschaftliche Entwicklung und eigene Fehleinschätzungen haben dazu geführt, dass Banken sich gegenwärtig viel restriktiver bei der Bereitstellung von Wagniskapital oder von Darlehen für risikoreiche Neugründungen als noch vor einigen Jahren verhalten.
Deshalb wurden
infrastrukturelle Maßnahmen der Innovationspolitik (anwendungsbezogene
Geräteanschaffung etc.) in den letzten Jahren in hohem Maße über Mittel aus dem
Europäischen Regionalfonds finanziert, die durch Landesmittel ergänzt werden.
Das wird fortgesetzt. Durch die Erweiterung der Europäischen Union nach Mittel-
und Osteuropa wird sich der Mittelzufluss ab 2006 möglicherweise erheblich
verringern. Die Berliner Innovationsstrategie muss dies in ihren Planungen
bereits jetzt berücksichtigen. Zum einen sollen die Fördermittel, soweit
möglich, in einen Fonds eingespeist werden, sodass Rückflüsse erneut ausgereicht
werden können. Zum anderen muss die Berliner Innovationspolitik sich noch
intensiver um die Einwerbung von Drittmitteln bemühen, sei es im Rahmen von Bundeswettbewerben,
sei es bei der Nutzung sektoraler EU-Programme, sei es durch Kooperation mit
der Wirtschaft.
Der Anteil der innovativ orientierten Unternehmen muss steigen.
Das ist in erster Linie Aufgabe der Unternehmen selbst.
Der Senat wird diese Orientierung im Rahmen der finanziellen
Möglichkeiten und unter Berücksichtigung einer laufenden Prüfung hinsichtlich
der weiteren Notwendigkeit auch zukünftig unterstützen durch
· Projekt
InnoTop
Das Projekt InnoTOP hat die Aufgabe, die Kooperationsneigung von Firmen
zu befördern, durch geeignete Maßnahmen zu unterstützen und Initiativen zur
Kooperation von Wissenschaft und Wirtschaft zu begleiten. Die in enger
Zusammenarbeit mit den Berliner Hochschulen initiierte Innovationsoffensive
der TSB GmbH zielt darauf, dass Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen ihre
Ideen, Projekte und Ergebnisse Unternehmen anbieten und sich daraus
zukunftsfähige Produkte entwickeln lassen.
Hier sind die erreichten Ergebnisse noch nicht zufrieden stellend. Die
Chancen einer solchen Kooperation und die konkreten Podien für Netzwerkarbeit,
die von InnoTOP angeboten werden, sind von den Hochschulvertretern nicht
effizient genutzt worden. Darauf reagierend wurde umgesteuert und nunmehr
zielt die Finanzierung darauf, dass die Unternehmen selbst die Chance erhalten,
ihrerseits Kooperationen im Wissenschaftsbereich zu finden. Das Projekt ist in
die Bemühungen einzubeziehen, den Transfer zur frühzeitigen Identifizierung
schlummernder Ideen interaktiver zu gestalten.
· Drittmittel aus der Wirtschaft
Die meisten Drittmittelpartner der in Berlin ansässigen
Forschungsinstitute kommen aus Bundesländern
wie Bayern und Baden-Württemberg. Abnehmer für Berliner Erfindungen finden sich
leider selten im Umland – ein Faktum, das sich durch weitere finanzielle
Anreize aus der Forschungsförderung nicht heilen lässt. Es ist deshalb vor
allem an der Industrie, mehr als bisher aus einem „invented in Berlin“ auch ein
„made in Berlin“ zu machen. Um das Wertschöpfungspotenzial in der Region zu
halten, muss die regionale Wirtschaft mehr als bisher frühzeitig und klar die
Anforderungen benennen, die sie zur Unterstützung von Produktentwicklungen an
die Forschung stellt. Dann können ihre Bedürfnisse stärker als bisher von
Forschung und Wissenschaft aufgenommen und bei den oft längerfristigen Planungen
berücksichtigt werden.
· Kompetenz-Netzwerke
Der Schwerpunkt der engeren Zusammenarbeit
von Wissenschaft und Wirtschaft liegt in der weiteren Ausprägung von Kooperationen
in den Kompetenznetzwerken Biotechnologie, Medizintechnik, Informations- und
Kommunikationstechnologien, Verkehrstechnik, Optische Technologien und
Mikrosystemtechnik.
Gemeinsame Studien und Diplomarbeiten sowie
Personaltransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft sind hierbei noch stärker
zu nutzen.
3.5 Entwicklung von national und international
anerkannten Kompetenzzentren als langfristigen Prozess begreifen
Gerade
in Anbetracht der finanziellen Notlage Berlins ist das Verständnis noch weiter
auszuprägen, dass der Aufbau leistungsfähiger Kompetenzzentren ein lang
andauernder Prozess ist. Die Politik braucht deshalb einen „langen Atem“ für
eine erfolgreiche Umsetzung der Kompetenzzentrenstrategie, denn kurzfristige
Erfolge wird es kaum geben.
Die Kompetenzfelder Biotechnologie, Medizintechnik, Informations- und Kommunikationstechnologien und Verkehrstechnik konturieren mittlerweile deutlich das innovationspolitische Profil. Allerdings hat die RITTS-Studie darauf hingewiesen, dass der erreichte Aufbau der Kompetenznetzwerke noch nicht den hohen Anforderungen an Kompetenzzentren entspricht. Es fehlen Teile der Wertschöpfungskette, die von der Ausbildung über Forschung und Entwicklung bis zur Produktion und Markterschließung reichen. Es bedarf also erheblicher Anstrengungen, um auch im internationalen Vergleich noch weiter aufschließen zu können. Benchmarking ist für alle Kompetenzzentren eine wichtige Aufgabe. Kompetenzzentren zeichnen sich durch folgende Charakteristika und Erfolgsfaktoren aus:
· „Ein Kompetenzzentrum erbringt im internationalen Vergleich herausragende Leistungen und wird als Innovationsfeld von Weltruf anerkannt.
· Ein Kompetenzzentrum ist das Ergebnis einer langfristigen Entwicklung.
· Es basiert auf der strategischen Weiterentwicklung bestehender Strukturen und Potenziale.
· Ein Kompetenzzentrum ist Motor der regionalen Entwicklung.
· Die Zahl der Akteure und Projekte überschreitet die so genannte 'Kritische Masse' und entwickelt eine starke Eigendynamik in dem Innovationsfeld.
· Ein Kompetenzzentrum erfasst die gesamte Wertschöpfungskette von der Ausbildung über Forschung und Entwicklung bis zur Produktion und Markterschließung.
· Ein Kompetenzzentrum ist ein dynamisches Netzwerk, das innovative Milieus nutzt und entwickelt.“ [(7) S.82]
In zunehmend wissensbasierten Volkswirtschaften sind ausreichend hoch qualifizierte Fachkräfte eine entscheidende Voraussetzung für das Innovationsgeschehen.
Genau hierin liegt aber ein Problem. Im Bericht „Zur technologischen Leistungsfähigkeit Deutschlands 2002“ wird festgestellt, dass „die zunehmende Knappheit im Angebot hoch qualifizierter“ ein Hauptgrund dafür ist, dass andere Länder im Innovationsverhalten dynamischer sind und nach- und vorbeiziehen [(8) S. IX].
Auch in den Berliner Schwerpunkttechnologiefeldern (Informations- und Kommunikationstechnologien, Optische Technologien und Mikrosystemtechnik) wird auf einen Mangel an Fachkräften hingewiesen. In den Kompetenznetzwerken sind deshalb Anstrengungen für Aus- und Weiterbildungsaktivitäten zu forcieren (nach Möglichkeit gemeinsam mit Brandenburg).
Innovation ist nicht nur ein technischer bzw. technologischer Prozess. Zur Modernisierung einer Gesellschaft und zur Bewältigung des technologischen Wandels können und müssen die Kultur- und Sozialwissenschaften in hohem Maße beitragen. Berlin hat nur Chancen zu einer „global city“ und damit zu einem kulturellen und geistigen Knotenpunkt in einem sich erweiternden und zusammenwachsenden Europa zu werden, wenn es sein geistes- und sozialwissenschaftliches Potenzial mit Sorgfalt fördert und es verstärkt für gesellschaftliche und politische Problemlösungen geltend macht. Dieses spezielle Potenzial ist im aktuellen DFG-Ranking gewürdigt worden.
Wirtschaftliche Anpassungsfähigkeit und Innovationsfähigkeit hängen ganz entscheidend von der Verfügbarkeit von unspezifischen, ungebundenen Ressourcen ab, die für eine Vielzahl nicht vorher bestimmbarer Zwecke einsetzbar sind. Ihre Bedeutung wird erst erkennbar, wenn es auf das elastische Abfedern von unvorhersehbaren Ereignissen ankommt – oder eben auf überraschende Wendungen, auf Entdeckungen und Durchbruchsinnovationen.
Zwischen Effizienz und Redundanz besteht ein Spannungsverhältnis, dem eine Volkswirtschaft am ehesten beikommt, in dem sie Anpassungsspielräume schafft und sichert. Gerade weil es kein sicheres Wissen darüber gibt, welche Fähigkeiten, Kompetenzen und Kenntnisse eine wohlstandssichernde und -mehrende Gesellschaft zukünftig benötigt, müssen die Gesellschaftswissenschaften auch die nötige Flexibilität erhalten und entwickeln, die sie dann bei Bedarf der Gesellschaft zur Verfügung stellen können.
Die Berliner Wissenschaft hat in den letzten Jahren ihre Anstrengungen im Bereich des Wissenschaftsmarketings enorm verstärkt. Um die Leistungsfähigkeit der Einrichtungen auch mit Blick auf deren wirtschaftliche Relevanz noch besser zu dokumentieren, sollten systematischer als bisher Daten erhoben werden, die Aufschluss über die konkrete Rolle der Hochschulen und außeruniversitären Institute im Innovationsgeschehen der Stadt geben. Für die Vermarktung der Wissenschaft ist auch die gezielte Aufarbeitung von Berliner Erfindungen und Kompetenzen von Bedeutung.
Daneben muss das Konzept des „Public Understanding of Science and Humanities – PUSH“, also die Überzeugung der Öffentlichkeit von der Bedeutung von Innovationen für die Zukunftsfähigkeit der Stadt weiter ausgebaut werden. Dazu gehört die offene – auch baulich offene – Integration der Hochschulen und wissenschaftlichen Einrichtungen in ihr städtisches Umfeld. Berlin wird hier an hervorragende Initiativen anknüpfen (vgl. dazu Abschnitt 2.5) und neue Formen unterstützen.
Der Senat beabsichtigt eine
Innovationskommission mit folgenden Aufgaben einzusetzen:
Berlin und
Brandenburg sind als Hauptstadtregion zu begreifen.
·
Berlin/Brandenburg
sind eine gemeinsame Wirtschafts- und Wissenschaftsregion, die als solche
strukturell entwickelt werden muss. Die länderübergreifende Kooperation muss
öffentlich wahrnehmbar sein.
·
Die
Region Berlin/Brandenburg ist geprägt durch einen doppelten Strukturwandel,
ausgedrückt durch das Anwachsen der wissensbasierten Beschäftigungsstrukturen
einerseits und den dramatischen Rückgang der Industriestrukturen andererseits.
Daraus erwächst eine besondere Bedeutung der Innovationspolitik: Eine regional
orientierte Innovationspolitik muss die Bereitschaft für eine umfassende
Gestaltung von Wertschöpfungsstrukturen und ein Verständnis für die Komplexität
des regionalen Innovationssystems entwickeln.
·
Die
Konzentration auf Schwerpunkte ist nicht nur auf Berlin zu beschränken, sondern
für die gemeinsame Region zu diskutieren und umzusetzen.
Die Innovationsförderung
ist eingebettet in die Berliner Wirtschaftsförderung. Sie muss deshalb immer
auch im Zusammenspiel mit anderen Ansätzen wie z. B. der Förderung von Investitionen,
der wirtschaftsnahen Infrastruktur, der Außenwirtschaft sowie der Förderung von Existenzgründerinnen und –gründern
gesehen werden. Fördermittel müssen konsequent in Maßnahmen investiert werden,
die die jeweils größte Wirkung innerhalb des wirtschaftspolitischen Zielsystems
entfalten - also kurzfristig private Investitionen und die Schaffung neuer
Arbeitsplätze anregen sowie mittel- und langfristig die Ausrichtung der Wirtschaftsstruktur
der Stadt auf zukunftsfähige und wachstumsstarke Branchen und Unternehmen
unterstützen.
Aus diesem
Grund hat der Berliner Senat als Teil seiner Modernisierungsagenda auch die
Evaluation und Neuausrichtung der Wirtschaftsförderung beschlossen. Im Rahmen
dieses Projekts soll festgestellt werden, ob die Schwerpunktsetzungen innerhalb
der Berliner Förderstrategie den Anforderungen und Bedürfnissen der Berliner
Wirtschaft entsprechen und eine adäquate Antwort auf die Chancen und Risiken
der Stadt bieten. In den einzelnen Programmen wird untersucht werden, ob die
jeweilige Maßnahme in zeitlicher und inhaltlicher Sicht ihr Ziel erreicht hat
(Effektivität) und ob sie unter Kosten/Nutzen-Gesichtspunkten empfehlenswert
ist (Effizienz). Auf der Basis dieser Informationen sollen Vorschläge über
eine ggf. notwendige Reorganisation der Programmdurchführung, Umformulierung
von Förderbedingungen und /oder notwendige Mittelumschichtungen formuliert
werden. In der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Arbeit und Frauen werden in einem
Pilotverfahren aufbauend auf Vorarbeiten (9) Erfolgskriterien/Indikatoren im
strategischen Ziel „Innovationskraft stärken“ erarbeitet und für ein ziel- und
wirkungsorientiertes Controlling aufbereitet.
Im Frühjahr
2003 wurde die Technologiestiftung evaluiert. Aus den Evaluierungsergebnissen,
die Ende Juli 2003 vorliegen werden, sind Schlussfolgerungen für eine weitere
Verbesserung der satzungsgemäßen Aufgaben zu ziehen.
Quellen:
(1)
Ingo
Pfeiffer/Thomas Asperger/Mella Steinke: Das verarbeitende Gewerbe Berlins im
Strukturwandel
Tätigkeitsprofil und Verflechtung mit dem Dienstleistungssektor
hrsg. von Senatsverwaltung für Wirtschaft, Arbeit und Frauen/Industrie- und
Handelskammer zu Berlin, Berlin 2002
(2)
Ingo
Pfeiffer: Zur Innovationsfähigkeit der Berliner Wirtschaft
Anmerkungen zu methodischen Fragen und verfügbaren Daten, interne Ausarbeitung
für die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Arbeit und Frauen
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, Berlin 2003
(3)
Betriebspanel
Berlin
– Ergebnisse der sechsten Welle 2001–
Studie im Auftrag der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Arbeit und Frauen,
Berlin 2002
(4)
Alexander
Eickelpasch/Ingo Pfeiffer: Zukunftssicherung durch Innovation
Profil, Potenzial und Strategien der Unternehmen in Berlin hrsg. von Industrie-
und Handelskammer zu Berlin, Berlin 1997
(5)
Berechnungen
der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur
(6)
Zur
technologischen Leistungsfähigkeit Deutschlands 2001
hrsg. vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Bonn 2002
(7)
Prof.
Klaus Brake u. a. : Die BerlinStudie – Strategien für die Stadt
hrsg. vom Regierenden Bürgermeister von Berlin Senatskanzlei, Berlin 2000
(8)
Zur
technologischen Leistungsfähigkeit Deutschlands 2002
hrsg. vom Bundesministrium für Bildung und Forschung (BMBF), Bonn 2003
(9)
Ziel-
und wirkungsorientiertes Controlling am Beispiel des Personaltransferprogramms
„Innovationsassistent“ – Gemeinsames Projekt der Senatsverwaltung für Finanzen
und der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Arbeit und Frauen, Berlin 2003
Anlage 1
FuE-Personal im verarbeitenden Gewerbe im
Ländervergleich (1999)
– Vollzeitäquivalent –
|
Land |
Erwerbstätige im verarbeitenden Gewerbe |
davon FuE-Personal |
Anteil in % |
|
Baden-Württemberg |
1 532 200 |
65 260 |
4,26 |
|
Bayern |
1 481 900 |
64 250 |
4,34 |
|
Berlin |
165 400 |
10 827 |
6,55 |
|
Brandenburg |
129 900 |
2 271 |
1,75 |
|
Bremen |
70 300 |
1 961 |
2,79 |
|
Hamburg |
125 100 |
5 613 |
4,49 |
|
Hessen |
607 100 |
29 767 |
4,90 |
|
Mecklenburg-Vorpommern |
77 200 |
381 |
0,49 |
|
Niedersachsen |
688 500 |
20 464 |
2,97 |
|
Nordrhein-Westfalen |
1 821 900 |
38 869 |
2,13 |
|
Rheinland-Pfalz |
378 500 |
12 733 |
3,36 |
|
Saarland |
324 700 |
8 676 |
2,67 |
|
Sachsen-Anhalt |
146 200 |
1 739 |
1,19 |
|
Schleswig-Holstein |
182 900 |
2 553 |
1,40 |
|
Thüringen |
188 100 |
3 635 |
1,93 |
|
Insgesamt |
8 032 000 |
269 718 |
3,36 |
Quelle: Statistisches
Bundesamt, Stifterverband Wissenschaftsstatistik
Anlage 2
Stand: April 2003
|
Technologieorientierte
Gründerzentren (TGZ) in Berlin *) |
Themenschwerpunkte
|
|
Berliner Innovations- und Gründerzentrum (BIG) im Technologie- und Innovationspark Berlin (TIB)
Mitte
(Ortsteil Wedding) |
- Umwelttechnik - Automatisierungstechnik - Messen, Steuern, - Informations- und Kommunikationstechnik - Medizintechnik |
|
Innovations- und GründerZentrum
Berlin-Adlershof (IGZ) - auf dem Wissenschafts-und Wirtschaftsstandort Berlin-Adlershof
(WISTA) Treptow - Köpenick |
- Mikroelektronik - Optoelektronik - Lasertechnik - Umwelttechnik - Materialforschung - Informatik - Elektronik |
|
Technologie- und Gründerzentrum (TGZ) im Innovationspark Wuhlheide (IPW) Treptow -
Köpenick - |
- Werkstofftechnik, Prozessautomation - Mess- u. Feingerätetechnik, elektron. Gerätebau -
Optoelektronik/Sensorik + Mikrosystemtechnik - Medizintechnik/ Orthopädie, Biotechnologien - IuK-Technik, Telematik - Umwelttechnik, Energietechnik - Bau- u. Sanierungstechnik |
|
Technologie- und Gründerzentrum Spreeknie (TGS) Treptow -
Köpenick |
- Informations- und Kommunikationstechnik - Umwelttechnik, Solartechnik - Automatisierungstechnik - Lasertechnik |
|
Innovations- und Gründerzentrum (IGZ) Campus Berlin-Buch mit Biotech Park Pankow |
- Biomedizin,
Biotechnologie, Bioinformatik - Genomics,
Proteomics - Branchen spezifische Dienstleistungen |
|
Innovations- und Gründerzentrum FOCUS Mediport Steglitz - Zehlendorf |
- Bio- und Medizintechnik |
|
PHÖNIX Gründerzentrum Am
Borsigturm Reinickendorf |
- Verkehrstechnik, Logistik - Informations- u. Kommunikationstechnik, Multimedia - Umwelttechnik |
|
Ost-West-KooperationsZentrum (OWZ) im IGZ auf dem WISTA Treptow - Köpenick |
- Elektron. Gerätebau, Sicherheitstechnik - Automatisierungstechnik - Informatik,
Bio- u. Umwelttechnik - Handel/Vertrieb |
|
Existenzgründerzentrum „Technische Dienstleistungen“
Lichtenberg
– Hohenschönhausen |
- Technische Dienstleistungen/ Ingenieurdienstleistungen - Informatik, Internetdienste - Unternehmensnahe Dienstleistungen |
*) Adressen und Ansprechpartner sind in der Förderfibel 2002/2003 S.
112 ff. nachlesbar.
Stand: April 2003
|
Innovationszentren/Technologieparks
|
Themenschwerpunkte
|
|
Technologie- und Innovationspark Berlin (TIB) Mitte
(Ortsteil Wedding) |
- Mikrosystemtechnik - Informations- und Kommunikationstechnik - Umwelttechnik/Solartechnik - Medienproduktion u. Satellitenübertragung - Telemarketing |
|
Technologie- und Innovationszentrum Wedding Mitte
(Ortsteil Wedding) |
- Technologien der Mikroperipherik - Dienstleistungen - Informations- und Kommunikationstechnik - Umwelttechnik - Telemarketing |
|
Innovationspark Wuhlheide (IPW) Treptow -
Köpenick |
- Werkstofftechnik, Bearbeitungstechnologien - Prozessautomation - Mess-u. Feingerätetechnik, elektronischer
Gerätebau - Optoelektronik/Sensorik + Mikrosystemtechnik - Medizintechnik/Orthopädie, Biotechnologien - IuK-Technik - Telematik - Umwelttechnik + -technologien |
|
Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Berlin-Adlershof (WISTA) Treptow - Köpenick |
- Fotonik und Optische - Informations- und
Medientechnologie - Umwelt-, Bio- und Energie- |
|
Technologiezentrum „Am Borsigturm“ Reinickendorf |
- Informations- und Kommunikationstechnik - Verkehrstechnik - Logistik |
|
Medien-Technologie-Centrum Treptow - Köpenick |
- Medientechnologie |
*) Adressen
und Ansprechpartner sind in der Förderfibel 2002/2003 S. 115 ff. nachlesbar.
Ausschuss-Kennung
: WissForschgcxzqsq