Präsident Ralf Wieland zum Mauerbau am 13. August 1961
Vor 60 Jahren wurde die Berliner Mauer gebaut. Zu diesem historischen Anlass erklärt Parlamentspräsident Ralf Wieland:
„Aus heutiger Sicht klingt es fast wie eine Geschichte aus einer anderen Welt, was vor sechzig Jahren geschah. Deutschland war geteilt, und in Berlin wurde am 13. August 1961 der sowjetische Sektor von den anderen Sektoren erst durch Stacheldraht, dann durch eine Mauer abgetrennt. Das war damals bittere Realität. Niemand gelangte mehr aus dem Ostteil der Stadt in den Westteil und umgekehrt. Es sei denn durch eine Flucht unter Todesgefahr aus der DDR.
Der Höhepunkt des sogenannten Kalten Krieges war erreicht. Die Berlinerinnen und Berliner beider Stadthälften waren schockiert und aufgewühlt. Familien wurden auseinander gerissen, Freundschaften gekappt und Arbeitsplätze gingen verloren. Erst die Verständigungspolitik des Regierenden Bürgermeisters Willy Brandt erreichte ein Passierscheinabkommen, das dann Ende 1963 Kurzbesuche von West-Berlinerinnen und West-Berliner im Ostteil Berlins zuließ.
Der Bau der Berliner Mauer gehört fraglos zu den dunkelsten Kapiteln der Berliner Stadtgeschichte. Denn der Mauerbau war eine Amputation am lebenden Stadtkörper. Mit jedem Jahr, in dem die Mauer stand, nahm die Hoffnung ab, dass es jemals wieder ein geeintes Berlin geben könnte. Erst die Friedliche Revolution und ihre machtvollen Demonstrationen gegen die SED-Diktatur ließen die Mauer 1989 einstürzen.
Das Leid, das die Mauer bei vielen Menschen auslöste – vor allem im sowjetischen Sektor -, konnte nicht kaschiert werden. Diejenigen, die den Mut aufbrachten, über die Mauer zu fliehen, wurden im Zweifel einfach erschossen. Da waren die Angehörigen der Mauertoten. Sie litten vor allem psychisch. Und da waren all diejenigen, die wegen versuchter „Republikflucht“ eingesperrt wurden. Angeblich waren sie Staatsfeinde. Die Propaganda entlud sich daher in unerträglichem Zynismus.
Wir erinnern am 13. August jedes Jahr an die Opfer der Berliner Mauer. Dies geschieht, um die Menschen, die an der Mauer getötet wurden, posthum zu ehren. Die Erinnerung an sie soll auch sagen: Menschenrechte sind stärker als Beton und Maschinengewehre. Freiheitswille überwindet auch Stacheldraht.“