Worte des Parlamentspräsidenten Ralf Wieland zum Tod des ehemaligen Regierenden Bürgermeisters von Berlin und Vorsitzenden der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus Hans-Jochen Vogel
Der Präsident des Berliner Abgeordnetenhauses Ralf Wieland würdigt Hans-Jochen Vogel, den ehemaligen Regierenden Bürgermeister von Berlin und SPD-Fraktionsvorsitzenden:
"Das Berliner Abgeordnetenhaus trauert um Hans-Jochen Vogel, einen beherzten und selbstreflektierten Politiker, einen überzeugten Europäer, der die soziale Gerechtigkeit stets im Blick behielt.
Bevor der Jurist die politische Spitze Berlins übernahm, gestaltete er unser Land bereits in verschiedenen Ämtern und Funktionen mit. Im Alter von 34 Jahren wurde Hans-Jochen Vogel Oberbürgermeister Münchens. Den Kabinetten von Willy Brandt und Helmut Schmidt gehörte er als Minister für Raumordnung, Städtebau und Bauwesen und als Bundesminister für Justiz an. In dieser Funktion war er maßgeblich in die Entscheidungen hinsichtlich der Entführungen des Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer und des Flugzeugs ‚Landshut‘ eingebunden.
Am 23. Januar 1981 wurde Hans-Jochen Vogel als Nachfolger des zurückgetretenen Dietrich Stobbe zum Regierenden Bürgermeister von West-Berlin gewählt. Dadurch konnte die Berliner Senatskrise zum Jahresbeginn beendet werden. Zu dieser Zeit gab es in der Stadt Konflikte um die Hausbesetzungen. In seiner kurzen Amtszeit von weniger als einem halben Jahr führte Hans-Jochen Vogel die sogenannte Berliner Linie im Umgang mit den Besetzerinnen und Besetzern ein. Nach den vorgezogenen Abgeordnetenhaus-Wahlen bildete Richard von Weizsäcker einen Minderheitssenat und löste Hans-Jochen Vogel als Regierenden Bürgermeister ab. In unserem Parlament übernahm er daraufhin die Rolle des Oppositionsführers. Später widmete er sich als Bundestagsabgeordneter wieder der Bundespolitik. Parteipolitisch folgte er 1987 Willy Brandt als Vorsitzender der SPD. Bis ins hohe Alter blieb Hans-Jochen Vogel politisch aktiv und meldete sich zu aktuellen Fragestellungen zu Wort.
Die Fähigkeit sich selbst gegenüber gleichermaßen treu und kritisch zu bleiben, macht ihn für uns Berlinerinnen und Berliner zu einem unvergesslichen Vorbild."