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Blick in den Plenarsaal und hauptsächlich die Flaggen für Deutschland, Berlin und Europa

Ausstellungseröffnung „Revolution von Oben! Preußens Staatskanzler Karl August von Hardenberg“ Grußwort Walter Momper – Präsident des Abgeordnetenhauses Berlin und Schirmherr der Ausstellung

03.09.2009 18:00, Kutschstall am Neuen Markt in Potsdam

Walter Momper 03.09.2009, Kutschstall am Neuen Markt in Potsdam

- Es gilt das gesprochene Wort -

Lieber Herr Dr. Winkler, lieber Herr Präsident Fritsch, lieber Manfred Stolpe, Prinz von Preußen, meine sehr geehrten Damen und Herren,

ich möchte Ihnen die Grüße von 3,4 Millionen Berlinerinnen und Berlinern überbringen. Das ist für sich allein gesehen noch kein Wert, sondern nur eine Zahl, aber bereits Ministerpräsident Manfred Stolpe hat gesagt, dass Berlin die größte Stadt in Brandenburg ist. Deshalb sind es die 3,4 Millionen Berliner und 2,2 Millionen Brandenburger, die die Geschichte des Staatskanzlers von Hardenberg betrifft.

Sie werden sich fragen, warum hat ausgerechnet der Momper die Schirmherrschaft übernommen. Was hat der damit zu tun? Beim Thema Hardenberg bin ich engagiert, nicht nur persönlich, sondern auch vom Amt her, wie ich ihnen gleich zeigen werde. Auch in der Berliner Denkmalslandschaft wollen wir das zusammen führen, was zusammen gehört. Und was gehört zusammen?

Wer den alten Dönhoffplatz in Berlin kennt oder schon mal davon gehört hat weiß, dass er in der Nähe der Leipziger Straße lag, da wo heute die -. achtspurige Schnellstraße zur Gertraudenbrücke hinführt und links davon Plattenbauten errichtet sind, dort war der Dönhoffplatz . Dort standen die beiden, wenn man so will, geistig-politischen und administrativen Zwillinge, zum einen der Freiherr vom Stein und zum anderen der Fürst von Hardenberg, Rücken an Rücken, mit Ausblick nach Osten und nach Westen.

Jahrzehntelang haben diese Zeugen preußischer Geschichte dort gestanden. Natürlich hatten sie ihre Bekanntschaft nicht erst an diesem Platz gemacht, sondern sie haben, wie wir schon gehört haben und noch hören werden unter Friedrich Wilhelm III. zusammen dem Preußischen Staat gedient. Zwar immer nur für relativ kurze Zeiten, aber letzten Endes sind sie kongenial bei der Neubegründung des preußischen Staates tätig gewesen. Wir sprechen zu Recht von den Stein-Hardenbergschen Reformen. Beide gehörten zusammen, doch in diesem Punkt möchte ich den Historikern nicht vorgreifen.

Der Zweite Weltkrieg und die DDR hat das Zusammenspiel auf dem Dönhoffplatz beendet. Während das Denkmal des Freiherrn vom Stein erhalten geblieben ist, ist die Statue Hardenbergs verloren gegangen. Der Dönhoffplatz ist damals mit Beton überdeckt worden. Irgendwann stand der Freiherr vom Stein dann Unter den Linden. Warum die DDR ausgerechnet die Statue des Fürsten Hardenberg hat verschwinden lassen, ist ungeklärt.

Als nun hinter der Stadtkommandantur alles wieder hergerichtet und umgebaut wurde, war unklar, wo die Statue des Freiherrn vom Stein bleiben sollte. Damals habe ich gesagt, dass die Statue vor das Abgeordnetenhaus eben als einem der letzten alten Gebäude des preußischen Staates gehört. Und als das vollbracht war, hat der stellvertretende Landeskonservator Herr von Krosigk mir eine Gipsstatue vom Karl-August von Hardenberg mitgebracht, mit der Begründung, dass die beiden eigentlich zusammengehören. Herr von Krosigk erklärte mir, dass man die Statue auch nachbilden könne. Und eben dieser Herr hat zu mir gesagt: „Wenn Sie es schaffen den Hardenberg, d.h. die Statue Hardenbergs, aufzustellen, dann sind Sie der Größte“. So etwas hört ein Politiker ja gern.

Nun wissen Sie, was mich im Innersten dabei antreibt. Ich habe mir das Ziel gesetzt, zusammen mit Herrn Professor Finckelnburg, dem ehemaligen Landesverfassungsgerichtspräsidenten von Berlin, mit der Familie Hardenberg und der Sparkassenstiftung und vielen anderen, die Statue des Fürsten von Hardenberg wieder aufzustellen.

Und was verbindet das Abgeordnetenhaus mit Hardenberg? Die Stadt Berlin hatte gesammelt für ein Denkmal für den, den sie für den Urheber der modernen städtischen Selbstverwaltung hielt, also für den Freiherrn vom Stein. Von Hermann Schievelbein ließ man ein relativ starkes Denkmal für den Freiherrn vom Stein gestalten. Dieses Denkmal ist ein ganzes Geschichtsbuch. Man kann sich das viele Lesen ersparen, wenn man sich den Sockel dieses Denkmals anguckt. Für die Bauernbefreiung, für die Judenbefreiung, für das Ende der Leibeigenschaft, für die Heeresreform ist jeweils eine Tafel angebracht. Wie eine Bildzeitung für die damalige Zeit, aber noch heute sehr lehrreich und anschaulich.

Aber wie sind die beiden auf dem Dönhoffplatz zusammengekommen? Die Stadt Berlin und die Bürger wollten, dass der Freiherr vom Stein als Urvater der städtischen Selbstverwaltung vor dem Roten Rathaus aufgestellt wird. Dafür haben sie gekämpft. Aber Majestät wollte das nicht zulassen. Majestät wollte die Statue des Freiherrn vom Stein dort haben, wo damals das preußische Abgeordnetenhaus tagte, nämlich am Dönhoffplatz. Der preußische Staat hatte das Schwerinsche Palais von Karl August von Hardenberg gekauft und in diesem Gebäude tagte nach 1853 der Preußische Landtag. Majestät wollte die Statue natürlich dorthin haben, um des Freiherrn vom Stein als den Begründer des modernen Preußens und der modernen Staatsverwaltung zu gedenken. Deshalb wurden dann beide Statuen 1907 dort aufgestellt.

Wir arbeiten jetzt daran, dass vor dem Gebäude des Berliner Abgeordnetenhauses zur Statue des Freiherrn vom Stein auch wieder die Statue des Fürsten Karl-August von Hardenbergs kommt. Das ist nicht ganz im Sinne von Majestät damals, aber ich denke für die Berlinerinnen und Berliner ist die städtische Selbstverwaltung das Allerwichtigste. Und das Preußische Abgeordnetenhaus ist heute das Berliner Abgeordnetenhaus.

Im Moment sind wir dabei, die Aufstellung des Denkmals mit der Stiftung Denkmalschutz Berlin zu realisieren und das Geld dafür zu sammeln. Sie alle sind herzlich willkommen dazu beizutragen. Das ganze Vorhaben kostet rund 200.000 Euro. Über 100.000 Euro haben wir bereits zusammen und ein paar gute Zusagen, vor allem von der Familie Hardenberg und auch von anderen. Die Sparkassenstiftung wird dem Begründer des modernen Sparkassenwesens, dem Freiherr vom Stein, Tribut zollen und Karl-August von Hardenberg dementsprechend auch.

Meine Damen und Herren,

das also verbindet mich nicht nur politisch und von meinem Amte her mit den beiden Herren Stein und Hardenberg, sondern es verbindet mich auch ganz persönlich mit beiden. Es macht Spaß so ein Stück Geschichte wieder zu restituieren. So kann man über die Denkmäler in einer Stadt den Nachgeborenen deutlich machen, auf wessen Schultern wir stehen und wo die moderne Staatsverwaltung und die bürgerschaftliche Selbstverwaltung ihren Ursprung hat.

In diesem Sinne freue ich mich heute bei Ihnen sein zu dürfen, wünsche der Ausstellung einen guten Verlauf und vor allem einen guten Besuch. Über die Frage, wann die Wanderausstellung ins Abgeordnetenhaus kommt, reden wir noch einmal, Herr Dr. Winkler, aber das sollten wir doch hinbekommen. Dankeschön.

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