Begrüßung der Präsidentin des Abgeordnetenhauses von Berlin Cornelia Seibeld anlässlich des Mittagessens für die Wohnungslosen
14.07.2023 12:00, Abgeordnetenhaus, Casino
Ich freue mich wirklich sehr, dass Sie alle heute unsere Gäste im Abgeordnetenhaus von Berlin sind. Und ich finde es großartig, dass Sie so zahlreich erschienen sind. Mir ist es wichtig, mit unserem heutigen Mittagessen ein Signal zu senden: nämlich dass Teilhabe am politischen Leben – an der Gesellschaft – etwas ist, das allen Berlinerinnen und Berlinern zu Teil werden soll. Kindern, Jugendlichen, Senioren, Polizei und Feuerwehr, und eben auch Ihnen steht unser Parlament jederzeit offen.
Mir ist es wichtig, dass Sie Ihr Abgeordnetenhaus, also Ihr Parlament, kennenlernen. Ja, Sie haben richtig gehört: Ihr Parlament. In diesem Haus wird Politik gemacht, und zwar für alle Berlinerinnen und Berliner. Also auch für Sie, liebe Gäste. Auch das möchte ich mit meiner Einladung vermitteln.
Mir ist sehr bewusst, dass diese Einladung für Sie vermutlich überraschend kam. Das zeigt mir, wie bedeutend der heutige Tag ist. Für Sie, für mich, für uns. Denn wir alle zusammen beobachten seit längerem eines: Die sozialen Brüche in unserer Gesellschaft nehmen zu. Und vor allem wir Politiker müssen uns wieder mehr anstrengen, das Auseinanderdriften in unserer Gesellschaft aufzuhalten und den Zusammenhalt zu fördern. Natürlich ist das leichter gefordert als umgesetzt.
Armut ist wahrlich kein Makel. Und ohne Wohnung zu sein auch nicht. Armut gepaart mit Obdachlosigkeit einfach nur hinzunehmen, das geht nicht. Damit dürfen wir uns nicht zufrieden geben. Wir brauchen deshalb Wohnungen für all die Menschen, die ihre Wohnung verloren haben – warum auch immer – und die den großen Wunsch haben, wieder ein „Dach über dem Kopf“ zu bekommen.
Das ist natürlich in Zeiten, in denen wir definitiv zu wenig Wohnungen haben für alle, nicht so einfach umzusetzen. Doch das darf uns nicht davon abhalten, diesen Zustand zu überwinden. Denn wenn wir uns als Gesellschaft mit der Armut abfinden, dann verlieren wir die soziale Balance und gefährden unsere auf Ausgleich fußende demokratische Gemeinschaft.
Daraus ist ganz klar der politische Auftrag abzuleiten: Wer eine Wohnung braucht, muss sie auch bekommen. Denn nur mit einer Wohnung kann der soziale Anschluss gelingen. Das bedeutet aber auch: Wir in der Politik müssen uns noch mehr anstrengen. Da gibt es nichts zu beschönigen.
In den vergangenen Jahren hat es erhebliche Bemühungen gegeben, mehr Wohnraum für obdachlose Menschen zu schaffen, mehr Kältehilfeplätze anzubieten, durch die besonderen Herausforderungen der Pandemie gemeinsam zu kommen, die stetige Unterstützung der Bahnhofsmission. Aber all das ist eben noch nicht genug.
Das heutige Mittagessen wollen wir aber auch nutzen, um uns Ihren Fragen zu stellen und uns Ihre Probleme anzuhören. Deshalb sind Abgeordnete anwesend, die Sie ansprechen können.
Liebe Gäste,
der Ablauf Ihres heutigen Besuches sieht nun folgendes vor: Zunächst werden wir gemeinsam zu Mittag essen, dann haben Sie die Möglichkeit an Hausführungen teilzunehmen.
Dazu müssen wir uns aufteilen. Diejenigen, die nicht an den ersten Führungen teilnehmen, haben hier im Casino die Möglichkeit, mit den Abgeordneten und den Stadträtinnen und Stadträten ins Gespräch zu kommen. Danach nehmen sie an den zweiten Führungen teil. Und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der ersten Führungen können dann im Casino das Gespräch suchen.
Ich hoffe nun, dass wir gemeinsam einige Stunden miteinander erleben, von denen Sie am Ende sagen können: der Besuch im Abgeordnetenhaus hat sich gelohnt.
Vielen Dank.