Begrüßung der Teilnehmer-/innen am Projekttag "Israel anders kennen lernen"
11.07.2023 09:30, Abgeordnetenhaus, Plenarsaal
Was für ein toller Tag für unser Berliner Abgeordnetenhaus. Was für eine Resonanz zum heutigen Israel-Projekttag „Israel anders kennen lernen“. Ich möchte Ihnen allen danken, dass Sie die Chance nutzen möchten, Israel von einer anderen Seite kennenzulernen. Denn wir müssen zugeben, wenn wir an Israel denken, dann denken wir an den Konflikt zwischen Palästinensern und Israelis, dann denken wir an die ständige Bedrohung eines jüdischen Landes im Nahen Osten.
Und auch das ist mit unserem Verhältnis zu Israel verbunden – ich rede von der historischen Verantwortung, die wir Deutschen angesichts des von uns verursachten Holocaust tragen. Wir denken an Israel, und irgendwie ist der Gedanke an Gewalt – auch unvorstellbarer Gewalt während der nationalsozialistischen Diktatur - immer präsent.
Was wir dabei neben allen Anfeindungen gegenüber Israel verdrängen: Israel ist auch ein ganz normales Land, in dem Menschen wie Du und Ich leben. Und diese Menschen haben einen ganz normalen Alltag, von dem wir heute in den verschiedenen Workshops erfahren. Das ist – wie ich finde – ein verheißungsvoller und vor allem interessanter Ansatz, um sich einem Land zu nähern.
Israel ist ganz sicher ein Ort, an dem Geschichte, Religion und Traditionen aufeinandertreffen und dabei einen lebendigen Sound des Lebens erzeugen. In den dortigen Städten und Gemeinden können wir viele Menschen treffen, die unterschiedliche religiöse und kulturelle Hintergründe haben. Genau diese Diversität ist, wie ich finde, eine Stärke Israels, weil sie das Land bunt macht und mehr gegenseitiges Verständnis und Respekt lehrt.
Oft werden auch Berlin und Tel Aviv verglichen, denn beide Städte haben eine ähnliche lebendige Vielfalt. Das ist sicher auch einer der Gründe, weshalb gerade viele junge Israelis Berlin so interessant finden und auch gerne hier herkommen.
Die kulturelle Vielfalt in Israel spiegelt sich natürlich auch im Alltag wider.
Israel ist ein Einwanderungsland, in dem Menschen unterschiedlicher ethnischer, religiöser, aber auch kultureller Hintergründe zusammenleben. Der Alltag der Menschen ist von den Traditionen, Bräuchen und Festivals verschiedener Gemeinschaften geprägt, darunter Juden, Araber, Drusen und auch Beduinen. Das löst gerade bei jungen Menschen eine spannende Faszination aus.
Was auch auffällt: Israel hat eine blühende High-Tech-Industrie und ein junges und starkes Unternehmertum, was letztlich zu einer nachhaltigen und innovativen Wirtschaft führt. Viele junge Menschen in Israel arbeiten in den Bereichen Technologie, Wissenschaft, Bildung, Medizin und Tourismus.
Und auch unter diesem Aspekt lernen vor allem innovative Menschen in Israel, die Vorteile eines dynamischen und wachsenden Wirtschaftssektors zu schätzen. Denn sie werden gebraucht.
Sollte ein Ergebnis der heutigen Workshops sein, dass Sie den Entschluss fassen, demnächst nach Israel zu reisen, dann würde ich mich jedenfalls freuen.
Sie werden begeistert sein von einem relativ jungen Land, das fast aus dem Nichts aufgebaut wurde und trotzdem so reich an sozio-kultureller Pluralität ist.
Liebe Schülerinnen und Schüler,
wir werden heute Nachmittag etwas ganz Besonderes erleben. Heute wird ein Mann im Rahmen dieses Projekttages die höchste Auszeichnung des Staates Israel für Nichtjuden erhalten. Sie wird posthum verliehen, denn Karl Steineke, so hieß der Mann, hat während der Zeit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft ab 1944 mehrere verfolgte Juden in seinem Haus versteckt und sie so vor dem sicheren Tod gerettet. Das war eine Heldentat. Und dafür wird er heute zu einem „Gerechten der Völker“ ernannt.
Dass wir alle dieser Zeremonie beiwohnen können, empfinde ich als eine besondere Vertrauensbekundung seitens des Staates Israel. Und dafür möchte ich Ihnen, Herr Botschafter Prosor, ganz herzlich danken.
Und mit diesem Dank möchte ich Sie alle in einen bestimmt spannenden Projekttag entlassen, aus dem Sie viele, neue Erkenntnisse über den israelischen Alltag gewinnen. Da bin ich mir sicher.
Vielen Dank.