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Blick in den Plenarsaal und hauptsächlich die Flaggen für Deutschland, Berlin und Europa

Begrüßung durch den Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin Ralf Wieland anlässlich der Eröffnung der Ausstellung "In der Vielfalt erfolgreich - Gleichstellungspolitik an Berliner Hochschulen"

14.08.2012 17:00, Wandelhalle

- Es gilt das gesprochene Wort -

Ich begrüße Sie recht herzlich im Abgeordnetenhaus von Berlin zur Eröffnung der Ausstellung „In der Vielfalt erfolgreich - Gleichstellungspolitik an Berliner Hochschulen“.

Ganz besonders begrüße ich die Senatorin für Bildung, Jugend und Wissenschaft, Sandra Scheeres, die Senatorin für Arbeit, Integration und Frauen, Frau Dilek Kolat und die Vorsitzende der Auswahlkommission des Berliner Chancengleichheitsprogramms, Frau Professor Mechthild Leutner, die im Anschluss noch sprechen werden.

Bevor ich jedoch Ihre Aufmerksamkeit auf diese Ausstellung lenke, möchte ich Maximilian Lekschas von der Musikschule Belá Bartok für diesen wunderbaren Auftakt danken.

Es freut mich ganz besonders, dass es wieder gelungen ist, ein großes musikalisches Talent der Pankower Musikschule für die heutige Ausstellungseröffnung gewinnen zu können und hoffe, dass Sie sich alle mit mir über diese erfrischenden Klänge gefreut haben.

Maximilian hat sowohl am diesjährigen Landeswettbewerb als auch am Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ teilgenommen und dabei in seiner Altersgruppe jeweils den ersten Preis erzielt. Herzlichen Glückwunsch und herzlich willkommen im Abgeordnetenhaus!

Seit 2001 stellt das Berliner Programm zur Förderung der Chancengleich- heit für Frauen in Forschung und Lehre einen unverzichtbaren Bestandteil an den Hochschulen dar.

Gerade in Bereichen, in denen Frauen unterrepräsentiert sind, ermöglichen die zusätzlich zur Verfügung gestellten Personalmittel vorgezogene Beru- fungen, Juniorprofessuren, Anschubfinanzierungen oder auch Gast- professuren.

Um einen Blick auf das bisher Erreichte zu werfen, entstand aus Anlass des zehnjährigen Jubiläums diese Wanderausstellung.

Sie zeigt Ihnen eine umfangreiche Auswahl von Porträts geförderter Wissenschaftlerinnen und Künstlerinnen sowie verschiedene Projekte, die an Berliner Hochschulen durch das Förderprogramm realisiert wurden.

Um Chancengleichheit für Frauen geht es nicht erst seit heute. Schon zu Zeiten der Industrialisierung Mitte des 19. bis 20. Jahrhunderts kämpften Frauen für ihre Rechte und setzten mit ihren Leistungen Meilensteine für kommende Generationen. Ich möchte sie daher nur an eine, Ihnen sicher allen bekannte Wissenschaftlerin, erinnern: Marie Curie.

Ende des 19. Jahrhunderts schloss sie das Lyzeum als Klassenbeste ab, doch studieren konnte sie in ihrer polnischen Heimat nicht, weil Frauen zur damaligen Zeit an polnischen Universitäten nicht zugelassen wurden.

Sie zog daher nach Paris und studierte als eine von 23 Frauen an der naturwissenschaftlichen Fakultät der Sorbonne, an der im Übrigen zu diesem Zeitpunkt über 1800 männliche Studenten immatrikuliert waren. Trotz der zu überwindenden Sprachbarriere setzte sie sich mit ihren hervorragenden Leistungen durch und schloss das Studium der Physik als Beste und der Mathematik als Zweitbeste ab.

1903 erhielt sie den Nobelpreis für Physik und 1911 schließlich den Nobelpreis für Chemie. Von 186 Nobelpreisträgern für Physik gibt es bis heute nur zwei Frauen, eine davon war sie, Marie Curie. Ihre Worte „Man muss an seine Berufung glauben und alles daransetzen, sein Ziel zu erreichen.“, können sie wenige Meter von hier entfernt an einem künstlerisch gestalteten Bauzaun, hinter dem der Neubau des Bundesministeriums für Bildung und Forschung entsteht.

Auch die seit dem 15. Jahrhundert in Deutschland gegründeten Universitäten öffneten sich erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts auch für Frauen. Und das nur für ein reguläres Studium – eine akademische Laufbahn blieb ihnen in den meisten Fällen noch verschlossen. Mit Beginn des Nationalsozialismus wurden der Zugang zum Studium und zu wissenschaftlichen Berufen für Frauen nochmals grundsätzlich in Frage gestellt. Ein 1934 eingeführter geschlechtsspezifischer Numerus clausus sorgte schließlich für ein rapides Absinken der Studentinnenzahlen. Der Frauenanteil unter den Studierenden sollte 10% nicht überschreiten.

Allerdings wurde diese Maßnahme nur ansatzweise durchgesetzt und später stillschweigend wieder aufgehoben. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es in Ost und West unterschiedliche Entwicklungen.

Während in der ehemaligen DDR das Frauenstudium von Anfang an gefördert wurde, stieg in der Bundesrepublik erst mit Beginn einer neuen Frauenbewegung Anfang der 70er Jahre der Anteil der weiblichen Studierenden. Obwohl heutzutage mehr Frauen als Männer ein Studium erfolgreich abschließen, gelingt es bisher jedoch nur wenigen bis zur wissenschaftlichen Spitze vorzudringen.

Die Bekundungen, dass unsere Gesellschaft und auch die Wirtschaft auf das Potenzial der Frauen nicht verzichten kann, dass wir die gut ausgebil- deten Frauen in Forschung und Lehre dringend brauchen, gelten heute als selbstverständlich. Es ist daher unumstritten, dass die Überwindung noch bestehender struktureller Hemmnisse genauso wichtig ist, wie die weitere Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositionen an den Hochschulen des Landes Berlin.

Mit Hilfe des Berliner Programms zur Förderung der Chancengleichheit ist es in den vergangenen zehn Jahren gelungen, den Anteil der Frauen in Forschung und Lehre auf allen Qualifikationsstufen und insbesondere in wissenschaftlichen Führungspositionen deutlich zu erhöhen. Während sich der Frauenanteil der Professuren in ganz Deutschland von gut 10 Prozent im Jahr 2000 auf 19 Prozent im Jahr 2010 entwickelte, konnte er sich in Berlin in diesem Zeitraum von 13% auf knapp 28% erhöhen. Seit 2005 kann das Land Berlin im bundesweiten Gleichstellungsranking der Hochschulen seine Spitzenposition verteidigen. Das Berliner Programm und seine Fortsetzung sind für diesen Erfolg maßgebend.

Darüber hinaus wird das Ziel verfolgt, im Austausch mit anderen Ländern Strategien und Handlungsempfehlungen für eine zukunftsorientierte und erfolgreiche Gleichstellungspolitik an Berliner Hochschulen zu entwickeln. Denn auch wenn bereits Fortschritte zu verzeichnen sind, müssen weiter- hin Rahmenbedingungen geschaffen werden, die qualifizierten Frauen einen Anreiz bieten, eine Karriere in der Wissenschaft anzustreben.

Diese Ausstellung verdeutlicht eindrucksvoll, wie sehr die Erhöhung des Frauenanteils das kreative Potenzial der Wissenschaft in der Berliner Hochschullandschaft stärkt. Dargestellt werden kritische Eindrücke der Gleichberechtigung, Gleichstellung und Geschlechterdemokratie der Frauen in Forschung und Lehre. Nehmen Sie sich einen Moment Zeit, um die hier in der Ausstellung präsentierten Forschungsprojekte etwas genauer zu betrachten und um einen Einblick in das Chancengleichheits- programm zu gewinnen.

Ich wünsche der Ausstellung viele interessierte Besucherinnen und Besucher und danke der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft sowie der Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen, die diese Ausstellung konzipiert, finanziert und umgesetzt haben und der Humboldt-Universität für die freundliche Unterstützung. Ich übergebe nun das Wort an Frau Senatorin Sandra Scheeres.

Nochmals herzlich willkommen im Abgeordnetenhaus.