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Blick in den Plenarsaal und hauptsächlich die Flaggen für Deutschland, Berlin und Europa

Begrüßungsansprache vor dem weihnachtlichen Konzert

17.12.2000 00:00, Abgeordnetenhaus

Reinhard Führer 17.12.2000, Abgeordnetenhaus, Festsaal Begrüßungsansprache vor dem weihnachtlichen Konzert

Diese vorweihnachtliche Veranstaltung findet bereits zum 3. Mal statt, und ich meine, wir haben eine gute Tradition begründet.

Mit dem weihnachtlichen Konzert und dem anschließenden Adventsbrunch möchte ich Ihnen danken: für die gute Zusammenarbeit in diesem Jahr und für das gute menschliche Miteinander, das sich zwischen uns entwickelt hat. Für mich hat das Menschliche in der Politik einen hohen Stellenwert. Gute persönliche Kontakte erleichtern schwierige Entscheidungen, und Meinungsverschiedenheiten lassen sich leichter überwinden, wenn man einander gut kennt.

Politik ist kein Selbstzweck: sie wird für die Menschen gemacht. Deshalb sollten wir sie, wo immer dies möglich ist, auch menschlicher machen. Unser heutiges Zusammentreffen soll ein kleiner Beitrag dazu sein.

Unser Treffen heute ist keine protokollarische Pflichtveranstaltung: Es ist eine Begegnung mit vielen guten Bekannten, und es soll - nach dem Konzert - die Möglichkeit zum Gespräch unter Freunden und Partnern geben. Und welcher Zeitpunkt wäre dafür besser geeignet als die Tage vor dem Weihnachtsfest und dem Jahreswechsel?

Mit dem Jahreswechsel ist das ja auch diesmal eine besondere Sache: Schon vor einem Jahr wurde überall darüber diskutiert, ob das neue Jahrtausend zum Anfang oder erst am Ende des Jahres 2000 beginnt. Auch jetzt gibt es wieder solche Streitgespräche.

Ich selbst bin der Auffassung, dass das dritte Jahrtausend erst beginnt, wenn das Jahr 2000 vorüber ist - aber es gibt Wichtigeres.

Berlin ist gegenwärtig die Stadt, in der die Zukunft sichtbar wird. Überall im Stadtbild zeichnen sich die Konturen des neuen Jahrtausends ab. Berlin ist schon jetzt wieder eine pulsierende Metropole, ganze Stadtquartiere sind neu entstanden oder restauriert worden, und in der traditionellen Mitte schlägt wieder das Herz Berlins. Für jedermann sichtbar verbindet sich die Vergangenheit der Stadt mit Gegenwart und Zukunft.

So ist es nicht überraschend, dass das Jahr 2000 das beste Tourismusjahr war, das Berlin je erlebt hat. Gerade in diesen Tagen hat die Berliner Tourismus Marketing GmbH bekannt gegeben, dass mit voraussichtlich 5 Millionen Berlin-Besuchern ein Zuwachs von rund 25 % gegenüber dem Vorjahr erzielt worden ist.

Damit liegt Berlin im Städtetourismus in Deutschland ganz klar an der Spitze. Für das kommende Jahr wird erneut ein Anstieg um 7 bis 10 % erwartet. Zur Attraktivität Berlins hat beigetragen, dass nach Bundestag, Bundesregierung und Bundesrat nun auch die meisten diplomatischen Vertretungen und viele Dependancen großer Wirtschaftsunternehmen hier ihren Sitz haben. Die deutsche Hauptstadt ist wieder politisches Entscheidungszentrum unseres Landes.

Mehrere Staaten haben mit Neubauten für ihre Botschaften auch städtebaulich in Berlin bemerkenswerte Akzente gesetzt. Darauf können die Bauherren berechtigt stolz sein. Andere Botschaften befinden sich noch im Bau oder sind auf der Grundstückssuche ...

Darüber hinaus soll es auch einige diplomatische Vertretungen geben, die den Entschluss, nicht nach Berlin zu ziehen, inzwischen sehr bedauern...

Meine Damen und Herren, wie Sie wissen, hat es auch hier in Berlin - vor dem Umzug der Bundesinstitutionen - skeptische Stimmen gegeben. So mancher fürchtete, die ihm vertraute Stadt werde sich zu ihrem Nachteil verändern.

Ich bin jedoch überzeugt davon, dass heute die große Mehrheit der Berlinerinnen und Berliner stolz auch die Entwicklung der Stadt in den vergangenen Jahren ist: die Fortschritte auf dem Weg zur Metropole, die kulturelle Ausstrahlung und die neue internationale politische Bedeutung.

Wir Berliner sind ja als stets bescheidene Menschen bekannt... Dennoch sagen wir: Was hier in Berlin in einem relativ kurzen Zeitraum - in den zehn Jahren seit der Wiedervereinigung - geleistet worden ist, kann sich sehen lassen.

In wenigen Wochen, am 11. Januar 2001, jährt sich zum zehnten Mal der Tag, an dem - zum ersten Mal nach dem Fall der Mauer - wieder ein Gesamtberliner Parlament zusammentrat. Wir werden mit einer Feierstunde dieses Tages gedenken. Wir werden fragen, welche Hoffnungen von damals in Erfüllung gegangen sind und welche Wünsche und Pläne noch nicht realisiert werden konnten. Wir werden uns daran erinnern, wie ereignisreich - und letztlich doch erfolgreich - unser Weg seit damals war.

Bei aller Zufriedenheit muss uns aber bewusst bleiben, dass es vielen in der Welt nicht so gut geht wie uns und dass auch bei uns noch viel zu tun bleibt: Denn noch immer ist die Arbeitslosigkeit in unserer Stadt eines der gravierenden Probleme. Sie ist noch nicht besiegt, doch ist jetzt ein Trend zu niedrigeren Erwerbslosenzahlen erkennbar. Wir haben die berechtigte Hoffnung, dass sich diese Tendenz fortsetzen wird.

Unser Zusammentreffen steht im Zeichen Europas, und ich freue mich, dass heute auch Repräsentanten jener Länder anwesend sind, die den Beitritt zur EU anstreben.

Wir alle stehen noch unter dem Eindruck der Konferenz von Nizza, die sicherlich nicht a l l e gewünschten Ergebnisse, aber doch wichtige Fortschritte auf dem Weg zu einer erweiterten Europäischen Union gebracht hat.

Es konnte niemanden überraschen, dass bei den bedeutenden, zukunftsweisenden Entscheidungen jedes Mitgliedsland eigene Interessen vertrat. Dies ist auch unter Partnern und Freunden legitim. Wichtig war, dass keiner der Beteiligten das gemeinsame Ziel in Frage gestellt hat.

Und wichtig war und ist, dass - im Interesse des Ganzen - die Fähigkeit und Bereitschaft zum Kompromiss erhalten bleibt. Das war - alles in allem - auch in Nizza der Fall. Deshalb haben wir Anlass zu Optimismus.

Die Voraussetzungen für die Erweiterung der Union sind geschaffen. Die Staaten, die sich gegenwärtig um den Beitritt zur EU bemühen, sind uns herzlich willkommen. Ihr Beitritt wird ein Gewinn für die Gemeinschaft sein. Die freundschaftlichen Kontakte, die wir bereits jetzt mit ihnen unterhalten, sind eine gute Grundlage für die künftige Gemeinsamkeit.