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Blick in den Plenarsaal und hauptsächlich die Flaggen für Deutschland, Berlin und Europa
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Gedenkworte der Präsidentin des Abgeordnetenhauses von Berlin Cornelia Seibeld für den verstorbenen Stadtältesten und Senator a.D. Wolfgang Wieland

14.12.2023 09:00, Abgeordnetenhaus, Plenarsaal

ich darf Sie ganz herzlich in unserem Haus begrüßen und ich freue mich, dass Sie und Ihre Töchter heute den Weg zu uns gefunden haben, auch in diesen für Sie wirklich schweren Stunden.Ihr heutiger Gang zur alten politischen Wirkungsstätte Ihres Mannes ist eine großartige und ebenso stille Respektsbekundung gegenüber Ihrem Mann und seiner beruflichen Tätigkeit. Wir alle wünschen Ihnen viel Kraft, die Zeit der Trauer durchzustehen und mit Zuversicht weiter durch das Leben zu gehen.

Wir gedenken heute einer wichtigen politischen Persönlichkeit Berlins, dem Stadtältesten und dem ehemaligen Kollegen Senator a.D. Wolfgang Wieland. Er starb viel zu früh am 5. Dezember im Alter von 75 Jahren. Die politische Umweltbewegung in Berlin ist eng verbunden mit der Person Wolfgang Wieland. So gehörte er – damals noch im Westteil Berlins – zu den Gründungsmitgliedern der Alternativen Liste für Demokratie und Umweltschutz, die am 5. Oktober 1978 aus der Taufe gehoben wurde, um in das Abgeordnetenhaus und die Bezirksverordnetenversammlungen einzuziehen. Das ist ihnen, wie wir wissen, auch 1981 erstmals gelungen.

Der Jurist Wolfgang Wieland zog für die Alternative Liste im April 1987 als Nachrücker ins Berliner Landesparlament ein. Schnell zeigte sich, dass er ein geschickter Rhetoriker war. Seine leidenschaftlichen Rededuelle, vor allem mit dem Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen und dem CDU-Fraktionsvorsitzenden Klaus-Rüdiger Landowsky, sind legendär.

Dabei war Wolfgang Wieland mit seiner markanten Bassstimme immer darauf bedacht, in der Argumentation sachlich zu bleiben und keinesfalls zu beleidigen. Sein politisches Talent führte ihn im Laufe seiner Karriere mehrmals an die Fraktionsspitze der Alternativen Liste und dem Bündnis 90/Die Grünen.

Ins Zentrum der politischen und medialen Aufmerksamkeit gelangte Wolfgang Wieland bei der politischen Aufarbeitung des sogenannten Bankenskandals im Jahr 2001. Die SPD verließ die Große Koalition und bildete mit den Grünen einen Minderheitssenat, in dem Wolfgang Wieland das Justizressort übernahm. Nach der Neuwahl 2001 ging die SPD eine Koalition mit der damaligen PDS ein. Wolfgang Wieland und seine Partei waren wieder Oppositionsfraktion. Er selbst wollte keinem Senat angehören, der auch ohne die Grünen regieren konnte. Das sah die Mehrheit in seiner Partei genauso.

Als Folge dieser grundsätzlichen Entscheidung suchte Wolfgang Wieland neue Herausforderungen, zunächst als Spitzenkandidat der Brandenburger Grünen bei der Landtagswahl 2004, dann als Kandidat für die Wahl zum Deutschen Bundestag 2005, in den er dann auch einzog. Dort wirkte er bis 2013 als innenpolitischer Sprecher seiner Fraktion und war auch Mitglied im NSU-Untersuchungsausschuss.

Mit Wolfgang Wieland verliert Berlin einen Politiker, dessen Rat und dessen Sachverstand wir künftig vermissen werden. Sein selbstbewusstes, aber auch ausgleichendes Wirken für unsere Stadt wird uns in Erinnerung bleiben. Seine Stimme wird uns fehlen.

Unsere Anteilnahme gilt Ihnen, liebe Frau Wieland, und Ihren Töchtern. Ich danke Ihnen, dass Sie sich zu Ehren des Verstorbenen erhoben haben.