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Blick in den Plenarsaal und hauptsächlich die Flaggen für Deutschland, Berlin und Europa

Gedenkworte der Präsidentin des Abgeordnetenhauses von Berlin Cornelia Seibeld zum Tod der ehemaligen Stadtältesten und Senatorin a. D. Lore Maria Peschel-Gutzeit

07.09.2023 10:00, Abgeordnetenhaus, Plenarsaal

Vor einigen Tagen, am vergangenen Sonnabend, starb die Stadtälteste und Senatorin a.D. Lore Maria Peschel-Gutzeit im Alter von 90 Jahren. Für die in Hamburg geborene Juristin war ein Feld, das sie schon früh in ihrem Leben bearbeitete, die Emanzipation der Frauen in unserer Gesellschaft.

Diesem Thema blieb Lore Maria Peschel-Gutzeit ihr Leben lang treu. Politisch verortete sie sich selbst später in der Sozialdemokratie. Mitglied in der SPD war sie seit 1988. Ab 1956 engagierte sich Lore Maria Peschel-Gutzeit im Juristinnenbund, dessen Vorsitzende sie später war. Und wenig später erreichte sie mit der nach ihr benannten „Lex Peschel“, dass Frauen im Öffentlichen Dienst nicht länger automatisch Berufsverbot bekamen, wenn sie heirateten und ein Recht auf Teilzeit wie Familienurlaub hatten. In den siebziger Jahren machte sie sich stark für ein Gesetz, das die Herstellung und Verbreitung von Pornografie verbietet und so Frauen und Kinder schützt.

Als Mitglied der Verfassungskommission von Bundestag und Bundesrat wirkte sie an der seit 1994 gültigen Ergänzung des Grundgesetzes mit, die die staatliche Förderung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern festschreibt. Ihr unermüdlicher Einsatz für Frauenrechte ließ sie Politikerin werden. So war Lore Maria Peschel-Gutzeit von 1991 bis 1993 erstmals Justizsenatorin in Hamburg.

1994 kam sie als Nachfolgerin von Jutta Limbach als Justizsenatorin nach Berlin, ging dann 1997 wieder nach Hamburg, um erneut dort das Justizresort zu übernehmen. 2001 beendete sie ihre politische Karriere. Natürlich blieb Lore Maria Peschel-Gutzeit zeit ihres Lebens ein politischer Mensch. In ihrem letzten Lebensabschnitt war sie besorgt wegen der drohenden Altersarmut vieler Frauen.

Und bezogen auf ihr eigenes Leben hat sie diese beiden wunderschönen Sätze hinterlassen:

„In meinem Leben gab es keinen Moment, in dem ich lieber ein Mann gewesen wäre. Dass ich mich für Frauenrechte einsetze, liegt an meinem Gerechtigkeitsbedürfnis, ich möchte, dass die Menschen in Gerechtigkeit zusammenleben.“

Lore Maria Peschel-Gutzeit wurde wegen ihres politischen und gesellschaftlichen Engagements mit sehr vielen Ehrungen bedacht. Hervorheben möchte ich die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse 2004 und die Ernennung zur Berliner Stadtältesten, ebenfalls im Jahr 2004.

Unsere Anteilnahme gilt den drei erwachsenen Töchtern. Ich danke Ihnen, dass Sie sich zu Ehren der Verstorbenen erhoben haben.