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Blick in den Plenarsaal und hauptsächlich die Flaggen für Deutschland, Berlin und Europa

Gedenkworte des Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin Ralf Wieland für den Ehrenbürger von Berlin Prof. Dietrich Fischer-Dieskau

24.05.2012 13:00, Plenarsaal

Eine der herausragendsten Künstlerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts, der Sänger und Dirigent Dietrich Fischer-Dieskau, ist tot. Er starb am 18. Mai 2012, kurz vor seinem 87. Geburtstag, in seinem Haus bei Starnberg und wird in diesen Tagen in Berlin beigesetzt.

Berlin trauert um einen Sänger und Dirigenten von Weltruhm, der um die deutsche Liedkultur einzigartige Verdienste erworben hat. An seinen überragenden gesanglichen Interpretationen, seinem Erfahrungsschatz und seiner intellektuellen Auseinandersetzung mit den Künstlern ließ er sein Publikum und seine Schülerinnen und Schüler auch als Dirigent, Buchautor, Rezitator und Maler teilhaben. Die Aufnahmen seiner Lieder werden weiter begeistern und seine Auftritte werden unvergesslich bleiben. Wir verneigen uns vor einem Jahrhundertsänger, der das kulturelle Leben seiner Heimatstadt entscheidend geprägt hat.

Am 6. Dezember 2000 erhielt Dietrich Fischer-Dieskau in Anerkennung seiner Dienste um Berlin die Ehrenbürgerwürde unserer Stadt. Das Berliner Parlament würdigte ihn 2005 mit einem Portrait in der Ehrenbürgergalerie.

Dietrich Fischer-Dieskau wurde am 28. Mai 1925 in Berlin geboren. Seine Mutter war Pianistin, sein Vater Altphilologe. Die Eltern erkannten früh seine musikalische Begabung und ließen ihn Klavier- und Gesangsunterricht nehmen. Nach dem Abitur wurde Fischer-Dieskau 1943 als Soldat eingezogen. Bis 1947 befand er sich in Italien in amerikanischer Kriegsgefangenschaft. Wieder in Berlin, nahm er 1947 ein Gesangsstudium an der Berliner Musikhochschule auf. Im gleichen Jahr begann bereits seine Ausnahmekarriere als Sänger.

In den folgenden Jahren sang Dietrich Fischer-Dieskau alle großen Partien seines Faches. Schon 1949 kam es zu Auslandsgastspielen in England, Holland, der Schweiz, Frankreich und Italien, wo er 1950 sein Debüt an der Mailänder Skala gab. Es folgten die Edinburgher Festspiele, Bayreuth und Salzburg. Alle folgenden Stationen seiner Weltkarriere zu benennen, würde hier den Rahmen sprengen.

Neben seinem Weltruf als Opernsänger erarbeitete sich Dietrich Fischer-Dieskau in seinem musikalischen Schaffen den Ruf als bedeutenster Vertreter des romantischen Liedgesangs. Insbesondere seine Interpretationen von Franz Schuberts Liedern sind unvergessen. Die Times nannte ihn den „besten Liedersänger der Welt“. 1982 verabschiedete er sich von der Opernbühne.

1993 stellte Dietrich Fischer-Dieskau auch nach mehr als 45 Jahren seine Konzerttätigkeit ein. Einer seiner letzten Auftritte fand in Berlin statt. Neben dem Opernsänger und Liedersänger Fischer-Dieskau darf aber auch der Lehrer Fischer-Dieskau nicht unerwähnt bleiben. Er leitete Meisterkurse im In- und Ausland und unterrichtete den Nachwuchs an der Berliner Hochschule der Künste. Außerdem machte er sich nach Beendigung seiner Konzerttätigkeit als Dirigent einen Namen. Neben seinen Auftritten in der ganzen Welt kehrte Dietrich Fischer-Dieskau immer wieder nach Berlin zurück, um hier auf unseren Bühnen zu singen und zu dirigieren.

Dietrich Fischer-Dieskau hat sich nicht nur bleibende Verdienste um Gesang- und Liedgut erworben, sondern um die Musikkultur insgesamt. Die Musikstadt Berlin hat davon nachhaltig profitiert, - so steht es in der Ehrenbürgerurkunde, die dem großen Sohn unserer Stadt im Jahr 2000 verliehen wurde. Dietrich Fischer-Dieskau hat Jahrzehnte lang die Musikfreunde in aller Welt begeistert. Es war mit sein Verdienst, dass die Berliner Festwochen und die Deutsche Oper Weltgeltung errangen.

Die internationale Kritik bejubelte Dietrich Fischer-Dieskau als Jahrhundertstimme und bewunderte seine existenzielle Ausdrucksgewalt.

Bereits 1993 war ihm deshalb die Ernst-Reuter-Plakette verliehen worden. Wir trauern mit seiner Familie um einen genialen und liebenswürdigen Künstler von Weltformat. Berlin dankt dem verstorbenen Ehrenbürger Prof. Dietrich Fischer-Dieskau. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

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