1. zur Suche
  2. zur Hauptnavigation
  3. zum Inhalt
  4. zum Bereichsmenü
Blick in den Plenarsaal und hauptsächlich die Flaggen für Deutschland, Berlin und Europa

Gedenkworte des Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin Ralf Wieland für den früheren Senator und ehemaligen Abgeordneten Dr. Klaus Bodin

30.08.2012 13:00, Plenarsaal

Vor Beginn unserer Beratungen habe ich eine traurige Pflicht zu erfüllen und bitte Sie, sich von Ihren Plätzen zu erheben.

Am 4. Juli ging der Stadtälteste und frühere Senator für Arbeit, Gesundheit und Soziales Dr. Klaus Bodin von uns.

Als Sohn eines Spandauer Lehrer-Ehepaares wurde Klaus Bodin am 12. Oktober 1919 geboren. Die Eltern waren politisch orientiert. Sie traten gegen Ende der 20er Jahre des vergangenen Jahrhunderts in die SPD ein.

Seine Schulausbildung absolvierte Klaus Bodin am Spandauer Kant-Gymnasium. Hier bestand er das Abitur zu Ostern 1937. Statt ein Studium aufzunehmen, entschied sich Klaus Bodin für eine landwirtschaftliche Ausbildung auf dem Freibauernhof der väterlichen Familie im Kreis Osthavelland. 1939, nach bestandener Landwirtschaftsprüfung, folgte der Einsatz im Arbeitsdienst.

Von 1940 bis 1945 leistete Klaus Bodin seinen Wehrdienst ab, war aber zum Studium der Medizin abkommandiert. 1942 bestand er in Leipzig das Physikum und im Frühjahr 1945 machte er das Staatsexamen in Berlin. Fortan arbeitete Klaus Bodin als Arzt, zunächst von 1945 bis 1951 als Assistenzarzt im Krankenhaus Spandau – dort erhielt er auch die Anerkennung als Facharzt für Innere Medizin -, später als Ärztlicher Mitarbeiter bei der AOK Berlin.

Im Juli 1945 entschloss sich Dr. Klaus Bodin, der SPD beizutreten. Fünf Jahre später startete er sein kommunalpolitisches Engagement. So fungierte er zunächst als Bürgerdeputierter, wurde dann 1954 Bezirksverordneter in der Bezirksverordnetenversammlung Spandau. Vier Jahre später,1958, errang Dr. Klaus Bodin ein Spandauer Direktmandat und zog in das Abgeordnetenhaus von Berlin ein.

1965 schied der damalige Spandauer Bezirksbürgermeister Ernst Liesegang aus Altersgründen aus dem Amt aus. Dr. Klaus Bodin hatte sich inzwischen kommunalpolitisches Profil und auch das Vertrauen seiner Parteifreunde erarbeitet, um die Nachfolge von Liesegang anzutreten. Gleichzeitig hatte er aber auch mit Erfolg in der Landespolitik als Abgeordneter gewirkt, hier besonders auf dem Sektor der Gesundheits- und Sozialpolitik. Das blieb nicht ohne Folgen. Als deutlich wurde, dass Klaus Schütz der Nachfolger von Heinrich Albertz als Regierender Bürgermeister werden sollte, bat er Dr. Klaus Bodin, sein neuer Senator für Arbeit, Gesundheit und Soziales zu werden.

Dr. Bodin war nicht nur angetan von der Idee. Gerade mal zwei Jahre nach der Wahl zum Bezirksbürgermeister, den Bezirk Spandau wieder politisch zu verlassen, wiederstrebte Dr. Bodin. Neue Schulen und Kindertages- stätten auf den Weg zu bringen, die Neubautätigkeiten im Bezirk voranzubringen und dafür zu sorgen, dass der U-Bahn-Ausbau auch Spandau erreicht – all das lag ihm politisch und menschlich am Herzen. Aber er folgte dem Wunsch von Klaus Schütz, und wechselte am 19. Oktober 1967 nach der Wahl durch das Abgeordnetenhaus in den ersten Senat des neuen Regierenden Bürgermeisters.

1971 verzichtete Dr. Klaus Bodin nach der Abgeordnetenhauswahl auf eine weitere Kandidatur als Senator. Er blieb aber als Abgeordneter im Rathaus Schöneberg. Zwei Legislaturperioden wirkte er dort noch in den Ausschüssen Arbeit und Soziales, Gesundheit und Umweltschutz und im Sportausschuss.

1979 zog sich Dr. Klaus Bodin aus der aktiven Politik zurück, kandidierte nicht mehr für ein Mandat in unserem Haus.

Im Dezember 2008 wurde Dr. Klaus Bodin in den Kreis der Stadtältesten aufgenommen. Damit würdigte Berlin sein fast 30-jähriges Engagement für unsere Stadt. Er war eine Persönlichkeit, deren Einsatz und Wille entscheidend dazu beigetragen haben, den Wiederaufbau Berlins nach dem II. Weltkrieg zu forcieren: Verwurzelt im Bezirklichen, blieb das gesamtstädtische Interesse immer auch im Blick.

Wir haben Dr. Klaus Bodin, der 92 Jahre alt wurde, viel zu verdanken und werden seiner in Hochachtung gedenken.

Ich danke Ihnen, dass Sie sich zu Ehren der Verstorbenen erhoben haben.