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Blick in den Plenarsaal und hauptsächlich die Flaggen für Deutschland, Berlin und Europa

Grußwort der Präsidentin des Abgeordnetenhauses von Berlin Cornelia Seibeld anlässlich der Sammlerehrung des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V.

06.06.2023 14:00, Abgeordnetenhaus, Casino

Ich freue mich sehr, Sie heute im Casino unseres Parlaments begrüßen und auszeichnen zu dürfen. Als neue Schirmherrin Ihres Landesverbands werde ich gerne an der Tradition meiner Vorgänger anknüpfen und Sie stets bei uns im Abgeordnetenhaus von Berlin willkommen heißen. Seien Sie gewiss, dass es auch mir ein politisches Anliegen ist, Ihr Engagement zu würdigen.

Ich möchte allen danken, die sich berlinweit an der Sammelaktion im Herbst 2022 beteiligt haben: den Angehörigen der Bundeswehr, dem Berliner Reservistenverband und den zivilen Sammlerinnen und Sammlern. Insgesamt sind fast 19.000 Euro zusammengekommen. Das finde ich angesichts der gesunkenen Reallöhne keine Selbstverständlichkeit. Im Gegenteil: Das ist eine wirklich beachtliche Summe und eine tolle Gemeinschaftsleistung, zu der ich Ihnen herzlich gratuliere.

Diese Summe trägt dazu bei, dass Kriegsgräber im In- und Ausland erhalten werden und die Millionen Opfer der beiden Weltkriege nicht in Vergessenheit geraten. Denn wir sollten wissen, dass hinter jedem Opfer ein Name steckte und ein Leben. Und das ist eben – auch heute noch nicht – egal! Noch immer erreichen den Volksbund jährlich knapp 30.000 Anfragen von Angehörigen, die ihre Eltern oder Großeltern suchen. Für einzelne – und das sind immer noch sehr viele Menschen – geht es um die eigene Identität.

Doch auch das kollektive Bewusstsein wird durch den Erhalt der Kriegsgräber geformt. Wer einmal eine solche Gräberstätte gesehen hat, weiß, dass dieser Eindruck nicht kalt lässt. Noch intensiver gilt das für die vielen jungen Menschen aus der ganzen Welt, die wiederum weltweit zusammenkommen, um gemeinschaftlich die Gräber zu pflegen und bei Umbettungen zu helfen. Sie sehen Verletzungen an Knochen oder finden persönliche Gegenstände der Opfer, die oft nicht wesentlich älter waren als sie selbst. Wer das erlebt hat, bekommt ein ungefähres Bewusstsein über die Dimensionen eines Krieges.

Die Bedeutung Ihrer Arbeit bleibt insofern nicht nur vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine relevant. Ich denke auch daran, dass sich Fehlinformationen wiederkehrend und in großem Stil verbreiten oder populistische Positionen nicht mehr nur am Rande der Gesellschaft auf Anklang stoßen. Oft sind es Desinformationen, die zu Kriegen beitragen. Doch wir – und da schließe ich uns in der Politik auch mit ein – haben etwas entgegenzusetzen: Aufklärung und Bildung. Dafür steht der Volksbund insbesondere mit seiner friedenspädagogischen Arbeit ein. Sie machen Geschichte zugänglich und mit wahrhaftigen Geschehnissen. Hier möchte ich auch Ihrem Landesverband für die vielen Aktivitäten in unserer Stadt herzlich danken. Sie gehen mit Projekttagen an die Berliner Schulen, Sie bieten Seminare für Lehrkräfte an und ehrenamtliche Pflegeeinsätze auf Kriegsgräberstätten, Sie bilden fort. Auch lassen Ihre Friedhofs- und Stadtführungen uns Berlinerinnen und Berliner immer noch Neues über unsere Stadtgeschichte lernen.

Das übergeordnete Ziel des Volksbundes ist und bleibt insofern ehrenwert: Und das ist nichts weniger als der Frieden.

Vielen Dank.