Grußwort der Präsidentin des Abgeordnetenhauses von Berlin Cornelia Seibeld zu 30 Jahre "Aktion Warmes Essen"
09.10.2023 11:00, Pauluskirche Zehlendorf
Ich bin heute sehr gerne zu Ihnen gekommen. Dreißig Jahre „Aktion Warmes Essen“ der Paulus-Kirchengemeinde – das nötigt mir persönlich großen Respekt ab. Lassen Sie mich deshalb vorab einen ganz herzlichen Dank für den Einsatz aussprechen, den vor allem Ehrenamtliche hier leisten.
Ihr Dienst am Menschen, den Sie ausüben, ist großartig. Sie zeigen damit, dass eben auch Barmherzigkeit nach wie vor eine wichtige Stütze in unser Gesellschaft ist. Mich berührt es wirklich sehr, dass Sie aus dem Glauben an Gott heraus die Kraft schöpfen, um etwas Würdevolles für andere Menschen zu tun. Dass Sie nicht gleichgültig bleiben, sondern kraftvoll helfen, gerade auch denjenigen helfen, die diese Unterstützung brauchen. Ihre christliche Motivation kann kein Staat verordnen. Und deshalb ist sie so besonders. Aber Staat und Gesellschaft haben etwas davon, dass Menschen sich inspirieren und aktivieren lassen, dass Menschen Werte leben und bewahren, dass sie unter Umständen dafür sogar kämpfen und Opfer bringen.
Ich bin deshalb heute zu Ihnen gekommen, um Ihnen als Vertreterin der wichtigsten demokratischen Institution unserer Stadt Anerkennung zu zollen. Das Sprichwort sagt: „Armut schändet nicht“. Und ohne Wohnung zu sein, ist auch keine Schande. Doch Armut gepaart mit Obdachlosigkeit einfach nur hinzunehmen, das geht auch nicht. Damit dürfen wir uns nicht zufrieden geben. Wir brauchen deshalb Wohnungen für all die Menschen, die ihre Wohnung verloren haben – warum auch immer – und die den großen Wunsch haben, wieder ein „Dach über dem Kopf“ zu bekommen. Das ist natürlich in Zeiten, in denen wir definitiv zu wenig Wohnungen für alle haben, nicht so einfach durchzusetzen. Doch das darf uns nicht davon abhalten, diesen Zustand zu überwinden. Denn wenn wir uns als Gesellschaft mit Not und Perspektivlosigkeit abfinden, dann verlieren wir die soziale Balance und gefährden unsere auf Ausgleich fußende demokratische Gemeinschaft. Daraus ist ganz klar der politische Auftrag abzuleiten: Wer eine Wohnung braucht, soll sie auch bekommen. Denn nur mit einer Wohnung kann der soziale Anschluss an das normale Leben dauerhaft gelingen.
Das bedeutet aber auch: Wir in der Politik müssen uns noch mehr anstrengen. Da gibt es nichts zu beschönigen. Einfach zu erfüllen ist diese Zielsetzung nicht, auch wenn die Verführer unterschiedlicher Provenienz anderes versprechen. Es dauert zu lange, bis neue Wohnungen genehmigt und gebaut werden können. Die Inflation trifft ohnehin die Menschen mit den schmalen Budgets viel härter. Mit den explodierten Kosten für Baumaterial wird neuer Wohnungsbau zusammen mit den Effekten gestiegener Kreditzinsen geradezu stranguliert. Es gibt harte Zielkonflikte.
Ohne Zinserhöhungen würde die Inflation ungebremst weiter galoppieren und mit jeder zusätzlichen Auflage zur Energieeinsparung gibt es auch ein zusätzliches Hindernis für bezahlbaren Wohnraum. Große Aufgaben liegen also vor uns. Umso wichtiger ist es, wohnungslosen Menschen in ihrem schwierigen Alltag zur Seite zu stehen. Das tut die Paulus-Kirchengemeinde mit der gemeinnützigen Gesellschaft Milaa zusammen nun schon eine sehr lange Zeit. Sie verhalten sich damit sehr, sehr fürsorglich und setzen so ein Zeichen, dass die Würde des Menschen völlig unabhängig zu sehen ist von seinen konkreten materiellen Verhältnissen.
Diakonie bedeutet dann vor allem: Menschen zusammenzubringen – diejenigen, die Hilfe brauchen, und diejenigen, die den Dienst am Nächsten leisten wollen. Und Diakonie bedeutet: Die schöpferische Kraft unserer Gesellschaft befördern, indem wir die eigenen Handlungsspielräume erweitern. Ich denke, das Projekt „Aktion Warmes Essen“ macht dieses Verständnis von Diakonie mehr als deutlich. Und dafür sage ich nochmals, auch im Namen des Berliner Abgeordnetenhauses, vielen Dank. Es ist wirklich toll, was Sie hier leisten.
Vielen Dank