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Blick in den Plenarsaal und hauptsächlich die Flaggen für Deutschland, Berlin und Europa
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Grußwort der Präsidentin des Abgeordnetenhauses von Berlin Cornelia Seibeld zum Landesgewerkschaftstag des dbb beamtenbundes und tarifunion berlin (dbb berlin)

24.05.2023 14:00, Hotel Aquino

Die Berliner Beamtinnen und Beamten sowie Tarifbeschäftigten sorgen für das Funktionieren unserer Metropole. In den vergangenen Monaten und Jahren haben sie flexibel und zuverlässig auf die vielen neuen Herausforderungen reagiert. Ich denke hierbei zum Beispiel an die schnelle Hilfe und Unterbringung der Geflüchteten aus der Ukraine, an die Wiederholungswahl oder natürlich auch an die Pandemie.

Und dabei ist auch bereits Ihr alltägliches Geschäft – ohne die Bewältigung von Krisen – herausfordernd und sehr facettenreich.

Als neu gewählte Präsidentin des Abgeordnetenhauses leite ich auch die Verwaltung des Abgeordnetenhauses, bin also selbst und erstmalig Leiterin einer Behörde. Ich bin beeindruckt von dem großen Engagement und der Vielfältigkeit der Aufgaben und Menschen im öffentlichen Dienst.

Ich sehe nun aber auch hautnah, dass wir viel Veränderungsbedarf haben, um uns für die Zukunft gut aufzustellen.

Die Personalsituation ist ohne Frage zugespitzt: Altersbedingt scheiden bis 2031 knapp 30 Prozent der Beschäftigten aus dem Berliner Landesdienst aus.

Es muss nicht nur Ersatz gefunden werden, der Wissenstransfer will auch gut strukturiert sein.

Entsprechend sollten Fort- und Weiterbildungen nicht mehr nur eine nette Zugabe sein, sondern obligatorisch. Auch Personalgewinnung und vor allem langfristige Personalbindung kann nur mit Unterstützung der Gewerkschaften gelingen – aber natürlich auch mit einer positiven Weiterentwicklung des öffentlichen Dienstes.

Bausteine können in einem zeitgemäßen Personalmanagement liegen, in einer besseren Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Freizeit mit dem Beruf, zum Beispiel durch mehr Flexibilität oder sogenannte New-Work-Formen. Selbst wenn wir nicht bei allen Anreizen privater Arbeitgeber mithalten können: Gratis-Obst oder Kaffee, kostspielige Team-Events oder Billardtische.

An einer Stellschraube lässt sich sehr wohl etwas drehen: Und das ist die Wertschätzung.

Damit gehen nicht nur eine angemessene Bezahlung und ein machbares Arbeitsvolumen einher.

Ich beziehe mich auch auf eine Verwaltungskultur, in der alle Positionen als Teil von etwas Wichtigem verstanden werden, um sich selbst auch so sehen zu können.

Ich denke an eine Kultur, die auf gegenseitigem Vertrauen und Fairness basiert, in der transparent agiert und kommuniziert wird – und in der auch mal gelobt oder sich bedankt wird.

Das kostet gar nicht so viel, außer vielleicht ein Umdenken und Umlenken auf der ein oder anderen Ebene. Und auch wenn das selbstverständlich erscheint, gelebt wird es noch nicht.

Gut erforscht ist, dass die Arbeit oder vielmehr der Arbeitsplatz maßgeblichen Einfluss auf die Lebenszufriedenheit nimmt. Von diesem Wissen sollten wir endlich auch Gebrauch machen. Ohnehin leben wir in einer Zeit, in der negative Emotionen nachweislich zunehmen, in der wir mit Krisen leben lernen müssen.

Das macht das unmittelbare Miteinander noch einmal viel wichtiger: den aufgeschlossenen Blick auf das Gegenüber, einen respektvollen Umgang miteinander. Das gilt für alle Bereiche des gesellschaftlichen Zusammenlebens – nicht nur für Arbeitgeber. Ob auf den Straßen, in akuten Gefährdungslagen, in Schulen, Justiz oder im Nahverkehr, die zunehmenden Beleidigungen, Drohungen oder Gewalttaten gegenüber Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unseres öffentlichen Dienstes sind besorgniserregend. Dieser Werteverfall ist komplex und bedarf aus meiner Sicht eines neuen gesellschaftlichen Dialogs. Dem müssen wir uns in der Politik dringend stellen. Daher bin ich sehr froh, dass wir die parlamentarische Arbeit für Berlin nun endlich wieder aufgenommen haben.

Im Namen des Berliner Abgeordnetenhauses möchte ich mich an dieser Stelle sehr herzlich bei allen Beschäftigten des Landes Berlin für Ihre Arbeit bedanken. Der Dank gilt ebenso selbstverständlich Ihnen als dbb, der für das Personal in der Berliner Verwaltung eintritt, während dieses an der Belastungsgrenze agiert. Ihr Motto „Personal in der Krise“ ist in diesem Jahr drastischer ausgefallen als die Jahre zuvor. Ich lese Ihr Motto auch als dringenden Appell an das Parlament.

Selbst wenn Interessensvertretungen und Politik nicht immer einer Meinung sein müssen, bedeutet das noch lange kein Gegeneinander. Der Dialog ist entscheidend.

Und den suchen Sie mit uns immer wieder. Auch dafür danke ich Ihnen.

Das Gegenteil von Krise ist bekanntlich der Aufschwung. Und der ist möglich, wenn wir alle zusammen daran arbeiten!

Für das Berliner Abgeordnetenhaus jedenfalls sage ich Ihnen als dbb immer ein offenes Ohr zu. Zudem verspreche ich, dass wir die vom Senat angekündigten Reformen im Parlament eng begleiten und die Umsetzung wachsam kontrollieren werden.

Herzlichen Dank!