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Blick in den Plenarsaal und hauptsächlich die Flaggen für Deutschland, Berlin und Europa

Grußwort des Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin Ralf Wieland anlässlich des Jubiläums des Vereins der Koreanischen Krankenschwestern

29.09.2012 15:30, Gemeinschaftshaus Gropiusstadt

Ich freue mich sehr, heute bei Ihrer Jubiläumsveranstaltung dabei sein zu können.

1972 haben Sie Ihren Verein gegründet. 1965 sprach die deutsche Regierung die Bitte aus, Korea möge mit Krankenschwestern beim Aufbau eines Gesundheitswesens helfen. Schon 1966 kamen die ersten Krankenschwestern aus Südkorea in der Bundesrepublik an. Und im Jahr 1970 schloss die Bundesrepublik Deutschland mit der Republik Korea sogar ein offizielles Abkommen über die Anwerbung von Kranken- schwestern. Nur drei Jahre wollten und sollten sie bleiben, zwischen- zeitlich sind daraus für die meisten von Ihnen Jahrzehnte geworden. Ihr Fleiß und ihre Freundlichkeit sind bis heute legendär.

Im Namen des Landes Berlin gratuliere ich Ihnen sehr herzlich zum 40-jährigen Jubiläum Ihres Vereins. Zeigt sich doch daran, wie erfolgreich Ihre Arbeit in den letzten Jahrzehnten gewesen ist.

Aber: Daran zeigt sich auch, dass Deutschland zu Ihrer Heimat geworden ist.

Im nächsten Jahr – im Jahr 2013 – werden die Bundesrepublik Deutschland und die Republik Korea auf 130 Jahre bilaterale Beziehungen zurückblicken können. 1883 wurde der erste Handels-, Freundschafts-, und Schifffahrtsvertrag geschlossen.

Und noch ein Jubiläum folgt im nächsten Jahr: Das 50-jährige Jubiläum des Anwerbeabkommens über ein ‚Programm zur vorübergehenden Beschäftigung koreanischer Bergarbeiter im Deutschen Steinkohlen- bergbau’. Auf der Grundlage ist dann auch später die Vereinbarung über die Krankenschwestern, die wir heute feiern, zustande gekommen.

Bis 1977 nahmen rund 10.000 Krankenschwestern und Schwestern- helferinnen und ca. 8.000 Bergleute aus der Republik Korea die Gelegenheit wahr, hier in Deutschland ihr Glück zu versuchen.

Im nächsten Jahr werden all diese Jubiläen mit einer ganz besonderen Idee gefeiert: Das Bundesfinanzministerium und die Republik Korea geben zusammen eine deutsch-koreanische Gemeinschaftsbriefmarke heraus. Diese Briefmarke wird die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Korea versinnbildlichen.

Nun zurück zu unserem heutigen Jubiläum:

In einem Artikel las ich die sehr poetische Überschrift, Sie seien die ‚Migrantinnen der Morgenröte’. Ja, Sie kamen als Gastarbeiterinnen nach Deutschland. Es war ein zeitlich begrenztes Vorhaben. Sie kamen, weil in Korea damals Not, Elend und Armut herrschten. Sie kamen, um Ihre Eltern und Verwandten mit dem hier verdienten Geld zu unterstützen und Süd-Korea erhielt auf diese Weise dringend benötigte Devisen. Sie waren gut ausgebildet – zur damaligen Zeit in Korea keine Selbstverständlichkeit für Frauen. Und Sie hatten Hunger nach Bildung und Anerkennung. Vielleicht lag es daran, dass Sie so mutig waren, auf einem weit entlegenen Kontinent nach der Sonnenseite des Lebens zu suchen.

Nach Vertragsablauf durften Sie wählen: Sie konnten nach Korea zurückkehren oder in Deutschland weiterarbeiten.

Mit dem 40-jährigen Bestehen Ihres Vereines feiern wir heute alle zusammen auch eine jahrzehntelange erfolgreiche Integration. Sie sind nach Deutschland gekommen und waren von Anfang an bereit, die deutsche Kultur und die deutschen Lebensweisen kennen zu lernen und auch anzunehmen. Sie haben schnell unsere Sprache gelernt. Sie alle haben hier in Berlin und in Deutschland einen festen Platz in unserer Gesellschaft gefunden. Sie gehören zweifelsohne zu uns. Koreanerinnen in Berlin sind das Symbol gelungener Integration. Und auch das lohnt sich zu feiern.

Vor allem haben Sie die Sprachbarriere schnell zu überwinden versucht. So konnten Sie nicht nur Ihre Arbeit erfolgreich ausüben, sondern Sie konnten im Alltag kommunizieren. Und ganz wichtig: Sprache öffnet die Tür zur Geschichte, zur Kultur und zu den Lebensgewohnheiten der neuen Heimat. Erst wer die Sprache beherrscht und spricht, kann auch Meinungen oder Gefühle seines Gegenübers verstehen. Der Zugang zur Kultur schafft Identität. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass Sie, die koreanischen Krankenschwestern, schon früh eine Initiative ins Leben gerufen haben, um die deutsche Staatsbürgerschaft zu erwerben.

Ihr Verein hat bei der Integration in unseren Kulturkreis eine wichtige Rolle gespielt: Durch ihn konnte auch die alte Heimat in Ihnen und bei Ihnen weiterleben:

Mit traditioneller Kleidung, mit den für uns ungewöhnlichen Gerüchen koreanischer Gerichte, mit Ihrer Heimatsprache, Ihrem Brauchtum.

Denn: Ihr alltägliches Leben in Deutschland muss einem Kulturschock gleichgekommen sein. Plötzlich mit Messer und Gabel hantieren zu müssen, oder Salzheringe in Sahnesoße zum Abendbrot zu bekommen, das wäre in Korea undenkbar gewesen.

Diejenigen unter Ihnen, die mit als Erste kamen, gehen jetzt in die Rente und längst ist eine neue Generation von Berlinerinnen und Berlinern mit koreanischen Wurzeln herangewachsen. Wissensdurst und Bildungs- hunger verschaffen den Kindern und Kindeskindern eine hohe Abiturientenquote und gute Ausbildung. Die können hier im Verein viel über Korea - das Heimatland der Eltern - erfahren, über die dortigen Lebensformen und Traditionen. Aber wir brauchen sie hier – wir brauchen sie für eine gute, gemeinsame Zukunft.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen am heutigen Tag eine fröhliche Feier. Sie können stolz auf Ihre Leistungen sein und wir sind stolz auf Sie!

Ich danke Ihnen.