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Blick in den Plenarsaal und hauptsächlich die Flaggen für Deutschland, Berlin und Europa

Grußwort des Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin Ralf Wieland zum Festakt aus Anlass der Jubiläen 55 Jahre Städtepartnerschaft Kreuzbergs mit Wiesbaden, 50 Jahre Partnerschaft mit dem Kreis Bergstraße, 40 Jahre Partnerschaft mit dem Landkreis Limburg-Weilburg

10.11.2019 10:30, Rathaus Kreuzberg

Oft habe ich den Eindruck, dass es sich mit Kreuzberg und Berlin ein bisschen so verhält wie mit Holland und den Niederlanden. Oder wie mit „Tempos“ und Taschentüchern. Ein Teil steht für das Ganze. Ich meine, solche Phänomene heißen „Pars pro Toto“. Aber sei es drum: Mein Deutschunterricht ist offen gestanden doch schon ein paar Tage her. Was ich damit eigentlich sagen will: Kreuzberg oder vielmehr der Mythos prägt oft das Image der gesamten Stadt – zumindest außerhalb Berlins. Der ein oder andere mag dann überrascht sein, wenn er in Hohenschönhausen oder Reinickendorf vergeblich nach dem nächsten Klub, dem veganen Kinder-Yoga-Café oder dem „revolutionären“ Buchladen sucht.

Doch meine Damen und Herren, Kreuzberg ist aber vor allem eins: so viel mehr als die Klischees darüber hergeben! Von daher ist das ehrliche und aufgeschlossene Interesse, dass Sie, liebe Freunde aus Hessen, dem Bezirk schon so viele Jahre entgegenbringen so wohltuend. Die Partnerschaften sind damals ja aus Solidarität zu den Menschen in West-Berlin entstanden. Und es ist umso schöner, dass diese tiefe Verbundenheit bis heute geblieben ist, obwohl es ja – zum Glück – lange keine Mauer mehr in Berlin gibt. Auch hier sind Ost und West zusammengewachsen. So fusionierte das „westberliner“ Kreuzberg 2001 auf Verwaltungsebene mit dem „ostberliner“ Friedrichshain. Wir erinnern uns dieser Tage natürlich verstärkt an die Maueröffnung vor 30 Jahren. Das sind Bilder, die wir vermutlich alle miteinander nie vergessen werden. Weder die Berlinerinnen und Berliner noch die Menschen in Hessen, ja in Deutschland und auf der ganzen Welt. Was für uns in diesem Zusammenhang heute mehr denn je gelten sollte, ist, weiterhin gemeinsam für die Freiheit einzustehen.

Gerade in Zeiten, in denen wir in unseren Parlamenten Kräfte erleben, deren politische Prioritäten nicht gerade auf demokratischen Werten fußen. Wenn ich an Friedrichshain-Kreuzberg denke, macht mich das zuversichtlich. Hier erlebe ich eine enorme Offenheit der Menschen, die Toleranz und das vielfältige Miteinander ganz natürlich leben. Klar, es ist nicht mehr das legändere Kreuzberg der 80 Jahre, in denen sich (die literarische Kultfigur) „Herr Lehmann“ die Zeit vertrieb. Der gemeinsame Bezirk hat sich in den vergangenen Jahren sehr verändert, Soziologen sagen „gentrifiziert“. Wobei dies nicht nur ein Berliner Thema ist. So betreffen steigende Mieten aktuell viele Städte und die Umlandgemeinden. Ländliche Regionen müssen mit der Landflucht umgehen. Bei der Entwicklung des Verhältnisses zwischen Land und Stadt sind kreative Ideen gefordert. Gleiches gilt für Umwelt- und Verkehrsthemen, die uns zweifelsohne alle betreffen. Bei den Partnerschaften geht es vor allem ja darum, voneinander zu lernen und sich auszutauschen: Was machen Sie, was wir nicht machen? Und andersrum? Welche positiven und negativen Erfahrungen können Sie mit uns teilen? Welchen Rat haben wir für Sie in petto?

Jedenfalls wird doch ziemlich schnell klar, dass städtepartnerschaftliches Engagement nicht von gestern ist. In diesem Sinne, auf die nächsten Jahre der freundschaftlichen Partnerschaft! Haben Sie vielen Dank!