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Blick in den Plenarsaal und hauptsächlich die Flaggen für Deutschland, Berlin und Europa

Grußwort des Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin Ralf Wieland zur Begrüßung der Stipendiatinnen und Stipendiaten der Studienstiftung des Abgeordnetenhauses

05.11.2019 18:00, Abgeordnetenhaus

Ihre Begrüßung heute ist für mich eine ganz besondere. Denn in diesem Jahr feiert die Studienstiftung des Berliner Abgeordnetenhauses ihr 25-jähriges Jubiläum. Unser Parlament hat die Studienstiftung im Jahr 1994 gegründet, um damit den Alliierten des Zweiten Weltkrieges zu danken und unserer Freundschaft Ausdruck zu verleihen. Schließlich waren die Alliierten fast 50 Jahre lang als Besatzungs- bzw. Schutzmächte fester Bestandteil unseres Stadtlebens. In dieser Zeit sind aus Besatzern Freunde und für einige auch Familie geworden. Es war insbesondere die damalige Präsidentin Dr. Hanna-Renate Laurien, die sich für die Gründung der Stiftung eingesetzt hat.

Mit der Stiftung sollten die freundschaftliche Kontakte und Bindungen zu Frankreich, Großbritannien, den USA, Russland und den weiteren Nachfolgestaaten der Sowjetunion erhalten, vertieft und ausgebaut werden. Im Jahr 1996 kamen dann die ersten Stipendiatinnen und Stipendiaten nach Berlin. Seitdem haben 350 junge Akademikerinnen und Akademiker aus insgesamt 16 Ländern in Berlin studiert.

Liebe Stipendiatinnen und Stipendiaten, für uns ist Ihr Studium in Berlin und der damit einhergehende Austausch eine echte Bereicherung. Sie bringen Ihre Forschung mit nach Berlin. Sie tauschen sich mit Berliner Studierenden und den anderen Stipendiatinnen und Stipendiaten aus. Und das, was Sie hier voneinander lernen – über ihre Heimatländer, Ihre Hintergründe, ja, über Ihr Leben – steht so in keinem Buch, das lernen Sie weder im Sprachkurs noch im Fernsehbericht. Ich denke, wir sind uns alle einig, dass nichts mehr spricht als die persönlich übermittelte Geschichte eines Menschen. Und gerade im Bereich der Wissenschaften ist der internationale Austausch unverzichtbar. Schließlich macht Forschung nur selten vor Ländergrenzen Halt.

Berlins Dasein als Wirtschaftsstandort ist für uns von großer Bedeutung. Denn zum Teil der Berliner Wirtschaftsgeschichte gehört als Folge der Teilung auch, dass wir nach der Wiedervereinigung nicht an unsere industrielle Tradition anknüpfen konnten. Berlin wurde zur Stadt des Wissens umgebaut. Heute verfügen wir über vier Universitäten, an denen rund 100.000 Menschen studieren. Davon kommt etwa ein Fünftel aus aller Welt. Humboldt und Freie Universität liegen bundesweit mit der Anzahl ausländischer Studierender regelmäßig ziemlich weit vorn. Neben den Universitäten gibt es zahlreiche staatliche Fachhochschulen, Kunsthochschulen wie auch konfessionelle und private Hochschulen. Leider muss ich einräumen, dass das Leben für die Studierenden in unserer Stadt, zumindest was das Wohnen betrifft, nicht mehr so günstig ist wie noch vor einigen Jahren. Für uns Politikerinnen und Politiker gilt dabei ein ganz klares Ziel: Niemand soll bei uns mangels finanzieller Möglichkeiten von Bildung ausgegrenzt werden. Dem Stiftungswesen kommt dabei eine unverzichtbare zivilgesellschaftliche Rolle zu.

Übrigens: Als die Stiftung gegründet wurde, war der Mauerfall noch keine fünf Jahre her. Damals haben wir noch alles in bar bezahlt und zwar in D-Mark. Woran wir uns dieser Tage anlässlich des 30. Jahrestages von Friedlicher Revolution und Mauerfall aber besonders erinnern, ist das Glück der Freiheit. Heute machen Sie uns als junge Generation ja längst vor, wie man Freiheit lebt. Für viele von Ihnen ist es ja völlig normal, eine Zeit lang im Ausland zu studieren oder zu arbeiten. Wir wissen, das war nicht immer, das ist auch heute nicht überall und nicht allen gegeben. Freiheit ist ein Privileg.

Für uns im Abgeordnetenhaus ist jedenfalls völlig klar, dass verschiedene Sichtweisen, unterschiedliche Sprach- und Kulturkenntnisse den Dialog bereichern. Es ist toll, zu sehen, dass der damals von den Stiftungsgründerinnen und -gründern angestrebte Austausch durch Sie, liebe Stipendiatinnen und Stipendiaten, weiter lebt.

Abschließend möchte ich Sie gern einladen, die Bibliothek hier bei uns im Haus zu nutzen. Sie verfügt zwar überwiegend über juristische Literatur, doch wir freuen uns, wenn Sie die Räumlichkeiten ganz gleich welcher Fachrichtung nutzen mögen, um hier zu lernen oder an Ihren Arbeiten zu schreiben. Wobei ich dazu noch sagen möchte, dass ich mir für Sie wünsche, dass Sie auch die Zeit und Muße finden werden, Berlin außerhalb der Bibliotheken kennenzulernen. Machen Sie es wie Albert Einstein und seien Sie „leidenschaftlich neugierig“.

Herzlichen Dank!