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Blick in den Plenarsaal und hauptsächlich die Flaggen für Deutschland, Berlin und Europa

Grußwort des Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin Ralf Wieland zur Hissung der Fahne von Terre des Femmes

26.11.2018 09:30, Abgeordnetenhaus

Die Fahne „Frei leben – ohne Gewalt“ von Terre des Femmes gehört vor dieses Haus!

Nicht nur, weil Freiheit und Gleichberechtigung die Voraussetzung frei gewählter Parlamente sind. Sondern auch, weil wir im Abgeordnetenhaus die Berliner Stadtgesellschaft vertreten. Diese ist solidarisch. In der Berliner Gesellschaft ist kein Platz für Gewalt, schon gar nicht gegenüber Frauen und Kindern!

Eins ist klar: Wenn wir heute über Gewalt an Mädchen oder Frauen sprechen, besteht nicht nur Gesprächs-, sondern auch konkreter Handlungsbedarf. Da sind gerade auch wir Politikerinnen und Politiker gefordert. Das Motto der diesjährigen Fahnenaktion begleitet die zweijährige Mädchenkampagne „Jetzt Mädchen stärken! Es ist nicht alles rosarot.“ Ziele der Kampagne sind: ein besserer Mädchenschutz, Prävention, Aufklärung und Empowerment.

Den Auftakt machte gestern die Petition zu verpflichtenden und bundesweit einheitlichen Vorsorgeuntersuchungen für alle Kinder. Ich schließe mich dieser Forderung an, und zwar nicht in erster Linie als Parlamentspräsident, sondern vor allem als Vater und als Großvater. Vergangenes Jahr haben wir bei der Fahnenaktion auf weibliche Genitalverstümmelung aufmerksam gemacht. Bei den meisten Vorsorgeuntersuchungen, besser bekannt als U-Untersuchungen, werden auch die Geschlechtsorgane untersucht. Im Rahmen einer solchen Untersuchung ließe sich Genitalverstümmelung frühzeitig erkennen und bestenfalls sogar rechtzeitig abwenden. Ähnliches gilt für Misshandlung, Missbrauch oder Vernachlässigung.

Die Prävention gelingt aber nur dann, wenn die Untersuchungen auch wirklich verpflichtend sind und es nicht allein den Eltern obliegt, ob ein Kind untersucht wird oder eben nicht. Körperliche Unversehrtheit ist ein Menschenrecht. Dieses müssen wir gerade den jüngsten und schwächsten Mitgliedern unserer Gesellschaft garantieren können. „Es ist nicht alles rosarot“, heißt eben auch: Hier muss noch viel passieren!

Wenn wir heute davon sprechen, Mädchen stärken zu wollen, betrifft das noch viele weitere Ebenen. Ungesunde Schönheitsideale, Unwissen oder falsches Wissen über den eigenen Körper, Rollenzuweisungen und Klischeebilder: Vieles trägt dazu bei, dass junge Leute – und leider vor allem Mädchen – oft eher verunsichert werden. Das kann nicht in unserem Sinne sein. Stattdessen sollten wir uns ernsthaft Gedanken machen. Zum Beispiel darüber, was mit der Wahrnehmung junger Leute passiert, wenn einzelne schöne Menschen durch Werbung oder Social Media omnipräsent werden?

Die Unzufriedenheit mit dem eigenen Aussehen, vor allem dem eigenen Körper ist Alltag geworden. Erst recht für Mädchen. Statistiken beweisen das, die Zahl der Schönheitsoperationen steigt. Sie merken es schon: Die Fahnenaktion von Terre des Femmes löst wichtige Debatten aus. Unser Haus beherbergt die Diskussionen, die Berlin bewegen. Daher weht die Fahne von Terre des Femmes hier gleich am richtigen Ort.

Und ich möchte es abschließend noch einmal betonen: In einer freien Gesellschaft ist kein Platz für geschlechtsbasierte Diskriminierung, für Gewalt und Ausbeutung! Deshalb zeigt das Abgeordnetenhaus Flagge.

Für das gleichberechtigte, selbstbestimmte und freie Leben von Mädchen und Frauen. In Berlin – und weltweit!

Ich freue mich nun, das Wort an Frau Maja Wegener von Terre des Femmes zu übergeben.

Herzlichen Dank!