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Blick in den Plenarsaal und hauptsächlich die Flaggen für Deutschland, Berlin und Europa
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Rede der Präsidentin des Abgeordnetenhauses von Berlin Cornelia Seibeld zur Ausstellungseröffnung zum Jugendforum denk!mal 2024

23.01.2024 17:00, Abgeordnetenhaus, Wandelhalle

Ich begrüße Sie alle sehr herzlich hier im Abgeordnetenhaus und freue mich, dass Sie meiner Einladung so zahlreich gefolgt sind. Ich freue mich dabei ganz besonders über die vielen jungen Gesichter unter unseren Gästen. Dass insbesondere Sie den Weg hierher ins Berliner Landesparlament gefunden haben, ist in diesen Tagen ein ermutigendes Zeichen.

Am 27. Januar jährt sich zum 79. Mal der Tag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz durch die Rote Armee. Die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht und das damit verbundene Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa schloss sich wenige Monate später im Mai 1945 an.

Der ehemalige Bundespräsident und frühere Regierende Bürgermeister von Berlin, Richard von Weizsäcker, hat den 8. Mai 1945 als „Tag der Befreiung“ bezeichnet. An diesem Tage endete die nationalsozialistische Gewaltherrschaft und mit ihr die Verfolgung und der millionenfache Mord an Jüdinnen und Juden sowie vielen weiteren Opfergruppen des Nationalsozialismus.

Seit 1996 ist der 27. Januar der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus in Deutschland. Die Initiative dafür geht ebenfalls auf einen früheren Bundespräsidenten, nämlich Roman Herzog, zurück.

Im Jahr 2002 wurde vom Abgeordnetenhaus von Berlin das Jugendforum denk!mal ins Leben gerufen. Wir wollen damit Kinder und Jugendliche würdigen, die auf vielfältige und kreative Art mit ihren Projekten der Opfer des Nationalsozialismus gedenken. Denn: Die Gräueltaten dürfen nicht vergessen werden. Dies ist eines der Hauptanliegen des Jugendforums denk!mal. Es ist richtig und wichtig, dass die nachfolgenden Generationen nun ihren Teil dazu beitragen, die Erinnerung an die Opfer wachzuhalten. Und das Sie sich gegen heutige Formen von Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung engagieren.

Das Thema berührt eben nicht nur die Vergangenheit. Seine Aktualität zeigt sich derzeit täglich und in einem bedrohlichem Ausmaß. Erst in der vergangenen Woche hat das Abgeordnetenhaus über menschenverachtende Positionen und Aktionen von Rechtsextremisten diskutieren müssen. Dabei wurde deutlich: Demokratinnen und Demokraten müssen und werden zusammenstehen. Und wir werden genau hinschauen müssen. Antisemitismus zum Beispiel findet sich auch bei linksextremen Gruppen und in manchen Migrantengemeinschaften. Es ist notwendig, den derzeitigen, besorgniserregenden Tendenzen couragiert und entschlossen entgegenzuwirken. Wir müssen uns dem Austausch und dem Streit unterschiedlicher Meinungen und Überzeugungen stellen. Das darf aber nicht zur Abwertung und Ausgrenzung des Gegenübers führen. Und es bedarf der Mitwirkung aller Bürgerinnen und Bürger.

Es gibt viele Eigenschaften, die uns unterscheiden. Wir sind Alteingesessene oder neu Eingewanderte, gehören unterschiedlichen Religionen und  Geschlechtern an, leben unsere unterschiedlichen sexuellen Orientierungen und sind unterschiedlich weit in unserem Lebensalter fortgeschritten. Für unser Zusammenleben zählt: Es gelten für jeden von uns die gleichen Regeln der Achtung der persönlichen Freiheitsrechte des jeweils anderen. Nur mit einem respektvollen und gewaltfreien Umgang miteinander erhalten wir diese Gesellschaft lebenswert.

Beim Jugendforum denk!mal 2024 nehmen in diesem Jahr 18 Projekte teil, die in einer gemeinsamen Ausstellung hier in der Wandelhalle präsentiert werden. Von Interviews mit Zeitzeugen und Zeitzeuginnen, Videos, Plakaten, Collagen und Comics bis hin zu Zeichnungen und verschiedenen Exponaten ist alles dabei.

Ich freue mich auch ganz besonders, eine engagierte Berlinerin und Zeitzeugin heute Abend hier begrüßen zu können: Ruth Winkelmann. Sie sucht seit vielen Jahren unermüdlich den Austausch mit jungen Menschen. In diesem Jahr stand sie für ein Projekt der Sportschule im Olympiapark zur Verfügung und hat Schülerinnen und Schülern von Ihren Erfahrungen berichtet.

Frau Winkelmann, schön, dass auch Sie heute Abend hier sind. Ihnen, aber auch allen anderen, die sich im Rahmen der hier ausgestellten Projekte beteiligt haben, insbesondere den Lehrkräften und weiteren Projektverantwortlichen möchte ich zum Abschluss nochmals ausdrücklich für ihr Engagement danken. Gleiches gilt für all diejenigen, die den heutigen Abend begleiten und mitgestalten. Vor allem aber möchte ich allen beteiligten Schülerinnen und Schülern von Herzen Danke sagen!

Es ist schön zu sehen, dass junge Menschen sich auf verschiedene Weise mit der Geschichte auseinandersetzen und Lehren für ihre eigene Zukunft ziehen können. Auf diese Weise bleibt die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus lebendig und wir setzen gemeinsam ein Zeichen. Ihnen und uns allen wünsche ich nun spannende Gespräche und freue mich auf die Einblicke in die vielfältigen Arbeiten. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.