Rede der Präsidentin des Abgeordnetenhauses von Berlin, Cornelia Seibeld, zur Begrüßung der Stipendiatinnen und Stipendiaten der Studienstiftung
04.11.2025 09:00, Abgeordnetenhaus, Casino
Wir feiern mit Ihnen ein kleines Jubiläum: Sie gehören dem 30. Jahrgang an, der von der Studienstiftung gefördert wird. Seit dem Studienjahr 1996/97 hat unsere Stiftung insgesamt 406 Stipendiatinnen und Stipendiaten gefördert. Das ist ein schöner Erfolg, besonders wenn man die wechselvollen Rahmenbedingungen bedenkt, unter denen die Studienstiftung seit ihrer Gründung 1994 gearbeitet hat. Die Absicht der damaligen Generation von Abgeordneten war es, den Abzug der alliierten Siegermächte aus Berlin mit einem positiven, zukunftsweisenden Signal zu verbinden.
Die Studienstiftung soll die freundschaftlichen Kontakte und Bindungen Berlins zu Frankreich, Großbritannien, den USA und Russland sowie zu den anderen Nachfolgestaaten der Sowjetunion erhalten, vertiefen und ausbauen. Gewiss, ein sehr anspruchsvolles und zugleich optimistisches Ziel. Seither hat sich die Situation in Europa, in Deutschland und natürlich auch in Berlin entscheidend verändert. Großbritannien hat die Europäische Union verlassen.
Die USA sind nicht mehr der wohlwollende Hegemon, sie setzen „America First“ durch. Russland hat die Ukraine mit seinem Angriffskrieg überzogen. Nur drei Beispiele für Veränderungen mit weitreichenden Konsequenzen. Umso mehr freut es mich, ebenso wie meine Kolleginnen und Kollegen aus dem Abgeordnetenhaus, dass in diesem Studienjahrgang Stipendiatinnen und Stipendiaten aus allen ehemaligen Besatzungs- und Schutzmächten Berlins vertreten sind. Damit wird auf breiter Basis der wissenschaftliche Austausch betrieben, der hoffentlich auch in Zukunft fortgesetzt wird.
Darüber hinaus sind mir persönlich zwei weitere Aspekte sehr wichtig: Zum einen bieten wir Ihnen die Möglichkeit, das politische und gesellschaftliche System Deutschlands besser kennenzulernen. Wir hier im Abgeordnetenhaus möchten Ihnen gerne die Abläufe und Regeln in einem Parlament näherbringen, das Teil der föderalen Ordnung der Bundesrepublik ist. Diejenigen Abgeordneten, die sich als Ihre Patinnen und Paten zur Verfügung gestellt haben, werden Sie darin genauso wie die Verwaltung des Abgeordnetenhauses unterstützen.
Ein herzliches Dankeschön an meine Kolleginnen und Kollegen aus dem Abgeordnetenhaus, die diese Aufgabe übernommen haben. Scheuen Sie sich nicht, auf uns zuzukommen, und stellen Sie Ihre Fragen. Zum anderen möchte ich Sie auffordern, Berlin auch jenseits der akademischen Institutionen und der Innenstadtbezirke zu erkunden. In erster Linie ist das gewiss reizvoll durch den Besuch all der kulturellen Einrichtungen, die über das Stadtgebiet verteilt sind. Sie werden viele Kontraste und Unterschiede kennenlernen, die Ihnen auch einen anderen Zugang zu den Berlinerinnen und Berlinern ermöglichen. Bleiben Sie dabei nicht allein, gehen Sie gemeinsam mit anderen Mitgliedern Ihrer Stipendiatengruppe auf Entdeckungstour. Sie intensivieren Ihren Kontakt untereinander durch gemeinsame Erlebnisse. Lassen Sie die anderen an Ihrem Leben teilhaben. Das wird die Kontaktpflege untereinander auch für die Zeit nach Ihrem Berlinaufenthalt stärken.
Viele praktische Aspekte werden gleich im Anschluss durch die Vertreterinnen und Vertreter des Vorstands der Stiftung angesprochen. Allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stiftung und des Abgeordnetenhauses sowie den Mitgliedern der Auswahlkommission gebührt für die Vorbereitung und Durchführung des diesjährigen Programms unser großer Dank. Ich wünsche Ihnen allen anregende Erlebnisse und spannende Erkenntnisse in den kommenden Monaten in Berlin und freue mich darauf, Ihnen gleich Ihre Urkunden zu überreichen.