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Blick in den Plenarsaal und hauptsächlich die Flaggen für Deutschland, Berlin und Europa

Rede des Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin Ralf Wieland anlässlich der ersten Einbürgerungsfeier im Berliner Abgeordnetenhaus

23.11.2013 17:00, Festsaal des Abgeordnetenhauses

- Es gilt das gesprochene Wort - Ich heiße Sie alle sehr herzlich willkommen zu unserer ersten Einbürgerungsfeier im Abgeordnetenhaus von Berlin. Wir haben für die heutige Veranstaltung unseren Festsaal geöffnet. Damit möchten wir deutlich machen: Diese Feier ist für uns wichtig. Sie haben sich für ein Leben in Deutschland entschieden. Auf ein Leben zusammen mit uns. Und dafür möchten wir Ihnen danken. Deshalb ist es mir auch eine Freude, weitere Gäste zu begrüßen. Da ist Frau Senatorin Kolat, die heute den Senat von Berlin vertritt. Ich begrüße zudem den Vizepräsidenten Herrn Gram. Zugegen ist ebenfalls die Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Frau Pop, sowie der Fraktionsvorsitzende der Linkspartei Herr Wolf, die ich hiermit ebenso begrüße. Ich begrüße die Vertreter der anderen Fraktionen und alle weiteren Mitglieder des Abgeordnetenhauses. Mein besonderer Dank gilt auch den anwesenden Bezirksbürgermeistern und deren Vertreter. Sie haben mitgeholfen, diese Einbürgerungsfeier zu organisieren. Auch Sie möchte ich herzlich begrüßen. Zu Beginn hören wir nun die Nationalhymne, gespielt von Fabiana Striffler & Band, die uns auch musikalisch durch die Veranstaltung begleiten. Am 13. September 2012 hat das Abgeordnetenhaus von Berlin beschlossen, künftig eine Einbürgerungsfeier in Ergänzung zu den Einbürgerungsfeiern der Bezirke stattfinden zu lassen. Das soll an einem Tag geschehen, der für die Entwicklung der Demokratie in Deutschland wichtig war. Es kann aber auch ein Tag sein, der für die Zusammengehörigkeit und Vielfalt in Deutschland von Bedeutung ist. Das heutige Datum symbolisiert solch einen Tag, denn: Am 23. November 1995 trat die neue Verfassung von Berlin nach der Wiedervereinigung in Kraft. „Deine Stadt.Dein Land.Dein Pass“ – mit diesem Motto wirbt Berlin seit längerem in einer großen Einbürgerungskampagne um die Menschen mit Migrationshintergrund, die in unserer Stadt leben. Im letzten Jahr haben sich rund 6.400 Bürgerinnen und Bürger entschieden, die deutsche Staatsangehörigkeit anzunehmen. Das ist ein Pluspunkt für unsere Demokratie. Schon heute behält jede zweite eingebürgerte Person ihren ursprünglichen Pass. Das heißt in der Realität leben wir schon längst mit vielen Menschen zusammen, die zwei Pässe haben. Ich persönlich hoffe sehr, dass die neue Bundesregierung dieser Entwicklung Rechnung trägt. Berlin ist eine multikulturelle und multireligiöse Stadt, die über 190 Nationen beherbergt. Wir wollen, dass sich alle bei uns wohl fühlen und wir brauchen auch alle mit ihren ganz unterschiedlichen Lebensansätzen und Erfahrungen, ihrer Kultur, ihrem Wissen. Aber: Da will ich auch gar nicht darum herum reden, Deutschland braucht auch gut ausgebildete Fachkräfte. Der Bedarf steigt. Wir müssen Menschen an uns binden, wenn wir langfristig in Europa und der Welt wirtschaftlich bestehen wollen. Die Einbürgerung soll uns natürlich dabei helfen. Ich freue mich, dass Sie sich für eine Heimat in Berlin entschieden haben. Seit Jahrhunderten haben sich Zugewanderte in Berlin angesiedelt und der Stadt immer wieder neue Impulse gegeben. Wir wollen das friedliche Miteinander dieser vielen unterschiedlichen Mentalitäten und Vorstellungen. Im Dialog der verschiedenen Kulturen erwachsen die Initiativen und Ideen, die unsere Gesellschaft weiterbringen. Und es ist durchaus akzeptabel, sich auch kritisch und streibar auseinanderzusetzen im gesellschaftlichen Diskurs. Wir wissen: Eine gute Streitkultur macht eine demokratische Gesellschaft aus und Meinungsfreiheit ist ein Menschenrecht. Es ist heute das erste Mal, dass eine Einbürgerungsfeier im Abgeordnetenhaus von Berlin stattfindet und ich hoffe, dass dieser heutige Tag eine gute, neue Tradition begründen wird. Mit diesem festlichen Akt möchte das Abgeordnetenhaus von Berlin ein nachdrückliches Zeichen setzen für die Bedeutung der Integration. Deshalb haben wir Sie stellvertretend für alle, die diesen Schritt mit Ihnen zusammen gemacht haben, heute hier eingeladen. Wir Berliner freuen uns über jede Neubürgerin und jeden Neubürger. Sie sind jetzt deutsche Staatsbürgerinnen und Staatsbürger mit allen Rechten und Pflichten. Sie dürfen wählen und gewählt werden. Zur Bundestagswahl im September waren rund neun Prozent der Wahlberechtigten, also etwa 5,8 Millionen Menschen, Bürger mit Migrationshintergrund. Laut einer Studie des Sachverständigenrats für Integration und Migration würde jeder zweite in Deutschland lebende Ausländer gerne wählen, wenn er dürfte. Das heißt: Sie, die Sie nun wählen dürfen, sind auch ein Vorbild für die vielen anderen, sich für die deutsche Staatsangehörigkeit und damit z.B. für das eigene Wahlrecht zu entscheiden, dafür entscheiden, mitbestimmen zu dürfen, statt nur zuzusehen. Ich bitte Sie herzlich, nutzen Sie Ihre neuen politischen Rechte und mischen Sie sich ein. Unsere Demokratie lebt vom Engagement ihrer Bürger! Wir sind eine weltoffene und liberale Stadt, in der alle willkommen sind, die mittun wollen, dass es so bleibt. Sie haben sich für den deutschen Pass entschieden und damit für eine Heimat in Deutschland. Sie bekennen sich zu unserem Staatswesen. Berlin empfängt Sie mit offenen Armen, die Repräsentanten – wie heute -, aber auch die angestammte Bevölkerung. Denn die meisten von uns wissen, dass das, was Sie einbringen werden, eine Bereicherung für uns sein wird. Ich wünsche Ihnen allen das nötige Quäntchen Glück für die Verwirklichung Ihrer persönlichen Lebensplanungen und Ihrer Träume hier in Berlin. Nutzen sie die Chancen, die Ihnen unsere Hauptstadt bietet. Die heutige Veranstaltung soll nicht nur feierlich sein, sondern auch fröhlich. Deshalb habe ich auch einen fröhlichen Menschen eingeladen, die heutige Festrede zu halten. Ich freue mich, dass die Journalistin und Buchautorin Hatice Akyün zu uns sprechen wird. In Ihrer Vita erzählt sie, dass sie als Kind von Analphabeten durch Grimms Märchen und Bücher von Hanni und Nanni Deutsch gelernt hat in Duisburg, ihrer ersten Station in Deutschland. Als Journalistin arbeitet sie seit Jahren für verschiedene bekannte Zeitschriften wie SPIEGEL und EMMA und natürlich für den Berliner Tagesspiegel. In ihren Büchern schreibt sie sehr einfühlsam, aber immer humorvoll-lesenswert über hochaktuelle deutsch-türkische Themen. Freuen Sie sich mit mir auf Hatice Akyün!