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Blick in den Plenarsaal und hauptsächlich die Flaggen für Deutschland, Berlin und Europa

Rede des Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin Walter Momper anlässlich des 20. Jahrestages des Berlin-American-Clubs

18.09.2010 18:00, im Logenhaus

Walter Momper 18.09.2010, im Logenhaus, Heerstraße 28, Berlin

- Es gilt das gesprochene Wort -

Das Abgeordnetenhaus von Berlin gratuliert herzlich zum 20sten Geburtstag des Berlin-American-Club. Wie der Name genau sagt: Diese Organisation ist eine Facette in den Verbindungen und Bindungen zwischen Berlin und den USA.

In den schwierigen Jahren nach Ende der NS-Diktatur und des von Deutschland ausgegangenen Zweiten Weltkrieges standen die Vereinigten Staaten von Amerika fest an der Seite des freiheitlichen Berlins. Bis heute unvergessen ist die Luftbrücke, als die damalige Sowjetunion durch Sperrung aller Landwege zum westlichen Teil Berlins eine Blockade verhängte und die Alliierten, allen voran die Amerikaner, die Bevölkerung West-Berlins elf Monate lang über die Flugkorridore mit Lebensmitteln und Kohlen versorgte. Damals wurde der Grundstein für die tiefe und unverbrüchliche Verbundenheit zu den USA gelegt. Aus den Siegern und Besetzern wurde für die nächsten vier Jahrzehnte die Schutzmacht USA.

Als 1994, - vier Jahre nach der Vollendung der deutschen Einheit die amerikanischen Soldaten mit ihren Familien die Stadt verließen, war das für die Berlinerinnen und Berliner ein wehmütiger Abschied.

Heute wird an vielen Stellen der Stadt an die historischen Leistungen unserer amerikanischen Freunde für die Freiheit und die Einheit der Stadt erinnert.

Seit 1950 läutet jeden Tag um 12 Uhr die Freiheitsglocke im Turm des Rathauses Schöneberg. Der Platz vor dem Schöneberger Rathaus trägt den Namen von John F. Kennedy, dem großen und unvergessenen US-Präsidenten. Zahlreiche Straßennamen erinnern an herausragende Persönlichkeiten der US-Armee, die in Berlin stationiert waren. Schon seit vielen Jahren trägt eine große Allee im Südwesten der Stadt den Namen Louis D. Clay. Abgeordnetenhaus und Senat von Berlin verliehen dem Amerikaner aus Georgia bereits 1962 die Ehrenbürgerwürde und sein Porträt-Gemälde hat heute einen festen Platz in der Galerie der Ehrenbürger Berlins im Abgeordnetenhaus von Berlin.

Diese wenigen Beispiele zeigen, dass Berlin durch seine Nachkriegsgeschichte eng mit dem amerikanischen Volk verbunden ist. Aber auch in den anderen Regionen unseres Landes haben sich über die Jahre eine Vielzahl von engen, freundschaftlichen Kontakten zu den USA entwickelt, die mit großem persönlichen Engagement für ein festes transatlantisches Band gesorgt haben. Dass dies möglich wurde, ist vor allem den deutsch-amerikanischen Clubs und Vereinen zu verdanken. Deren Initiativen und Aktionen sind die Garantie dafür, dass die Freundschaft zwischen Deutschen und Amerikanern auch in Zukunft im wahrsten Sinne des Wortes mit Leben erfüllt wird. Für dieses Engagement möchte ich mich auch ganz persönlich bei Ihnen allen bedanken.

Ich schätze die Arbeit der Deutsch-Amerikanischen Clubs sehr. Die Beziehungen zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten von Amerika bedürfen nämlich nicht nur eines Dialogs und der Verständigung zwischen Politikern. Sie werden gerade auch von Vereinen, Unternehmen, Kommunen, Schulen und Universitäten auf beiden Seiten des Atlantiks gestaltet und lebendig erhalten.

Wir brauchen solche Institutionen des transatlantischen Brückenbaus nicht nur, um aktuell für gegenseitiges Verständnis und Freundschaft zu werben, sondern auch und gerade um die nächste Generation von Transatlantikern zu bilden. Ich hoffe dafür als Politiker auf Ihre tatkräftige Unterstützung, denn auch für die Zukunft muss es darum gehen, die Bindungen zwischen Deutschland und den USA Tag für Tag auf der Ebene der Bürger konkret mit Leben zu erfüllen.

Die Transatlantischen Beziehungen sind Teil eines geopolitischen Prozesses, der die Koordinaten unseres Beziehungsgeflechts seit Beginn der neunziger Jahre verändert hat und weiter verändert. Diese Veränderungen haben strukturelle Gründe und liegen nur vordergründig an der in der Ära Bush junior zu beobachtenden Entfremdung zwischen den USA und Europa. Für uns Europäer bleiben die USA der wichtigste Partner. Wir teilen die gleichen Werte, wir wollen Freiheit, Demokratie und Rechtsstaat. Auch die Amerikaner wissen, dass die Schnittmenge gemeinsamer Interessen und Werte mit keiner Region so groß ist wie mit Europa. Und wenn in der Ära Obama jetzt die US-Außenpolitik wieder multilateraler geworden ist, dann ist das eine Ermutigung für uns Deutsche und alle Europäer sich einzubringen, mit zu beraten, aber auch die Lasten zu teilen. Gemeinsame Werte betreffen nicht nur die Politiker. Unzählige menschliche Begegnungen auf allen Ebenen haben den Erfolg der transatlantischen Partnerschaft möglich gemacht. Auch in Zukunft werden diese Begegnungen und der gesellschaftliche Dialog ein stabiles Fundament für die deutsch-amerikanische Partnerschaft bilden. Ich möchte dem Berlin-American-Club für die kontinuierliche Arbeit danken und sie – die aktiven Frauen, dazu ermutigen, bei der wichtigen Aufgabe der Stärkung der transatlantischen Partnerschaft weiterhin so engagiert zu bleiben.

Nachdem Deutschland in den beiden Weltkriegen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts der Auslöser globaler Konflikte war und in Gegnerschaft zu den Vereinigten Staaten stand, lag unser Land während des Kalten Krieges im Zentrum eines weltweiten System- und Machtkonflikts. Dabei war Deutschland gespalten in einen westlichen Teil, der an der Seite der Vereinigten Saaten und anderer NATO-Partner stand und eine östlichen Teil unter Führung der Sowjetunion. Die Bundesrepublik war von der Sicherheitsgarantie der USA existenziell abhängig.

Mit dem Fall der Berliner Mauer und dem Ende der Sowjetunion hat sich diese Situation verändert. Das wiedervereinigte Deutschland liegt nicht länger im Zentrum einer Krise, sondern ist mittlerweile ein Stabilitätsfaktor für Sicherheit und Frieden. Die deutsche Frage ist gelöst. Unsere Nachbarn haben keinen Grund mehr, sich von Deutschland bedroht zu sehen. Im Gegenteil: Wir sind heute von befreundeten und verbündeten Staaten umgeben, politisch und wirtschaftlich in die EU und die NATO eingebunden und unterhalten enge Beziehungen zu unseren europäischen Nachbarn und zu den USA, zu Russland und zu Israel, um nur einige zu nennen. Damit ist Deutschland in der friedlichsten geopolitischen Situation seiner Geschichte und erfreut sich einer stabilen Demokratie und eines relativ großen wirtschaftlichen Wohlstands.

Vor 20 Jahren – 1990 – konnten wir in Deutschland in freier Selbstbestimmung die Einheit vollenden. Die Wiedergewinnung der deutschen Einheit war eine Sternstunde in der Geschichte unseres Landes. In diesem Jahr des Aufbruchs in eine neue Zeit hat sich auch Ihr Berlin-American-Club gegründet. Ich bin mit dem Club und seinen Gründungsmitgliedern eng verbunden, denn auch meine Frau Anne gehört zu den Initiatorinnen. So konnte ich die unzähligen Projekte zu Gunsten von Menschen in Not, die sie in Berlin, in Deutschland, aber auch in anderen Ländern unterstützen, ganz nah mitverfolgen.

Ich wünsche Ihnen allen für die Zukunft weiterhin so viel Freude im Einsatz für die Schwächsten in der Gesellschaft, so viel Kraft in dem oft auch mit Hindernissen behafteten Ehrenamt, und uns allen, dass diese ganz besondere Beziehung zwischen den Berlinerinnen und Berlinern und den Amerikanern weiterhin in den Herzen ihren Platz haben möge.

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